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Zu Grabe

Zu Grabe

Titel: Zu Grabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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heute noch nichts gegessen – ich werde daher keinen Schnaps trinken. Also, zur Sache, bitte!«
    Payer zögerte kurz, aber der bestimmte Tonfall, in dem Morell seine Worte ausgesprochen hatte, schien zu wirken. »Wir können ja nachher zusammen runter in die Mensa gehen und ein paar Würstel essen«, schlug er vor. »Dann haben Sie eine gute Grundlage und können danach den Schnaps probieren.«
    »Können wir jetzt bitte über das Thema Enthauptung sprechen?!«
    »Von mir aus.« Payer legte das Blatt Papier auf den Tisch, kippte seinen Schnaps auf ex hinunter und griff nach Morells Glas, das unangetastet auf dem Tisch stand. »In der Vergangenheit waren Enthauptung und anschließende Präsentation des Kopfes sehr weit verbreitet. Damals ging es darum, besonders schwere Delikte öffentlichkeitswirksam zu bestrafen.«
    »Sie meinen, es wäre also möglich, dass irgendjemand Novak für ein Verbrechen bestrafen wollte? Aber was könnte das gewesen sein?«
    »Das ist die große Frage. Prost!« Payer trank, sehr zu Morells Erleichterung, auch noch das zweite Glas aus.
    »Irgendwelche Vorschläge?«
    Der Archäologe schenkte Schnaps nach. »Sind Sie sicher, dass Sie keinen wollen? Vielleicht ein halbes Gläschen? Nur für den Geschmack.«
    Morell schüttelte den Kopf. »Denken Sie nach. Was könnte Novak getan haben?«
    Payer grübelte und strich über seinen Rauschebart. »Keine Ahnung«, murmelte er. »Jedenfalls nichts, was es rechtfertigen würde, ihn umzubringen und seinen Kopf im Arkadenhof auszustellen.«
    »Menschen können aus den absurdesten Gründen zu Mördern werden«, warf Morell ein. »Ich finde Ihren Ansatz jedenfalls interessant. Was haben Sie denn noch so zusammengetragen?«
    Payer schaute auf den Zettel. »Es gab da mal ein paar Gerüchte, die besagten, dass Novak früher heimlich Artefakte auf dem Schwarzmarkt verkauft habe.«
    »Und wie viel Wahrheitsgehalt ist an diesen Gerüchten?«
    »Keine Ahnung.« Payer strich sich erneut über den Bart. »Einerseits konnte ihm nie etwas nachgewiesen werden, andererseits lebte Novak viel zu gut für einen normalen Archäologen – unsereins ist ja schon froh, wenn er sich von dem bisschen Geld, das sich Gehalt schimpft, das Nötigste zum Leben leisten kann.« Er zuckte mit den Schultern. »Aber ob er damals tatsächlich in Grabraub und Kunstschmuggel verwickelt war, kann ich nicht sagen. Wie hat der Reinhard Fendrich schon so schön gesungen: ›Alles ist möglich, aber nix ist fix‹.«
    »Ist einer von meinen Kollegen diesen Gerüchten nachgegangen?«
    »Nein, die wissen ja nichts davon.«
    »Warum nicht? Das könnte eine wichtige Spur sein.«
    »Die haben ja nicht danach gefragt. Und von allein erzählt das hier sicher keiner rum. Wir wollen die Archäologie an sich und das Institut im Besonderen ja nicht in Verruf bringen. Außerdem handelt es sich nur um einen zweifelhaften, uralten Tratsch. Das ist Jahre her und hat mit den heutigen Ereignissen wahrscheinlich eh nichts zu tun.«
    »Wir sollten der Sache trotzdem nachgehen.«
    »Wenn Sie meinen. Ich kann mich ja mal unauffällig umhören.«
    Morell nickte. »Aber wirklich ganz unauffällig. Immerhin könnte es sein, dass ein skrupelloser Mörder ganz in der Nähe ist.«
    »Okay.« Payer grinste und rieb sich die Hände. »Endlich kommt hier mal ein bisschen Action in die Bude.«
    Morell wurde ganz flau im Magen. Er wusste nicht, ob er dieses unangenehme Gefühl seinem Hunger oder dem Enthusiasmus seines Gegenübers zu verdanken hatte. »Eine Mordermittlung ist eine ernste Angelegenheit, bei der man sehr vorsichtig und mit Bedacht vorgehen muss. Das ist nicht wie in einem Indiana-Jones-Film.«
    Payer grinste noch immer.
    »Ich meine es ernst, Ernst. Ich will nicht, dass Sie sich in Gefahr begeben.«
    »Keine Sorge«, ignorierte Payer die Mahnung des Chefinspektors. »Ich werde so dezent wie möglich sein. Wollen wir jetzt in die Mensa gehen, Würstel essen und danach Schnaps verkosten?«
    Morell hatte Glück, denn just in diesem Moment klopfte es, und Moritz Langthaler steckte seinen Kopf zur Tür herein. »Ah, Herr Morell, dachte ich doch, dass ich Sie in Dr. Payers Büro habe gehen sehen.«
    »Komm nur herein, Moritz«, forderte Payer den jungen Dozenten auf. »Magst du einen Schnaps?«
    »Nein, vielen Dank.« Langthaler betrat das Büro und suchte zögerlich nach einer Sitzgelegenheit.
    »Hock dich ruhig auf die Diplomarbeiten.« Der Professor zeigte auf einen Bücherstapel.
    Moritz Langthaler ließ

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