Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)
dieser Satz in ihm hervorrief, war für Jugendliche unter sechzehn Jahren nicht geeignet. »Tschüss, Red.«
»Tschüss. Ach, übrigens, er ist schwarz. Einfache Baumwolle, aber mit String-Bikini-Schnitt. Ich sage das nur, weil du es gestern Nacht besonders genossen hast, als …«
»Danke für den Hinweis.« Jetzt konnte er sich auf gar nichts mehr konzentrieren.
»Möchtest du mir nicht von deiner Unterwäsche erzählen?« Sie lachte. »Oder trägst du nichts drunter? Mir ist auf dem Boot ein große Menge Schmutzwäsche aufgefallen. Nicht dass ich viel ordentlicher wäre …«
Erektionen am Arbeitsplatz – das war er nicht gewohnt. Und verdammt noch mal, er trug tatsächlich nichts drunter. »Ich muss jetzt los.«
»Ich weiß. Ach, Joe? Danke.«
»Wofür?«
»Dafür, dass du möchtest, dass ich bei dir bleibe. Dafür, dass ich dir wichtig bin. Dafür, dass du … da bist.«
Die Überraschung in ihrer Stimme ließ seine Frustration verebben. »Pass auf dich auf, wenn du auf dem Berg bist.« Er legte auf und steckte das Handy ein, als er plötzlich merkte, dass er lächelte.
20
Am selben Abend durchkämmten Joe und Kenny den Brandort »Creative Interiors II« noch einmal. Sie hatten mit dem Gutachter der Versicherung zusammengearbeitet, der zur selben Zeit seine Untersuchungen durchführte. Anschließend hatten sie noch einmal alle Beteiligten und Zeugen vernommen, darunter auch Stella und Gregg, die beide als Vorletzte »Creative Interiors II« verlassen hatten und in den Monaten vor dem Brand mehrmals im Lagerhaus gewesen waren.
Keiner von beiden rauchte oder besaß Stiefel mit Schuhgröße vierundvierzig, es war auch keiner von ihnen in den Stunden vor dem Brand in der kleinen Toilette des Ladens gewesen, doch beide hatten kein Alibi für die Stunden nach dem Brand.
Der Anruf, den Summer erhalten hatte, konnte bis zu einer Telefonzelle in Ocean Beach zurückverfolgt werden, direkt an der Pier, was ungefähr genauso viel Sinn ergab wie der Rest der ganzen Angelegenheit.
Eine Stunde zuvor hatte Joe Ashes in ihr Körbchen in der Ecke seines Büros gelegt, wo sie eingeschlafen war. Er hatte sich von seinem sehr unordentlichen Schreibtisch weggeschoben und alle nötigen Dokumente auf dem Boden ausgelegt. Jetzt lagen sie ausgebreitet vor ihm, darunter der Brandbericht zum ersten Lagerhausbrand, aber er hatte darin nichts Auffälliges gefunden. Kein Stiefel Größe vierundvierzig mit diagonalem Muster. Keine Spuren von Benzin. Keine Zigarettenkippen. Kein einziger Hinweis, der darauf hindeutete, dass der Brand von damals mit den beiden jüngsten Bränden in Zusammenhang stand.
Handelte es sich also um einen zufälligen Zusammenhang?
Oder um clevere Brandstiftung? Aber wenn das zutraf, dann konnte man die Hälfte der möglichen Täter ausschließen, weil sie vor zwölf Jahren noch gar nicht in Ocean Beach gewesen waren.
Er hörte Schritte auf dem Gang, und weil sie so leicht waren, mussten sie wohl zu einer Frau gehören. Dennoch war er erstaunt, als er Summer in der offenen Tür stehen sah. Sie hielt eine braune Tüte in die Höhe, der ein so köstlicher Duft entströmte, dass ihm das Wasser im Mund zusammenlief.
»Hast du Hunger?«, fragte sie und schwenkte die Tüte. »Kalorienarm, kein Zucker, kein Fett, ich schwör es.«
Ihr Lächeln war herzlich, liebevoll und gerade eben so unsicher, dass er Bleistift und Notizblock aus der Hand legte. »Und ich habe mich nun auf eine Pizza gefreut.«
Ihr helles Lachen ging ihm durch und durch, während sie den Raum betrat. Sie trug heute Abend Shorts. Khakifarbene Cargoshorts mit vielen Taschen und ein eng anliegendes, dünnes T-Shirt mit einem U-Ausschnitt und einem Smiley darauf, der besagte: Lächle, das bringt die Leute durcheinander.
»Kommst du gerade von deiner Tageswanderung zurück?«, fragte er.
»Ja, die Gruppe hat es halb bis zum Gipfel geschafft – was ihr Ziel war. Sie wollen es später im Sommer noch einmal probieren. Sie fanden es toll. Ach, für nächste Woche habe ich noch zwei Führungen angenommen.« Ihr Lächeln verschwand, vermutlich weil sie nicht geplant hatte, so lange hier in Ocean Beach zu bleiben.
»Du hättest doch ablehnen können«, sagte er sanft.
»Ja, hätte ich. Hab ich aber nicht.« Sie setzte sich auf den Fußboden neben ihn, zog die Knie an und lächelte ihn an. »Auf diese Weise habe ich eine Ausrede hierzubleiben.«
»Brauchst du eine?«
»Vielleicht habe ich das früher einmal geglaubt. Ich weiß, für dich
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