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Zu Grabe

Zu Grabe

Titel: Zu Grabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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weiter man in Richtung Stadtrand fuhr, desto näher kam man den Weinbergen und dem Wienerwald und desto exklusiver wurden auch die Wohngegenden. Luxuriöse Villen mit tollen Ausblicken, riesigen Gärten und gepflegten Einfahrten dominierten hier das Umfeld.
    »Da müssen wir rein.« Nina zeigte auf eine schmale Gasse, die sich linker Hand einen kleinen Hügel hochschlängelte. Am unteren Ende des Wegs befand sich eine kleine, moderne Kirche, die unter dem Patronat der heiligen Margareta von Antiochien stand. Da die Märtyrerin als Patronin der Gebärenden und Unfruchtbaren galt, pilgerten tagtäglich schwangere Frauen oder solche, die es gerne werden wollten, in das Gotteshaus und zündeten Kerzen an. Die kleine Kirche passte vom Stil genau zu den dahinter liegenden modernen Designerhäusern, die so wirkten, als wären sie extra für eine Sonderausgabe von
Schöner Wohnen
gebaut worden.
    Morell und Capelli parkten schräg gegenüber von Novaks Haus, stiegen aus dem Auto und sahen sich um. Der Chefinspektor gab es nicht gerne zu, aber bei dem Gedanken, in dieser vornehmen Gegend völlig unvorbereitet und geheim herumzuschnüffeln, keimte schon wieder leichte Panik in ihm auf. Leise wiederholte er sein Mantra.
    »Welcher Nachbar ist wohl der besagte?«, riss Capelli ihn aus seinen Gedanken. »Der rechte, der linke oder der vis-à-vis?«
    Morell zuckte mit den Schultern. »Ich schätze, wir müssen uns wohl durchfragen.«
    Wie auf Kommando öffnete sich die Tür des rechten Nachbarhauses, und ein älterer Herr in einer braunen Cordhose, einer beigen Burberry-Jacke und einer Schirmmütze mit einem BMW -Aufnäher trat heraus. Neben ihm trottete gemächlich ein silberfarbener Weimaraner.
    »Los geht’s!« Capelli stieß Morell an. »Worauf warten wir?«
    Das ging sogar dem neuen Morell ein wenig zu schnell. »Ich habe mir noch gar keine Strategie überlegt«, zischte er.
    »Dann improvisieren wir einfach.«
    Noch bevor Morell etwas entgegnen konnte, überquerte der Mann die Straße und kam auf sie zu. »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte er und kraulte seinen Hund hinter den Ohren. Dieser musterte die beiden Fremden erst neugierig und begann dann an Morells Hosenbein zu schnuppern. »Keine Sorge, der tut Ihnen nichts«, versicherte der Mann dem Chefinspektor, der das Tier misstrauisch beäugte – Morell war und blieb ein Katzenmensch und konnte Hunden einfach nichts abgewinnen.
    »Es geht um den Mord an Herrn Novak. Einer seiner Nachbarn hat anscheinend ein paar wichtige Beobachtungen gemacht, und wir haben diesbezüglich noch ein paar Fragen«, sagte der Chefinspektor.
    »Sind Sie von der Presse?«
    »Nein, von der Polizei«, sagte Capelli und kassierte dafür einen bösen Blick von Morell.
    Der Mann war mit dieser Antwort anscheinend zufrieden, denn er wollte, sehr zu Morells Erleichterung, weder Namen noch Dienstgrade wissen oder gar Ausweise sehen. Er zeigte auf das kleine Haus, das links neben der Novak-Villa stand. »Der Augenzeuge, den Sie suchen, ist Pfarrer Stimpfl. Was für eine Ironie, dass ausgerechnet er dazu beigetragen hat, den Mörder zu schnappen.«
    »Warum Ironie?«
    »Stimpfl und Novak – das waren vielleicht zwei Streithammel. Die beiden alten Dickschädel haben sich gegenseitig das Leben ganz schön schwergemacht. Novak hat sich zum Beispiel ständig über das Läuten der Kirchenglocken aufgeregt und Stimpfl sogar wegen Ruhestörung angezeigt. Dafür hat der Pfarrer ihm Graberde direkt auf die teuren Orchideen geschaufelt, was wiederum zur Folge hatte, dass Novak nächtelang alle Kerzen auf dem Friedhof ausgelöscht hat. Daraufhin wurde er von Stimpfl wegen Störung der Totenruhe angezeigt … und so weiter und so fort.« Der Mann tätschelte seinen Hund, der langsam unruhig wurde. »Ja, ja … wir gehen ja schon.«
    »Interessant«, murmelte der Chefinspektor. »Sie wissen nicht zufällig, was der Auslöser für diese Feindseligkeiten war?«
    Der Nachbar schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Am besten, Sie fragen Pfarrer Stimpfl selbst.«
    »Das werden wir auf jeden Fall tun«, sagte Capelli. »Vielen Dank.«
     
    Das Pfarrhaus war kleiner und schlichter als die umliegenden Villen, versprühte aber weitaus mehr Charme. Es war ein einfaches, einstöckiges Gebäude mit einem gepflegten Garten, in dem Gänseblümchen, Sonnenblumen und Obstbäume wuchsen.
    »Lass uns bitte kurz besprechen, wie wir weiter vorgehen wollen«, versuchte Morell Capelli zu bremsen, die voller Elan zur Eingangstür geeilt

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