Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)
Lagerhaus wettzumachen. Weitere Ware befindet sich in allen möglichen Ecken in beiden Läden, bei mir zu Hause und auch bei Tina; wenn die Kunden also nach etwas Besonderem suchen, seht auf der Liste nach.«
Diana tat so, als machte sie sich Notizen, in Wirklichkeit aber las sie in ihrer Cosmopolitan , die in einer braunen Aktenmappe versteckt war. Madeline malte kleine Smileys auf ihren Notizblock und vergaß alles um sich herum. Stella und Gregg saßen dicht nebeneinander, schweigend, aber aufmerksam.
»Ruft Braden an, um zu fragen, ob ein Artikel vorrätig ist«, fuhrt Camille fort. »Oder um einen Preis zu erfahren.«
Braden klappte seinen Laptop auf und sah in die Runde, cool und ganz ruhig; seinem Blick ließ sich nicht entnehmen, was er dachte.
Chloe schaute ihn ganz verträumt an und verschlang währenddessen einen Donut mit Schokoglasur. »Ein hei ßer Typ«, sagte sie lautlos zu Summer.
Das stimmte zufällig, aber ein »heißer« Typ war eben nicht unbedingt eine Seelenstärkung, dachte Summer. Seit wann es sie kümmerte, ob ein Mann solche Qualitäten besaß, wusste sie allerdings auch nicht genau.
Am Ende der Besprechung drängten Stella, Gregg und die Zwillinge zur Tür, sie wollten zum ersten »Creative Interiors«-Laden aufbrechen; aber Camille stoppte sie. »Ich sollte noch erwähnen, dass die beiden Fire Marshals in beiden Läden vorbeikommen, um letzte Fragen für ihren Bericht zu klären. Bitte kooperiert mit ihnen und beantwortet ihnen alle Fragen.«
Chloe drehte sich zu Summer um und hob anzüglich die Brauen.
Summer ignorierte Chloe zwar, aber ihr gingen trotzdem zwei widerstreitende Gefühle durch den Kopf, denn sie würde Joe wiedersehen. Vorfreude und Bangigkeit.
Aber hauptsächlich Vorfreude.
Madeline kam herüber und zeigte ihnen Dianas Cosmopolitan, die sie auf der Horoskopseite aufgeschlagen hatte. Sie deutete auf Chloes Horoskop und las: »Eure Monde stehen in Konjunktion.«
»Also volle Kraft voraus«, sagte Diana zu ihrer älteren Schwester.
Chloe schnappte sich das Magazin und las begierig das Horoskop. »Was sagt Summers?«
Summer seufzte zwar, konnte jedoch keine echte Verärgerung aufbringen, da sie noch immer daran dachte, dass sie heute Joe sehen würde. Sie brauchte Zeit, um den peinlichen Moment zu verarbeiten, als er sie zurückgewiesen hatte, und um anzuerkennen, dass Chloe sich geirrt hatte – sie war eben doch nicht unwiderstehlich.
Verdammt, er hatte sie gewollt. Sie hatte dieses Begehren gespürt, ganz deutlich. Und trotzdem hatte er sie sitzenlassen.
So wie sie ihn damals sitzenlassen hatte.
Na gut, verdammt noch mal, sie hoffte, dass sie damit quitt wären. Sie begab sich zu ihrer Mutter hinter den Tresen. »Wo soll ich heute arbeiten?«
»Oh.« Camille schaute sich um. In ihrem langen, flie ßenden geblümten Sommerkleid und mit ihrem natürlichen Make-up wirkte sie sehr damenhaft und elegant. Socks, zu ihren Füßen, miaute und wurde hochgehoben, worauf sie einen sehr selbstzufriedenen Eindruck machte. »Du musst das nicht, das weißt du«, sagte Camille.
»Ich möchte es aber.«
»Du willst Strandkissen, Strandbilder und Leuchttürme verkaufen und dich mit quengelnden Kleinkindern und herumkommandierenden Kundinnen herumschlagen? Oje.«
Das war neckender Sarkasmus. Er fühlte sich an wie eine Umarmung; Summer grinste. »Das weißt du doch.«
»Es wird zu zahm für dich sein.«
Vielleicht war sie ja bereit für ein bisschen Zahmheit, bereit hierherzugehören. Sie ergriff die Hand ihrer Mutter und drückte sie zweimal. Früher war das ihr gemeinsamer Code für »Ich hab dich lieb« gewesen. In Übereinstimmung mit dem Code hatte Camille dann immer dreimal gedrückt, was bedeutete: »Ich dich auch«.
Camille lächelte zerstreut und drückte ihr die Hand. Einmal.
Was bedeutete das denn?
Camille zögerte; schließlich sagte sie: »Liebes, ich bin dir zwar sehr dankbar, dass du hier bist, aber ich glaube einfach nicht, dass du dich zwingen solltest zu bleiben. Das ist alles.«
»Ich muss mich nicht zwingen, ich möchte es. Ich will mit dir zusammen sein.«
Camille blickte auf ihre und Summers Hände, wie sie so miteinander verbunden waren. »Das war nicht immer so.«
Der Satz hing einen kurzen Moment über ihnen – wie eine dicke Sturmwolke. Dann schüttelte Camille den Kopf. »Entschuldige, ich wollte nicht davon anfangen. Ich … brauche etwas mehr Tee.«
»Ist es das, was du denkst?«, fragte Summer mit rauer Stimme und folgte ihrer
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