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Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)

Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Zu nah am Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Shalvis
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Mutter in den kleinen Personalraum. Sie glaubte es einfach nicht. »Dass ich nicht mit dir zusammen sein will?«
    »Tut mir leid«, sagte Camille wieder und schloss die Augen, ein Trick, den Summer nur zu gut kannte, weil sie das auch immer tat, wenn ein Gefühl sie zu überwältigen drohte. »Ich weiß, dass es dich nervt, hier zu sein.«
    »Mutter.« Sie lachte freudlos. »Lass uns aufhören, um den heißen Brei herumzureden. Sagen wir doch einfach, wie wir uns fühlen, okay? Ja, es fällt mir schwer, hier zu sein, aber ich will bleiben.« Jetzt kommst du , dachte Summer. Sag mir, dass du auch möchtest, dass ich bleibe .
    »Camille!« Tina steckte den Kopf durch die offene Tür und winkte ihre Schwester zu sich. »Das musst du dir unbedingt ansehen!«
    »Worum geht’s?«
    »Rate mal, wer eben reingeschneit ist und die Nase in unsere Neueröffnungsangebote steckt?«
    »Nicht Ally«, sagte Camille schockiert.
    »Ich schwör’s dir, sie ist es, das raffinierte Miststück trägt einen großen Strohhut und eine dunkle Brille.«
    »Ich bin gleich da.« Camille sah Summer an.
    »Liebes, ich freue mich sehr, dass du bei uns bist. Aber es ist so lange her, dass wir Zeit miteinander verbracht haben … Ich möchte dir ja geben, was du brauchst, aber ganz offen gesagt: Ich weiß nicht, was das ist.«
    »Dich brauche ich. Meine Mutter. Meine Familie.«
    Camille lächelte, aber es wirkte unsicher. »Also dann ist es ja ganz leicht, ich bin ja deine Mutter.« Sie beugte sich vor, gab Summer einen Kuss auf die Wange und ging.
    Summer schaute Socks an. »Und? Was hältst du von diesem Chaos?«
    »Miau.«
    »Ja, genau.« Camilles Zögern ergab Sinn. Summer war tatsächlich davongelaufen. Einmal nur, aber dauerhaft, und obwohl sie im Laufe der Jahre immer wieder nach Hause gekommen war, war sie nie wirklich mit dem Herzen dabei gewesen. Was bedeutete, es war nicht nur die Schuld ihrer Mutter, dass Summer ihr nicht nahestand – und den anderen auch nicht.
    Summer hatte ihren Anteil daran, auch sie hatte die Kluft zwischen sich und ihrer Mutter geschaffen.
    Wenn es nur ebenso leicht wäre, das wieder rückgängig zu machen.
    Zur offiziellen Eröffnung von »Creative Interiors II« erschienen zahlreiche Gäste und hielten alle Mitarbeiter auf Trab.
    Joe und Kenny kreuzten am späten Vormittag auf. Joe trug eine ausgewaschene, ausgebleichte Jeans, Kenny eine dunkelblaue Hose. Und beide trugen ihr weißes Uniformhemd samt Dienstmarke, allerdings sah Joes Hemd aus, als hätte es nie ein Bügeleisen gesehen. Außerdem hatte er eine Fliegerbrille auf dem Kopf, so weit ins Haar hochgeschoben, dass sie sich fast in den zerzausten, von der Sonne gebleichten Locken verlor, die ihm in die Stirn fielen. Kenny trug sein blondes Haar feuerwehrmannkurz und eine Harry-Potter-Brille.
    Beide Männer hatten ihre Dienstwaffe dabei, und beide wirkten auf ihre eigene Art sehr offiziell.
    Summer sprach gerade mit einer Kundin, einer sportlichen Mittdreißigerin, mit deren jüngerer Schwester Summer zur Schule gegangen war. Sie unterhielten sich darüber, welche Wanderungen man zu dieser Jahreszeit unternehmen sollte. Der Morgen in der freien Natur hatte die Lebensgeister in Summer geweckt, und sie konnte es gar nicht erwarten, wieder dort zu wandern, gewissermaßen auf eigenem Terrain.
    Seltsam, die Gegend war während eines sehr langen Zeitraums gar nicht ihre Heimat gewesen, und doch hatte es etwas Tröstendes, sie sich wieder anzueignen, etwas beunruhigend Verheißungsvolles.
    Joe kam herein, mit seinen »Ich sehe alles«-Augen und seiner Aufmerksamkeit, seiner Waffe und seinem verblüffenden neuen Selbstbewusstsein, und mit ihm kam die Hitze des Tages und die Hitze von etwas völlig anderem, und plötzlich konnte sie sich nicht mehr konzentrieren. Sie stand einen Augenblick da, während sie praktisch sprachlos war und jeder Gedanke ihr entglitt.
    Schließlich wandte er den Kopf. Und sofort hatte er sie entdeckt, mit einem einzigen schweifenden Blick.
    Die Kundin berührte sie am Arm und riss sie dadurch aus ihren Gedanken. »Sie haben mir die Wanderungen wirklich sehr schön beschrieben, vielen Dank. Aber könnte ich da auch allein wandern – was meinen Sie?«
    »Wenn Sie eine Karte lesen können.«
    »Oh.« Die Kundin sah bestürzt drein. »Ich verlaufe mich schon auf dem Weg zum Laden an der Ecke.«
    »Ich kann Sie ja anrufen, wenn ich das nächste Mal losgehe.«
    »Tatsächlich?« Die Miene der Kundin hellte sich auf; sie kramte in ihrer

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