Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)
hatte, nachdem die Einzahlungen auf dem Geschäftskonto verbucht waren. Er hatte dieses Vorgehen von Camille und/oder Tina übernommen, die es vor Bradens Einstellung genauso gemacht hatten. Aber es durfte keine Abweichungen bei den Zahlen geben, die Beträge mussten übereinstimmen.
Summer überprüfte noch einmal alles und drückte erneut ENTER, aber wieder wurde der Befehl zurückgewiesen. Verdammt, Braden fehlte ihr. Bei ihm hatte das alles immer so mühelos gewirkt. Sie blickte zu Chloe hinüber, die den Holzboden fegte. Sie trug immer noch ihre Frisur mit den grünen Spitzen und einen passenden hellgrünen Lidschatten, allerdings hatte sie einen ziemlich zückhaltenden Cargo-Rock in Khaki und ein weißes T-Shirt an und seit zwei Wochen keine sarkastische Bemerkung mehr fallenlassen.
»Dir fehlt Braden auch, stimmt’s?«, sagte Summer.
Chloe fegte ungerührt weiter den Boden.
»Oder … er fehlt dir überhaupt nicht, weil du dich noch immer mit ihm triffst?« Sie sah das aufblitzende schlechte Gewissen in Chloes Miene. »Heimlich. O mein Gott, du tust es.«
»Ich tue gar nichts heimlich.« Chloe hörte mit dem Fegen auf und lehnte sich auf den Besen. »Okay, Sherlock. Ich treffe mich mit ihm. Das ist gar nicht so schwer. Er arbeitet bei ›Ally’s‹.«
»Bei Ally, der irren Ally?«
»Bei der ›die doppelt so viel zahlt wie wir‹. Anscheinend hat sich ihr Umsatz seit unseren Schwierigkeiten verdreifacht. Außerdem – ein guter Buchhalter ist schwer zu finden.«
»Chloe …«
»Ich liebe ihn, Summer.«
Summer schluckte. »Du wirfst mit diesem Wort furchtbar leichtsinnig um dich.«
»Aber es ist so.«
»Er wird einer Straftat verdächtigt.«
»Wir doch auch. Wenn die Polizei die Wahrheit herausgefunden hat, kann er zu uns zurückkommen.«
»Will er das denn? Hierher zurückkommen?«
»Na ja, nein. Aber er würde es für mich tun.«
»Also liebt er dich auch?«
Chloe wandte den Blick ab.
»Ach, Chloe.«
»Na gut, mag ja sein, dass er nicht sagt, dass er mich liebt, aber ich weiß es.« Chloe ließ sich auf einem Sitzsack nieder, der hinter Summer stand. »Er schämt sich nur wegen seiner Vergangenheit, und es ist ihm peinlich, was wir alle über ihn denken.«
Summer setzte sich neben Chloe und zog ein Bein an. »Ich weiß, ich bin noch nicht allzu lang hier, aber …«
»Oh, jetzt wird’s schnulzig. Gleich sagst du mir noch, wie lieb du mich hast und dass du nicht möchtest, dass mir jemand wehtut.«
Summer lachte. »Ich habe daran gedacht.«
»Vergiss es. Für deine Seite der Familie ist Liebe doch nur ein Wort.«
»Das stimmt nicht. Ich hab dich lieb.«
»Hm. Sobald du das dem Rest der Familie und Joe erzählst, werde ich echt beeindruckt sein.«
Summer merkte selbst, dass sie die Arme abweisend vor der Brust verschränkt hielt. »Wir haben über dich gesprochen.«
Chloe tätschelte ihr den Arm. »Was immer dir ein gutes Gefühl macht.« Sie erhob sich. »Ich muss jetzt arbeiten.«
Und das tat sie denn auch. Summer begab sich zum nervigen Computer zurück und ermahnte sich zur Konzentration. Sie würde ihren Hintern erst dann vom Hocker erheben, wenn sie das Problem mit den Einnahmen einen entscheidenden Schritt vorangebracht hätte.
Es dauerte eine weitere Stunde, bis sie herausgefunden hatte, dass sie nichts dafür konnte. Die Einnahmen und Buchungsbeträge auf dem Bankguthaben stimmten tatsächlich nicht überein. Und sie stimmten nicht überein, weil jemand in den Büchern herumgefummelt hatte.
Besonders bei dem Geld, das auf dem Konto hätte eingezahlt sein müssen.
Summer forderte alle auf, sich im hinteren Zimmer an den Tisch zu setzen. Camille, Chloe und Tina. Bill war auch da, er war mit Lunch vorbeigekommen. Sie stellte den Krug Tee vor ihre Mutter, schob den Zucker zu ihrer Tante hinüber und öffnete den Laptop. »Wir haben ein Problem, ein großes.«
»Klingt ernst.« Tina sah den Computer mit durchdringendem Blick an – als hätte er Flügel.
»Es ist ernst.« Summer holte tief Luft. »Jemand hat an den Einnahmen herummanipuliert. Die Gesamtbeträge, die auf dem Bankkonto erscheinen, stimmen nicht mit dem überein, was auf den Einzahlungsbelegen der Kasse steht.«
Tina runzelte die Stirn.
Camille begann Tee auszuschenken.
Chloe blinzelte verwirrt.
Bill, der einem Wildfremden sein letztes Hemd gegeben hätte, schüttelte den Kopf. » Wie bitte? «
»Ich weiß. Es klingt verrückt. Aber das Geld fehlt uns.« Summer stemmte die Hände in die Hüften und
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