Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)
während er las, wich das Blut aus seinem Gesicht.
»Ich habe den Krug absichtlich zerbrochen. Denn ich wollte dich zwingen, mich töten zu lassen, und ich wollte die Ehebrecherin hindern, dich zu verderben.
Merwe.«
Da zerknüllte er das Papier in der Faust.
In der Nacht ließ er die Tote vom Galgen schneiden und neben seinem und ihrem Sohn Amir begraben.
Am nächsten Morgen berief al-Manßur die Würdenträger des Reiches zu einer großen Versammlung. »Die Damen des Hofes«, sagte er, »erlauben sich, den Staatsschatz anzugreifen, ohne dass der Kalif sie daran hindert. Um das in Zukunft unmöglich zu machen, muss ich den Schatz an einen sicheren Ort bringen lassen. Ist das auch eure Meinung?« Keiner der Wesire, Fakihs und Ulemas wagte eine andere zu äußern.
Subeiha erfuhr sehr bald, was sich zugetragen hatte, und in größter Erregung suchte sie ihren Sohn auf. »Widersetz dich dem Großwesir! Verhindere, dass der Schatz aus dem Palast geschleppt wird! Es ist unser aller Unglück!«
Sie konnte aber nicht mehr erreichen, als dass der Kalif ihr erlaubte, in seinem Namen zu tun, was sie für richtig hielt.
So fertigte sie in eigener Person die Beamten ab, die im Auftrag des Großwesirs erschienen, um den Staatsschatz in Empfang zu nehmen, und als al-Manßur selbst kurz darauf den Palast betreten wollte, erlebte er zum ersten Mal, dass man ihm den Eintritt verwehrte. »Der Kalif hat verboten, dich einzulassen, Herr«, sagte sehr unsicher der Wache haltende Soldat.
»Dann wirst du mir erlauben, ihn zu fragen, ob das stimmt!« antwortete al-Manßur und schob den Verdutzten beiseite.
Als Subeiha erfuhr, dass sich der Großwesir den Zutritt zu ihrem Sohn erzwungen hatte, versuchte sie, ebenfalls zum Kalifen vorzudringen, aber al-Manßurs Leibwache versperrte ihr den Weg.
»Weißt du, Beherrscher der Gläubigen, dass deine Mutter den Staatsschatz angegriffen und Gold aus dem Palast hat schaffen lassen?«
»Ich weiß.«
»Und sagte sie dir auch, wofür?«
»Gewiss I Moscheen will sie bauen, damit Allah in unserm Lande allerorts Stätten findet, wo er würdig verehrt werden kann. Wenn wir sie gewähren lassen, wird er auch uns belohnen, aber wenn wir sie daran hindern, wird er uns strafen, denn er ist barmherzig in seiner Gnade, aber furchtbar in seinem Zorn. Deshalb verbiete ich, den Staatsschatz an einem ändern Ort aufzubewahren als hier, wo sie Zugang dazu hat.«
Da zog al-Manßur den ölverschmierten Brief aus dem Ärmel und reichte ihn dem Kalifen. Der las und wurde fahl bis in die Lippen. »Das Gold war für Ziri bestimmt?«
»Ja, für den Vizekönig von Mauretanien.«
»Nicht für Moscheen?«
»Nicht für Moscheen.«
»So hat meine Mutter ...?«
»... dich belogen, Beherrscher der Gläubigen.«
»Aber warum nur? Warum? Was hat sie damit bezweckt?«
»Das ist nicht schwer zu erraten. Der Idriside sollte bestochen werden. In eine Verschwörung verwickelt, die gegen mich gerichtet ist, aber auch gegen dich, Kalif. Sie wollte ihm anbieten, ihn zu heiraten und auf den Kalifenthron erheben zu lassen, sie wollte ...«
»Nicht weiter, Großwesir! Das ist nicht wahr! Kannst du mir schwören bei Allah, der jede Unwahrheit kennt und an den Tag bringt, und sei es erst zur Stunde des Gerichts, dass du das, was du mir erzählst, mit eigenen Augen gelesen oder mit eigenen Ohren gehört hast? Dieser Brief spricht nur von Gold, aber von keinem Komplott.«
»Er spricht davon, dass die Frau, die das Gold überbringt, Vollmacht hat, mit Ziri zu verhandeln - was sie ihm sagen sollte, brauchte also keinem Papier anvertraut zu werden. Ich kann dir aber etwas sagen, was ich mit meinen eigenen Ohren gehört habe, wenn es sich allerdings auch nicht auf den Vizekönig von Mauretanien bezog, sondern auf den Mann, der hier vor dir steht. Mich beschwor deine Mutter, sie zu heiraten und versprach mir, sie werde dich bewegen, auf den Thron zu verzichten. Aber ich hatte deinem Vater auf dem Totenbett gelobt, dich zu schützen und dir treu zu dienen, und niemals, solange Atem in mir ist, werde ich dieses Gelübde brechen. Das ist der Grund, weswegen mich Subeiha hasst. Der Grund, weswegen sie den Mann, dem ich so viele Wohltaten erwiesen habe, veranlassen will, mich zu verderben.
Ziri freilich hat nichts dergleichen gelobt. Er brauchte keine Rücksicht auf dich zu nehmen. Vielleicht genügte es ihm nicht einmal, wenn du auf den Thron verzichtest. Vielleicht ...« Er sprach nicht weiter. Der Kalif hörte ihm nicht mehr zu.
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