Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)
vor seinen Augen verschwanden langsam. »Allmählich kapier ich, warum der Hund im Tierheim war.«
»Du würdest sie nie zurückgeben.«
Er rieb sich den schmerzenden Schädel. »Täusch dich nicht, ich würde es im Handumdrehen tun.«
Summer kniete sich vor ihn hin, legte ihm die Hände auf die Schultern und sah ihm in die Augen. »Wie viele von mir siehst du?«
»Eine, und das ist mehr als genug.« Er packte ihre Hand, als sie sich ihm entziehen wollte. Er verstand die Anspannung, die er hinter ihrem Lächeln entdeckte, aber sie gefiel ihm nicht, ebenso wenig wie der Umstand, dass er sich so verdammt große Sorgen um Summer machte.
Socks sprang aufs Sofa, zuckte mit dem Schwanz und blickte sie beide finster an.
Summer ignorierte die Katze, griff Joe ins Haar und fand mit traumwandlerischer Sicherheit die Beule, die er sich gerade eben zugezogen hatte. »Du hattest immer überall am Körper Schrammen. Ich konnte das nicht ausstehen.«
Er schloss die Augen. »Red …«
»Ich habe mir damals immer Sorgen um dich gemacht. Große Sorgen.«
»Und heute?«, platzte es aus ihm heraus, gegen seinen Willen.
»Jetzt sorge ich mich auch um dich.« Sie gab ihm einen Kuss auf das Kinn, erst auf die eine, dann die andere Seite; aber schließlich stand sie auf und bot ihm die Hand an.
Er ließ sich von ihr hochziehen. »Hast du frei?«
Sie nickte.
»Ich muss noch einiges im Büro erledigen, aber ich könnte vorher noch einen lockeren Lauf gebrauchen.«
Sie hob amüsiert die Brauen. »Du willst joggen? Jetzt? Und auch noch aus Spaß?«
Ihr wissendes Lächeln war so schön, dass er selbst lächeln musste. »Das weißt du doch. Du kannst ja mitkommen.«
»Du bist ein sehr lieber Mann, Joe Walker.«
»Lieber?«
»Ach, das Adjektiv ist dir nicht maskulin genug? Wie wär’s mit stark. Klug. Umwerfend. Sexy …«
»Bitte weiter.« Er ließ sich von ihr nach vorn ziehen. Camille war nicht mehr im Laden, Kenny auch nicht. Summer verschloss den Laden, dann rannten sie hinaus in den strömenden Regen.
»Verdammt, das Gewitter hatte ich ganz vergessen«, sagte Joe, höchst ironisch. »Vielleicht sollten wir bei diesem Wetter nicht joggen.«
»Wenn ich mich recht entsinne, magst du Regen.«
Das stimmte. In den alten Zeiten hatten sie hinten in der Bibliothek, im Lagerhaus oder bei ihr zu Hause den Gewittern gelauscht. Es war nicht wichtig, wo. Sie hatten MTV geguckt, Spiele gespielt oder einfach nur geredet. Diese Erinnerungen behielt er aber für sich; sie liefen auf den Parkplatz.
»Dein Wagen«, sagte sie und hielt die Hand auf, damit er den Schlüssel darauf legte. »Ich fahre.«
Er grinste. »Wir sind mit dem Einsatzwagen gekommen. Anscheinend sind Kenny und Ashes damit losgefahren. Du wirst uns in deinem Käfer fahren müssen. Ich muss erst nach Hause und mir trockene Sachen anziehen.«
Summer lenkte den Wagen trotz des Gewitters entspannt durch den Verkehr. Als sie am Yachthafen parkten und auf dem Anlegesteg zu seinem Boot liefen, wurden sie wieder nass bis auf die Haut. »Ich weiß nicht …«
»Baby«, sagte sie, »zieh deine Laufsachen an.«
Das Segelboot, auf dem er wohnte, war fünfzehn Meter lang, überall glattes, poliertes Holz, weiße Zierstreifen. Unter Deck blieb Summer tropfnass in der Pantry mit Wänden aus Holz, glänzenden Holzschränken, einer Essecke aus Holz, einer Edelstahlspüle und einem Kühlschrank stehen. Der Küchentresen war leer, bis auf zwei Fotoapparate, die er draußen gelassen hatte, was Summer zum Lächeln brachte.
»Fühl dich ganz wie zu Hause«, sagte er und warf ihr ein Handtuch zu. »Ich bin gleich wieder da.« Er ging durch eine kleine Tür in die Kapitänskajüte, schob die Tür hinter sich zu und stieg aus seiner durchnässten Arbeitskleidung.
»Wow, ich bin beeindruckt«, sagte Summer.
Splitternackt drehte er sich um, aber die Tür war geschlossen. Die Wände waren unglaublich dünn, er musste über sich selbst lachen. »Beeindruckt wovon?«, fragte er, während er in den Schubladen nach sauberen Sachen stöberte.
»Du hast ja gesunde Lebensmittel im Kühlschrank. Salat, Joghurt, Obst und Gemüse …«
»Wieso schnüffelst du in meiner Küche herum?«
»Weil du gesagt hast, ich soll mich ganz wie zu Hause fühlen. Ah.« Er hörte, wie sie seine Küchenschränke öffnete. »Du hast ein Laster. Frosties.«
Er zog die erstbeste Jogginghose an, die er fand, und suchte weiter nach Socken. »Ein Mann braucht etwas Nahrhaftes zum Frühstück.«
Er hörte, wie sie
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