Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)
ruhte kurz auf ihr, dann schüttelte er den Kopf. »Lass uns lieber mit dem beginnen, weshalb ich hergekommen bin, als einen Weg zu beschreiten, zu dem du nicht bereit bist.« Er deutete auf sein Klemmbrett. »Bist du bereit?«
Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus. Nein. Nein, sie war nicht bereit. »Das ist ein Wetter, was?« Sie fächelte sich Luft zu. »Heute wird ein richtig heißer Tag.«
Seine Augen blickten voller Mitgefühl. »Wir müssen das hier machen.«
»Ich weiß.« Es war sein Job, aber bei dem Gedanken, es noch einmal zu durchleben, geriet sie ins Schwitzen. »Bist du sicher, dass du mit mir nicht lieber über die Abschürfungen sprechen möchtest, die ich mir auf dem Teppich zugezogen habe?«
In seinem Gesicht arbeitete es einen Augenblick lang – er rang mit seiner Professionalität. Faszinierend zu beobachten. »Das sollten wir vielleicht auf ein späteres Gespräch verschieben«, sagte er schließlich.
»Ich spreche viel lieber über …«
»Red, es tut mir leid.«
So ruhig. Sie fragte sich, wie viele der zwölf Jahre ihrer Abwesenheit es wohl gebraucht hatte, bis er sich so unter Kontrolle hatte.
Wenn er ihr doch beibringen könnte, auch so zu sein.
»Komm, setzen wir uns«, schlug er vor.
Sie ließ sich von ihm zu dem kleinen, zweisitzigen Sofa neben dem Kühlschrank führen, gegenüber dem Raum, in dem Camille Kenny Tee einschenkte.
Summer beobachtete Joe, wie er um den kleinen Tisch vor dem Sofa herumging und sich neben sie setzte. Sie dachte daran, wie es wohl wäre, diese festen, nicht lächelnden Lippen zu küssen, in dieses zu lange, wellige, ungekämmte Haar zu greifen. Und es fiel ihr sehr schwer, nicht daran zu denken, dass sie sich, sobald sie in seinen Armen lag, lebendig fühlte, wunderbar lebendig. Während sie ihn so ansah, schluckte er, sein Adamsapfel ruckte leicht auf und ab. Sie hätte gern da hineingebissen. Ihn gebissen. Seine kräftigen, beweglichen Hände hielten das Klemmbrett und den Kuli; sie dachte daran, wie seine langen, schlanken und kräftigen Finger ihre Brustwarzen liebkosten. Wie sie sich auf ihrem Körper anfühlten – und in ihr. Sie war völlig durcheinander und schüttelte den Kopf, konnte ihn aber nicht klarbekommen. »Es entwischt mir.«
»Du hast eine traumatische Erfahrung gemacht. Lass dir Zeit.«
»Daran denke ich jetzt gerade nicht.« Sie hob den Blick und zeigte ihm, woran sie tatsächlich gerade dachte.
»Red«, sagte er sanft, in einem verzweifelten Ton, der sie seufzen ließ.
»Tut mir leid.« Sie massierte sich die Schläfen. »Mach weiter. Frag einfach. Was willst du wissen? Dass ich glaube, dass ich das Feuer aus Versehen gelegt habe und meiner Mutter und meiner Tante unsägliches Leid zugefügt und sie um viel Geld gebracht habe?«
»Das hast du nicht.«
»Oder dass die Versicherung ihre Beiträge erhöhen wird …« Sie blickte ihn direkt an. »Was?«
»Ich glaube nicht, dass die Kerze den Brand verursacht hat.«
Gott sei Dank war ihr erster selbstsüchtiger Gedanke. Dann sah sie sich seinen Gesichtsausdruck und den Zorn darin genau an und bekam ein sehr schlechtes Gefühl. »Was denn?«
»Warst du, bevor du unten eingeschlafen bist, allein im Laden?«
Ihr war noch mieser zumute als vorher. »Warum?«
Er klopfte mit dem Kuli auf sein Klemmbrett und schaute sie nur an.
»Joe, du starrst mich ja regelrecht an. Hat jemand das absichtlich getan?« Gott, was das bedeutete, machte sie sprachlos, denn alle hatten ja gewusst, dass sie da gewesen war. Sollte jemand tatsächlich … » Joe. «
Er blickte düster drein.
»Okay«, sagte sie, erschüttert. »Jetzt hast du das Wort.«
»Wir haben Spuren eines Brandbeschleunigers gefunden. Benzin.«
»O Gott.« Sie hielt sich an dem kleinen Tisch fest, der vor ihnen stand.
»Was machen wir jetzt?«
»Als Erstes musst du dich beruhigen.« Das sagte er ganz sanft, während er ihre verkrampfte Hand vom Tisch hob und streichelte; ihr wurde bewusst, dass sie wieder schneller atmete. »Weiter normal atmen, okay?«
»Mach ich.« Als Nächstes würden die hektischen Flecken kommen, das wusste sie.
Er sah alles, die wachsende Panik, ihren Kampf, diese zu überwinden; sie wusste es. Jedes kleine Zucken eines Gefühls, das über ihr Gesicht huschte, jedes kleine Zittern ihrer Finger, als sie seine losließ, um sich wieder die Schläfen zu massieren, jetzt panisch, weil sie nun ihre Atmung nicht mehr steuern konnte. »Oh, verdammt.«
»Ich nehme an, das ist dann auch keine
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