Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)
verstand nicht, dass es für sie dadurch nur noch schwieriger wurde. Bei ihm konnte sie sich wirklich fallenlassen, und das machte ihr große Angst, sie würde nämlich unsanft aufprallen. Der Sturz würde schmerzen.
Und nach dem Sturz würde sie nicht wieder aufstehen können.
Er blickte sie an. Ganz offensichtlich wartete er darauf, dass sie etwas sagte. Als sie schwieg, riss er sich von ihr los.
»Joe …«
»Ich weiß. Du wolltest nur vergessen. Ich weiß .« Er fuhr sich durchs Haar. »Das wollte ich auch. Ich dachte, ich könnte es, aber ich kann es nicht.« Er drehte sich um und ging auf die Eingangstür zu. »Es tut mir leid.«
»Willst du jetzt gehen?«, fragte sie ihn ungläubig, alleingelassen, auf halbem Wege zum Orgasmus. »Einfach … davonlaufen? Wirklich?«
Er ging zurück und legte die Hände fest auf ihre Hüften. »Glaubst du wirklich, dass ich es bin, der wegläuft?« Er umfasste sie mit einem Arm und zog sie an sich. Mit der anderen Hand umfing er ihre Brust. Sie erschauerte am ganzen Leib und sank ihm aufseufzend entgegen, vergrub das Gesicht in seiner Halsbeuge.
Er wurde ganz still, dann machte er sich wieder von ihr los, sie lehnte sich mit dem Rücken ans Waschbecken. »Damit das ganz klar ist, Red. Du läufst weg, wenn ich dich berühre. Du versteckst dich.«
»Nein. Ich will dich.«
»Du willst den Kick. Nicht die Intimität.«
Okay, ja, verdammt, sie wollte den Kick. Und vielleicht – tief in ihrem Inneren – auch etwas mehr. Nur ein bisschen mehr. Aber dabei brauchte sie Hilfe, denn das zu akzeptieren war schwieriger, als sie geglaubt hatte, viel schwieriger. Und um nichts in der Welt würde sie es zugeben, während er dastand und sie ärgerlich ansah. Um nichts in der Welt würde sie zugeben, wie sehr sie ihn brauchte – gerade jetzt, da sie die Menschen in ihrem Leben dazu zu bringen suchte, sie anzunehmen. Sie hatte das so satt, so satt .
»Und was jetzt?«, fragte er müde.
Ihre Augen brannten, nicht nur vom Rauch. Ihre Stimme versagte. Sie stand kurz davor zu zerbrechen – ohne eine Idee, wie sie die Teile wieder zusammensetzen sollte. Sie konnte nur noch den Kopf schütteln. »Du musst nicht hierbleiben. Mir geht’s gut.«
Hatte sie nicht eben noch Wärme und Zärtlichkeit in seinen Augen entdeckt? Das war jetzt weg. »Klar, dir geht’s gut. Dir geht’s immer gut, wenn du allein bist«, sagte er und bemühte sich, völlig entspannt auszusehen, so, als hätte er seinen Ärger fest im Griff. »Zu gut, glaube ich. Aber ich lasse dich heute Abend nicht allein. Ich laufe nicht fort. Verstehst du? Ich bleibe hier.« Er ging zurück zur Tür, verschränkte die Arme vor der Brust, an sei- 156 ner Hüfte die Pistole, und sah groß, böse und stinksauer aus – und auch stur und dickköpfig.
Und verdammt sexy. Sie war völlig durch den Wind und ärgerte sich deshalb so richtig darüber. »Geh oder bleib«, sagte sie achselzuckend. »Es ist mir egal.«
Aber das stimmte nicht, überhaupt nicht. Wenn er jetzt ging, dann würde sie zerbrechen. »Ich nehme ein Bad.« Vorsichtig sprang sie vom Waschtisch, streifte den Rock hinunter und zog das Hemd aus. Sie ignorierte seinen leisen, erstickten Fluch; allerdings ließ der raue Ton seiner Stimme ihre Brustwarzen hart werden. Dann stand sie in Sport-BH und Slip da, kehrte ihm den Rücken zu, beugte sich vor und drehte den Hahn an der Badewanne auf.
Wieder fluchte er.
Das heizte ihre gereizte Stimmung weiter an, rief eine dieser selbstgefälligen Formen von Frauenpower in ihr hervor, die sich noch weiter steigerte, als sie ganz langsam einen Badezusatz ins Wasser goss. Oh ja, wenn sie schon schlechter Laune war, dann wollte sie wenigstens dafür sorgen, dass er ihr dabei Gesellschaft leistete. Langsam begann der Geruch von Kakaobutter den des Rauchs zu überdecken. Immer noch mit dem Rücken zu ihm, zog sie ihren BH aus und schleuderte ihren Slip von sich. Dann drehte sie sich um und nahm sich einen Waschlappen, wobei sie sorgfältig darauf achtete, dass Joe einen vollständigen Ganzköperblick auf sie bekam, ehe sie in die Wanne stieg.
Die Art, wie seine Blicke über ihren gesamten Körper glitten, einschließlich des Rings an ihrem Nabel, zeigte ihr an, dass sie ihr Ziel erreicht hatte. Als sie sich aber vollständig ins Wasser gleiten ließ, vergaß sie augenblicklich, dass sie eigentlich einen männermordenden Vamp hatte abgeben wollen, denn ihre Wunden brannten höllisch.
Mit leicht grimmiger Miene setzte er sich neben
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