Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)
mochte den Regen, hatte ihn immer gemocht. Aber Kenny würde gleich die Sicherung durchbrennen. Er war völlig durchnässst und kurz davor zu explodieren.
Braden blieb einen Moment lang wie angewurzelt stehen, dann knickte er ein, als sich weder der eine noch der andere Fire Marshal regte. »Ich war auf der Toilette«, sagte er. »Und habe mir die Hände gewaschen.«
»Sonst noch etwas?«, fragte Kenny.
»Zum Beispiel …?«
»Hatten Sie aus irgendeinem Grund Benzin dort drin?«
»Um Gottes willen, nein.«
Joe warf einen Blick auf Bradens schwarze Stiefel, deren Oberleder noch trocken war – anders als bei seinen eigenen durchweichten Sportschuhen. »Welche Schuhgröße haben Sie?«
»Hängt vom Schuh ab.«
»Ungefähr?«, fragte Kenny knapp.
»Keine Ahnung. Vierundvierzig.«
»Rauchen Sie?«
»Nicht mehr.«
»Was heißt das genau?«, fragte Joe.
»Dass ich’s aufgegeben habe.«
»Wann?«
»Ich habe mehrmals aufgehört. Das letzte Mal vor einigen Wochen.« Braden wischte sich mit der Hand über den Mund. »Ist das alles?«
»Vorerst ja, danke«, sagte Joe; sie sahen ihn davongehen.
»Er ist mit Chloe liiert.« Kenny setzte den Welpen auf den Boden. »Sitz!«, befahl er mit ruhiger Autorität.
»Sie hat keine Ahnung, was das bedeutet.« Joe verdrehte die Augen, als Ashes sich auf dem nassen Beton auf den Rücken wälzte und darauf wartete, dass jemand ihr den Bauch kraulte. »Sie gehen also miteinander aus.«
»Gewissermaßen.«
Joe warf einen Blick auf das Gebäude und seufzte.
»Die sind alle miteinander verbandelt.«
»So wie wir.« Kenny lächelte grimmig, als Joe daraufhin die Augen schloss. »Komm, bringen wir das hier zu Ende. Camille ist noch drin.«
»Sie wird dir dafür nicht dankbar sein.«
»Erst kommt die Arbeit«, sagte Kenny in bewusst ruhigem Tonfall.
Sie betraten den Laden und blieben an der Tür stehen, weil sie nichts nass machen wollten. Kenny reichte Joe den Welpen. »Du bist dran.«
Camille kam aus den hinteren Räumen und rief ungläubig: »Ein Hündchen!«
»Ein nasses Hündchen«, warnte Kenny, als sie Ashes an sich drückte.
»Oh, es ist reizend.« Camille hob den Kopf, ein Lächeln stand in ihren Augen. »Sie beide sind ja auch nass; Sie werden sich noch erkälten.« Sie führte sie in die hinteren Räume und ging geradewegs zur Spüle, in dem die Teekanne stand. »Ich mache Ihnen einen heißen Tee.«
»Bitte keine Umstände«, sagte Kenny höflich. »Setzen Sie sich doch, Camille.«
»Oh. Okay.« Sie setzte Ashes ab.
Das Hündchen schlitterte in Richtung Joe. Er sah ihm direkt in die weichen, schokoladenfarbenen Augen und sagte: »Sitz!«
Ashes setzte sich mit dem Hintern auf den Boden, wackelte mit dem Schwanz, hechelte und – Wunder über Wunder! – blieb sitzen.
Camille kam herüber, setzte sich auf den Stuhl, den Kenny ihr vom Tisch hervorgezogen hatte, und faltete die Hände. »Sie haben etwas herausgefunden.« Sie sah die beiden Männer kurz an. »Raus mit der Sprache.«
»Beim Brandbeschleuniger, den wir in der Toilette des Ladens gefunden haben, handelt es sich um dieselbe Benzinmischung wie beim Lagerhausbrand«, sagte Kenny.
Camille riss die Augen auf. »Aber – o mein Gott.«
»Und Sie sind immer noch sicher, dass niemand von ihnen hier mit Benzin hantiert?«, fragte Joe.
»Ganz sicher.«
»Raucht einer oder eine Ihrer Angestellten?«, fragte Joe.
Camille stutzte. »Ist das wichtig?«
Inzwischen waren zwei Zigarettenkippen gefunden worden. Sie wurden gerade DNA-Tests unterzogen – was aber nur dann half, wenn sich in der Datenbank eine identische DNA-Probe eines verurteilten Straftäters fände. Immerhin waren beide Kippen von derselben Marke, bis auf dieselbe Länge heruntergeraucht und konnten deshalb als wichtige Indizien gelten.
Alles, was mit diesem Brand zusammenhing, musste herangezogen werden, jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt.
»Es könnte wichtig sein, ja«, sagte Kenny.
»Nun, niemand raucht im Laden, natürlich nicht.«
»Und draußen, vor dem Laden?«
Zum ersten Mal wandte Camille den Blick ab. Blickte auf ihre sauberen, gepflegten Fingernägel.
»Camille?«, sagte Kenny.
»Mir fällt im Augenblick niemand ein.«
»Raucht eine von Ihren Nichten? Oder Ihre Schwester?«
»Ach, Sie kennen doch Teenager. Die müssen einfach dumme Sachen ausprobieren.«
Über Camilles Kopf hinweg tauschte Joe einen Blick mit Kenny. Sie verschwieg ihnen etwas. Er fasste es nicht. »Warum haben Sie Summer am Abend des Brandes auf ihrem
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