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Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)

Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Zu nah am Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Shalvis
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Rauchs blind wählen musste und dass sie sich, als die Feuerwehrleute sie fanden, zum zweiten Mal in ihrem Leben bereits aufgegeben hatte. »Jedenfalls haben sie die Flammen rechtzeitig gelöscht, so dass das Gebäude nicht zerstört ist. Das ist doch mal eine gute Nachricht.«
    »Nein, die gute Nachricht ist, dass du am Leben und einigermaßen unversehrt bist.« Tränen erstickten Tinas Stimme, als sie die Arme von hinten um ihre Nichte legte.
    Camille tat Zucker in Summers Tee, wobei ihre Hand so heftig zitterten, dass Summer sich wunderte, dass der Zucker überhaupt in die Tasse fand. »Die Versicherung wird nicht sehr glücklich über uns sein.«
    »Zur Hölle mit denen«, sagte Tina inbrünstig und gab Summer einen lauten Kuss auf die Wange. »Wir zahlen ein Vermögen an die Versicherung, und wir haben nichts falsch gemacht.«
    Camille gab weiter Zucker in Summers Tee.
    »Eigentlich könnten die froh sein, wenn Summer uns nicht verklagt«, sagte Tina.
    » Was? Ich werde euch doch nicht verklagen«, sagte Summer erschrocken. »Das Ganze ist meine Schuld. Die Kerzen …« Sie zögerte, als ihre Mutter einen erstickten Ton von sich gab und den sechsten Löffel Zucker in ihre Tasse schüttete.
    Tina wechselte einen besorgten Blick mit Summer. »Vielleicht sollten wir über etwas anderes sprechen.«
    Aber Summer war der Meinung, dass dies genau das Problem war. Niemand hatte Camille jemals gezwungen, sich einer für sie schwierigen Sache zu stellen. Auch Summer nicht. »Ich glaube, wir sollten alles aussprechen.« Sie beugte sich nah zu ihrer Mutter herüber. »Es tut mir so leid, Mutter. Mein Gott, so leid.« Ihr versagte fast die Stimme. »Aber ich glaube, ich habe vergessen, eine Kerze zu löschen. Ich glaube, ich habe das Haus abgebrannt.«
    »Nein. Ach, Süße, nein«, sagte Tina entschlossen. » Ich habe diese Kerzen angezündet, weil ich sie so gerne brennen sehe.«
    Camilles Teelöffel fiel zu Boden, dann schlug sie die Hände vor den Mund.
    Socks spürte die Verzweiflung ihres Frauchens, sprang auf Camilles Schoß und stieß mit dem Kopf sanft gegen ihren Bauch.
    Summer rückte näher. »Mutter?«
    »Schon in Ordnung, mir geht’s gut.«
    »Uns allen, Gott sei Dank«, sagte Tina fest und nahm beide bei der Hand. »Weil keiner verletzt ist. Alles, was wir verloren haben, lässt sich ersetzen.«
    »Ich weiß, dass du heute noch fortwillst«, sagte Camille zu Summer. »Keiner wird dir daraus einen Vorwurf machen.«
    Summer blickte in die jadegrünen Auge ihrer Mutter, die normalerweise sanft und entspannt, jetzt aber dunkel und voller Gefühl waren. »Du brauchst jemanden, der dir bei den folgenden Untersuchungen und dem Fiasko mit der Versicherung hilft. Ich habe diese Erfahrungen bei dem Feuer im Lagerhaus alle schon gemacht. Ich bin in diesen Dingen so gut, dass ich den Stab jetzt nicht weitergeben werde.«
    »Liebling, nein.«
    »Ich will es aber.«
    »Du musst doch arbeiten.«
    »Ich werde anrufen und erklären, warum ich mehr Zeit brauche.«
    Sie hielt die Hand ihrer Mutter davon ab, den zehnten Teelöffel Zucker in ihre Tasse zu geben.
    Camille rührte ihren Tee um und sagte kein Wort.
    Summer und Tina blickten einander hilflos an. »Ich dachte, dass es dir vielleicht hilft, wenn ich hier bei dir bin, Mutter.«
    »Das tut es«, Tina sprach für ihre Schwester. »Das tut es.«
    Summer wollte das gerne glauben, aber sie wollte vieles. Sie wollte auch ihren Platz in einer Welt finden, zu der sie einmal gehört hatte. Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass sie sich im Dschungel, in den Bergen, an einem Flusslauf zurechtfinden konnte, sich aber hier, mitten in ihrer Heimatstadt, so verloren fühlte. »Es tut mir so leid wegen des Ladens«, flüsterte sie. »Es tut mir so leid. Wenn ich doch …«
    »Nein. Keine Reue.« Camille sagte das so nachdrücklich, dass alle sich wunderten. »Glaub mir. Damit zu leben ist einfach unerträglich.« Sie streckte ihre Hand aus und drückte Summers. Einmal. Zweimal.
    Ich liebe dich.
    Summer lachte, schluchzte zugleich und drückte auch sie dreimal.
    Ich liebe dich auch.
    Hoffentlich war dies ein Zeichen dafür, dass sich jetzt alles zum Gutes wenden würde.

12
     
    Am Nachmittag war Summer in der Abteilung für Gaslampen im hinteren Teil des ersten »Creative Interior«. Sie saß da, umgeben von geöffneten Kartons, und sah die Ware durch, die Bill gerade aus seiner und Tinas Garage gebracht hatte. Dabei knabberte sie verstohlen aus der Kekstüte, die er für sie

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