Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)
weitere Schränke öffnete und schloss, und schüttelte den Kopf. Neugieriges Weib. Er hätte schwören können, den Klang eines Löffels an einem tiefen Teller gehört zu haben, aber das war lächerlich. Sie würde sich nie dazu herablassen, Frosties zu essen. Die waren ja nicht »bio« und enthielten nicht die »erforderliche Menge guter Nährstoffe pro 100 g«. Nachdem er zwei Socken ausfindig gemacht hatte, von denen er nicht ganz sicher war, ob sie zueinanderpassten, drehte er sich um auf der Suche nach einem Hemd. Er schnappte sich eines vom Fußende des Bettes her und legte den Kopf schief, als er ein merkwürdiges Knirschen hörte.
Das Hemd in der Hand, schob er die Tür zwischen Schlafzimmer und Kombüse auf, dann sah er, dass Summer sich eine Riesenportion Frosties in den Mund schaufelte. Sie hatte ihr Sommerkleid ausgezogen, trug nur das korallenfarbene Top und die schwarze Bikershorts, so dass ihr Bauch zu sehen war. Der Ring dort blitzte. Ihr Tank Top war nass, wegen der Haare, ihre Knospen waren erigiert.
»Die sind lecker«, sagte sie zwischen zwei Mundvoll, dabei tropfte ihr etwas Milch aus dem Mundwinkel, die sie rasch mit der Zunge wegleckte.
»Nicht so schnell, Seemann, wir können nicht laufen, wenn du den ganzen Teller aufisst.« Er merkte selbst, dass er zitterte, als ihre Zunge erneut hervorschoss, diesmal am anderen Mundwinkel.
Ihre Haare tropften ihr immer noch auf die Schulter. Ihr Make-up – wenn sie denn welches benutzt hatte – war inzwischen völlig verlaufen. Sie betrachtete ihn ununterbrochen mit ihren ausdrucksstarken jadegrünen Augen. »Wir gehen nicht joggen, Joe.«
»Nein?«
Jetzt senkte sie den Blick, liebkoste förmlich seine nackten Schultern und seine Brust, bevor sie ihn weiter unten betrachtete. »Nein.«
»Du hast gesagt, du willst …
»Dich. Ich habe gesagt, ich will dich.« Sie stand auf und ging auf ihn zu. Strich ihm über das Schlüsselbein, die Schultern, dann die Brustmuskeln, direkt oberhalb der Brustwarze.
Er seufzte unwillkürlich, als sie sich mit ihrem nassen Körper an ihn schmiegte. »Red. Gott …«
»Erinnerst du dich an vorgestern Abend?« Sie drückte den Mund auf seinen Hals. »Als du mich angefasst hast? Als du …«
»Ich erinnere mich«, sagte er knapp und bekam ganz weiche Knie, als er ihren Mund auf seiner Haut spürte.
»Es war das erste Mal, seit ich nach Hause gekommen bin, dass ich das Gefühl hatte, richtig durchatmen zu können.« Sie blickte ihn unter ihren langen Wimpern hervor an. »Und zwar wegen dir. Ich möchte wieder richtig durchatmen können.«
»Du willst bloß die schnelle Entspannung.«
»O ja, die will ich.«
Er hatte keine Ahnung, woher er die Kraft nahm, seine Hände auf ihre Schultern zu legen und zurückzuweichen, wodurch ein kleiner Spalt zwischen ihm und ihren herrlichen Rundungen entstand. »Wir gehen joggen. Verdammt noch mal.«
Ihre Augen drückten aus, was sie sich wünschte, und es war kein kleiner Lauf. »Hör auf, mich so anzusehen«, sagte er schroff und ballte die Fäuste, damit er sie nicht gleich begrapschte. »Ich hab’s dir doch gesagt. Ich kann das mit dir nicht locker sehen, ich kann’s einfach nicht. Bitte mich nicht darum.«
Sie schaute ihn lange an, während Enttäuschung, Bedauern und noch eine andere Empfindung über ihr Gesicht huschten. Dann nahm sie sich das Handtuch vom Hals und griff nach ihrem Kleid, das sie über die Rückenlehne eines Stuhls gelegt hatte. »Keine Sorge, Joe. Ich werde dich schon nicht bitten. Ich werde dich um gar nichts bitten.« Und damit ging sie Richtung Treppe.
Verdammt. »Red …«
Sie ging weiter.
Und er ließ sie gehen. Er musste es.
16
Während Summer in ihrem Käfer durch das heftige Junigewitter fuhr, waren ihre Gefühle enorm aufgepeitscht. Aber das hatte nichts mit dem Wind und dem Regen, sondern mit dem Sturm in ihrem Inneren zu tun.
Ja, sie hatte die rasche, schnelle Entspannungsnummer gewollt, die, wie sie verdammt gut wusste, Joe ihr hätte geben können. Ja, sie war deswegen zu ihm gefahren. Aber war es denn ein Verbrechen, dass sie ihn auf so tiefgehende Art anziehend fand? Dass es sich mit ihm richtiger anfühlte als mit irgendjemandem sonst seit sehr langer Zeit? Dass es mit ihm vielleicht viel mehr war, sie aber nur noch nicht wusste, wie sie damit umgehen sollte?
Sie packte das Lenkrad fester.
Über diese Sache musste sie in Ruhe nachdenken. Sie hatte ihr nicht genug Raum gegeben. Das Ganze war viel bedeutsamer und
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