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Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)

Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Zu nah am Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Shalvis
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Einzahlungsbelege, die fünfzehn Jahre zurückreichten. »Ihr beide seid so intelligente, moderne Frauen. Wie konntet ihr nur ein solches Chaos in der Buchhaltung anrichten? Ich meine, fünfzehn Jahre, Mutter.«
    »Ich weiß, es sieht schlimm aus, aber in Wahrheit ist es so, dass wir unserem Steuerberater einfach das Hauptbuch mit den Zahlen gegeben haben, die auf den Computerausdrucken standen. Er hat uns nie gebeten, das auf Papier nachzurechnen. Wir haben diese kleinen Zettel nie gebraucht, du kannst von Glück sagen, dass wir sie überhaupt aufbewahrt haben.«
    »Wir könnten den Steuerberater anrufen, damit er uns hilft.«
    »Natürlich, aber das würde ein Vermögen kosten, ganz zu schweigen davon, dass er uns für die größten Idioten der Stadt halten würde.«
    Summer war fassungslos über die Argumentation ihrer Mutter. Aber war das der wahre Grund, dass sie sich nicht zum Gespött der Leute machen wollte, oder gab es noch andere Gründe?
    Gott, wie sie diese Zweifel hasste, diese nie enden wollende Angst.
    Camille saß auf dem Boden. »Eines verstehe ich nicht: Warum hast du eigentlich nicht das Weite gesucht?« Sie trug eine Bauernbluse, einen weiten, ausgestellten Jeansrock und vier mit Perlen besetzte Armbänder am rechten Arm, die bei jeder Bewegung klimperten. »Langsam glaube ich fast, dass du dich hier wohlfühlst.«
    Summer sah in Camilles lächelnde, aber verdutzte Miene. »Ja, das stimmt.«
    »In der ersten Zeit war das ganz anders.«
    »Ich weiß, aber das war meine Schuld. Ich habe euch alle auf Distanz gehalten. Das kann ich gut.«
    »Was hat sich denn verändert?«
    »Ich glaube nicht, dass es ein ›Was‹ ist.« Summer legte eine Handvoll Einzahlungsbelege auf den Boden. »Sondern ein ›Wer‹.«
    »Joe?«
    Summer hatte plötzlich Schmetterlinge im Bauch. »Ja«, sagte sie im Flüsterton, als verriete sie ein seelentiefes Geheimnis. Es fühlte sich zumindest wie eines an.
    »Oh, Schätzchen. Er ist genau das, was ich mir für dich gewünscht habe. Fürsorglich und einfühlsam, stark und gütig. So wie du.«
    Summer war derart verblüfft, dass sie lange kein Wort herausbrachte. »Du glaubst, dass ich das alles bin?«
    »Ich weiß es. Dein Vater hat es immer wieder gesagt.«
    »Mom.« Summer schüttelte den Kopf. »Wie kommt es dann, dass wir nie über ihn sprechen?«
    Camille schloss die Augen. »Weil es zu sehr schmerzt.«
    »Es würde weniger schmerzen, es herauszulassen. Ich jedenfalls möchte es herauslassen. Ich denke schon so lange über alles nach: Dad, das Leben, die Liebe. Darüber, wie ich mit alldem klarkommen soll.«
    »Und? Hattest du schon Erfolg damit?«
    »Nein, und ich werde Joe für immer verlieren, wenn ich mit dieser Sache nicht zurechtkomme.«
    »Ich weiß nicht, aber vielleicht geht es ja darum, die Angst zu überwinden.«
    Summer lachte. »Hast du ein Buch dafür?«
    Ihre Mutter blieb ernst. »Vielleicht macht man’s einfach. Vielleicht wagt man einfach den Sprung. Ohne zu gucken.«
    »Das hört sich schmerzhaft an.«
    »Es ist nicht so schmerzhaft, wie nicht zu leben«, sagte Camille. »Stimmt’s?«
    Gerade als Summer glaubte, dass ihre Mutter nicht ganz bei der Sache war, sagte sie auf einmal etwas sehr Tiefsinniges, wodurch alles an seinen rechten Platz rückte.
    »Natürlich«, setzte ihre Mutter hinzu. »Es ist eines, zu sagen, spring doch. Und etwas ganz anderes, es auch zu tun.«
    Es klopfte. Sie blickten auf und sahen Kenny, der in Jeans und einem Polohemd dastand und extrem Gentlemen’s-Quarterly-like aussah. Kein Klemmbrett in Sicht. »Hallo«, sagte er, den Blick auf Camille gerichtet. »Fleißig?«
    »Äh, ja, kann man so sagen«, antwortete Camille.
    »Nein.« Summer schnappte sich den großen Stapel Einzahlungsbelege, der vor ihrer Mutter lag, und legte ihn auf ihren eigenen Stapel.
    Camille schnappte ihn sich zurück.
    »Mutter.« Summer beugte sich vor und flüsterte: »Tu es. Spring .«
    Camille schaute sie an. Dann neigte sie, unentschlossen, den Kopf in Richtung Kenny. »Vielleicht bin ich ja plötzlich doch nicht so beschäftigt.«
    Kenny ging neben ihr in die Hocke. »Ich habe heute frei. Ich dachte, wir könnten eventuell zu Mittag essen.«
    »Zu Mittag essen?«
    »Ja, sicher, Sie erinnern sich bestimmt, man sitzt sich gegenüber und isst und redet. Lächelt. Lacht sogar.«
    Camille blickte ihn unentschlossen an.
    Kenny wartete einfach, mit der für ihn typischen unendlichen Geduld.
    »Das ist keine gute Idee«, sagte Camille schließlich.

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