Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)
»Also bis dann.«
Die offizielle Benachrichtigung traf am Ende der Woche ein. Ebenso wie das Fire Department hatte auch die Versicherung den Brand im Lagerhaus als Unfall eingestuft.
Um die gute Nachricht zu feiern, lud Summer Camille zum Mittagessen ins »Blue Cafe« ein, eines von Camilles Lieblingslokalen, wo die Musik ausgezeichnet war, das Essen noch ausgezeichneter und man sich auf keinen Fall entspannen konnte.
Nach dem Essen nahm Camille Summer fest in die Arme. Dort, auf dem Bürgersteig, mit dem Geruch des Meeres um sie herum und dem schönen Gefühl, dass ihre Mutter die Arme um sie gelegt hatte, dachte Summer, dass es sich hier gut leben ließ.
»Das war ein wunderbares Abschiedsessen«, sagte Camille, als sie die Umarmung löste. »Danke.«
Summer war verdutzt. » Abschied?«
»Na, wir haben jetzt doch einen offiziellen Bescheid, oder? Der Bericht ist nur noch reine Formsache und muss jeden Tag eintreffen.«
Ach, so war das gemeint. Sie war jetzt also frei, wieder abzureisen. Und sie konnte es kaum erwarten. Wirklich. Dennoch, ihre Gedanken rasten, während sie den lauten, von Menschen wimmelnden Bürgersteig entlanggingen. Kurz bevor sie ins Auto einstiegen, fasste Summer ihre Mutter am Handgelenk. »Mom? Ich muss dir etwas sagen.«
Camille lächelte leise. »Ich weiß es schon.«
»Tatsächlich?«
»Ja. Du hast mich lieb.«
»Ja, sehr, aber darum geht’s nicht.« Sie atmete tief durch. »Es tut mir leid, dass ich damals so sang- und klanglos fortgegangen bin, dass ich nicht für dich da gewesen bin … verzeih, dass ich dich enttäuscht habe.«
Camille legte eine Hand auf ihr Herz und schüttelte den Kopf. »Ich möchte nicht, dass es dir leidtut …«
»Aber es tut mir leid. Es tut mir so leid, Mom.«
»Ach, Summer, glaubst du denn, ich merke nicht, wie sehr du dich bemühst, es hier schön zu finden?« Sie umarmte sie noch einmal. »Und ich finde es toll, dass dir das Zusammensein mit mir so viel bedeutet. Aber du hast mir schon drei Wochen geschenkt. Du möchtest doch sicher wieder von hier weg.«
»Ich habe noch ein paar Tage Zeit.«
»Liebes.«
»Wirklich. Morgen unternehme ich mit einer Kundin und einer Gruppe ihrer Freundinnen eine Tageswanderung.« Worauf sie sich tatsächlich freute.
Camille lächelte. Dennoch wirkte sie plötzlich angespannt. »Das freut mich.« Sie umfasste Summers Gesicht mit beiden Händen. »Weißt du, es wird alles in Ordnung sein zwischen dir und mir, wenn du gehst.«
Aber stimmte das? Oder würden sie in einen Zustand zurückfallen, in dem sie sich einander wieder entfremdeten? »Ich möchte nur, dass du verstehst, wieso ich dieses Mal fortgehe. Dass ich nicht mehr davonlaufe. Dass ich zurückkomme, wirklich zurückkomme.«
»Das weiß ich.«
Aber reichte diese Erkenntnis? Auch das wusste Summer nicht.
Zwei Tage darauf stand Summer im neuen »Creative Interiors II«, bediente die letzte Kundin und wollte gerade schließen. Es war ihr letzter Tag an der Kasse.
Morgen würde sie abreisen.
Sie hatte einige Wanderungen geleitet, war mit Chloe Kajak gefahren und hätte gern mehr Zeit gehabt, um die Stätten ihrer Jugend zu erkunden.
Aber morgen führe sie in ihre kleine Wohnung nach San Francisco zurück. Übermorgen würde sie dann nach Colorado fliegen, wo die Fluss-Rafting-Saison begann, und nicht mehr viel darüber nachdenken, was sie zurückgelassen hatte: ihre Mutter, ihre Familie.
Joe.
Er war mit einer Kopie des Brandberichts kurz im Laden vorbeigekommen. Er hatte sich nicht von ihr verabschiedet und sie sich auch nicht von ihm. Heute war ihr letzter Abend. Allein. Wie sie wusste, gingen alle nach der Arbeit oft ins »Tooley’s Bar and Grill«. Normalerweise ging sie nur ungern in Bars, aber heute Abend könnte ein Besuch nicht schaden, fand sie. »Was machst du eigentlich nach der Arbeit?«, fragte sie Chloe.
Chloes Grinsen sagte alles. »Rate mal.«
Summer warf dem zwar ungemein attraktiven, aber auch sehr stillen Braden einen Blick zu, der auf der Seite hinter dem Tresen saß und in seinen Laptop irgendetwas rasend schnell eintippte. »Er hat dich eingeladen, mit ihm auszugehen?«
»Spielt es eine Rolle, wer wen gefragt hat?«
Summer dachte daran, wie sie Joe geküsst hatte, am Strand, und musste zugeben, dass es tatsächlich nicht wichtig war, wer anfängt. »Er ist so schweigsam. Hast du schon mal mit ihm gesprochen?«
»Vielleicht geht’s mir ja nicht ums Reden.«
»Ah ja.« Dass Chloe bei einem Mann einen Treffer
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