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Zu gefährlicher Stunde

Zu gefährlicher Stunde

Titel: Zu gefährlicher Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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vernünftige
Leute geben mir doch kein Zimmer.«
    Ich dachte kurz nach. »Ich kenne eine
Wohnung, in der Sie rund um die Uhr geschützt sind.« RKI hatte im letzten Jahr
ein Haus an der Twenty-eighth Avenue gekauft, um gefährdete Klienten darin
unterzubringen. Ich hatte selbst einmal dort gewohnt. »Falls eine Wohnung frei
ist, können Sie noch heute Abend dorthin.«
    »Das ist sehr nett von Ihnen. Aber...«
    »Ich helfe gern. Und Sie können mir
ebenfalls helfen. Sie haben diesen R.D. aus nächster Nähe gesehen. Vielleicht
können wir ihn gemeinsam identifizieren.«
    Nachdem Hy zugestimmt hatte, dass
Angela Batista in das RKI-Haus zog, begleiteten Patrick und ich sie in ihre
Wohnung, wo sie das Nötigste zusammenpacken konnte. Im Flurlicht konnte ich das
ganze Ausmaß des Schadens erkennen, den R.D. angerichtet hatte. Neben der
Angst, die sie durchmachte, musste sie auch unter starken Schmerzen leiden. Ihr
Selbstbild als starke, selbstsichere Frau war ebenso verletzt worden wie Rippe
und Nase und würde sehr viel langsamer heilen.
    Ich schlug ihr vor, beim Packen zu
helfen, doch sie bat uns, im Wohnzimmer zu warten. Als wir allein waren, fragte
Neilan: »Und, was meinen Sie?«
    »Meine Mitarbeiter haben
herausgefunden, dass Aguilar nicht selten Schläger zu Leuten schickt, die sich
ihm widersetzen oder ihn bedrohen. Offenbar ist R.D. einer davon. Er muss an dem
Abend, als ich bei Angela war, hier gelauert haben — oh Gott!«
    »Was?«
    »Bleiben Sie bei Angela. Ich muss nach
Vanessa Lu sehen.«
     
    Die Vorschullehrerin öffnete nicht auf
mein Klingeln. Ich klopfte an. Noch immer nichts. Kein Licht unter der Tür.
    Vielleicht war sie einfach nicht zu
Hause.
    Ich rannte wieder nach oben und
vertraute mich Patrick an. »Wenn R.D. sie nun erwischt hat? Wenn sie womöglich
tot oder verletzt in ihrer Wohnung liegt?«
    Er fuhr sich durch die roten Locken.
»Angela sagt, R.D. habe sie vorgestern überfallen — also am Freitag. Gegen fünf
Uhr nachmittags habe ich gesehen, wie Vanessa zu ihrem Freund ins Auto stieg,
sie hatte eine Reisetasche dabei. Vermutlich sind sie einfach übers Wochenende
weggefahren.«
    »Dennoch sollte ich sie vor R.D. warnen.«
    »Ich warte auf sie und kümmere mich
drum. Wenn sie weiß, dass sie aufpassen muss, ist es gut; Vanessa kann Karate.
Und ich mag zwar kein Riese sein, kann aber jeden hier im Haus beschützen.«
     
    Auf dem Weg zur Twenty-eighth Avenue
sprachen Angela Batista und ich nur kurz miteinander.
    »Ms McCone, wie kann ich Ihnen denn
dabei helfen, etwas über R.D. herauszufinden?«
    »Ich bin mit einer Grafikerin
befreundet. Sie kann mit Ihnen ein Bild von R.D. erstellen. Vanessa Lu und
Patrick sollten auch mithelfen.«
    »Aber ich bin ihm bloß einmal begegnet,
er hat mich dabei verprügelt. Eigentlich sehe ich nur seine Fäuste vor mir.«
    »Meine Freundin wird Ihnen helfen, sich
zu erinnern.«
    »Wie die Polizei im Fernsehen?«
    »Ja.«
    »Und was machen Sie, wenn Sie wissen,
wer er ist?«
    »Jedenfalls nichts, das Sie noch mehr
gefährdet.«
    »Aber Sie unternehmen doch etwas,
oder?«
    »Oh ja, verlassen Sie sich drauf. R.D.
wird nie wieder jemandem wehtun.«

Mon tag, 21, Juli

 
     
     
     
     
    Als ich mir den ersten Kaffee
einschenkte, telefonierte Hy schon mit einem Abschleppunternehmen, das den
Morgan abholen sollte. Danach schob er ihn auf den Gehweg vor dem Haus, damit
er keinen Strafzettel wegen Behinderung der Straßenreinigung bekam. Um nicht
wegen Parkens auf dem Gehweg bestraft zu werden, klemmte er einen Hinweis
hinter den Scheibenwischer.
    Als er in die Küche zurückkehrte, war
Michelle bei ihm. Sie verpasste Ralph, der bereits vor seinem Napf wartete,
gerade seine Spritze, wobei ich ihn tatsächlich schnurren hörte. Und das war
dasselbe Tier, das mich seit Tagen ignorierte!
    Sollte es etwa wieder so ein typischer
Montag werden?
    Doch als ich meine Freundin Daphne
Ashford in ihrem Grafikatelier anrief, lichteten sich die Wolken.
    »Ja, ich habe eine ähnliche Software
wie die, mit der die Polizei Phantombilder erstellt. Die Technologie ist sehr
weit entwickelt — und äußerst genau. Ich habe schon Poster und so etwas damit
entworfen.«
    »Mir war, als hättest du das schon
einmal erwähnt. Könntest du heute einen Job für mich übernehmen?«
    »Du hast mich in einer Pause zwischen
zwei Projekten erwischt. Ich wollte eigentlich die Wohnung putzen, aber was
soll’s? Dann lieber den Auftrag.«
    »Ist zwei Uhr für dich in Ordnung?«
    »Klar.«
    »Dann

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