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Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Hering
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von dem Ausdruck einer Kraft, die sich nicht in Willensanstrengungen erschöpft, sondern sich in Geduld bewahrt. Und daneben das des Schülers. Welid war zumute, als sähe er es zum ersten Mal. Ist das wirklich Muhammad, dachte er, der ungestüme, dem kein Pferd zu wild ist, es zu besteigen, keine Brandung zu schäumend, sie zu durchschwimmen, der schlagfertige, der niemandem ein Wort schuldig bleibt, es sei denn, die Ehrfurcht verschlösse ihm den Mund, der jähzornige, der sich über jede ihm angetane Unbill so maßlos erregt, der spottlustige, der jede Komik sofort erfasst und dem Gelächter preisgibt, der ganze tolle, unbändige, lebensprühende, sich in Widersprüchen verstrickende und immer wieder aus ihnen herausfindende Muhammad ben Abdallah, in dessen Schatten Welid seit seiner Kindheit lebt, der Jachja gegenübersteht? Kann sein Gesicht so gesammelt sein, so ruhig, so aufnahmewillig? Und ist es wirklich so schön?
    Doch nicht lange blieb Welid bei dem Bild, das sich seinen Augen bot, denn das, was seine Ohren aufzunehmen hatten, machte, dass er unwillkürlich die Augen schloss, um sich nicht ablenken zu lassen und kein Wort zu verlieren von dem, was gesprochen wurde.
    Einem Irrgarten gleich schienen ihm erst die Gedankengänge zu sein, und er hatte Mühe, ihnen zu folgen. Dann aber hielt sich sein Geist fest an dem einen Begriff »Imam«, und immer freier und klarer öffneten sich ihm die Wege, hin auf ein großes, heiliges Ziel. Hinter seinen geschlossenen Lidern wuchs eine übermenschliche Gestalt, und ihre Züge verschwammen mit denen der Sprechenden in eines, bis ihn ein Wort traf wie ein Keulenschlag.
    »Jeder Sohn einer Berbersklavin ...«
    Hier setzte alle seine Denkkraft und Aufnahmefähigkeit aus. Ihm war, als müsste sein Herz aufhören zu schlagen. Dann riss er sich zusammen, öffnete die Augen (es kostete ihn eine Willensanstrengung) und sah ins Dunkel: Das Licht in Jachjas Zimmer war erloschen.
    Wie ein aufgescheuchtes Eichhörnchen hastete Welid über den Hofplatz, kletterte über den Feigenbaum. Und er atmete erst auf, als er das Lager neben dem seinen noch leer fand. Nicht lange darauf nahm auch Muhammad denselben Weg. Er dachte nicht einmal daran, sich zu überzeugen, ob Welid noch schliefe. Viel zu sehr war er beschäftigt mit sich selbst.

    Die Freunde erwachten am nächsten Morgen spät. Sonst holte Jachja sie, sobald der Tag anbrach, zum Frühgebet. Nun aber hatte niemand sie geweckt, und die Sonne stand doch schon hoch am Himmel.
    Es war Muhammad, der sich zuerst darüber wunderte. »Wo bleibt unser Lehrer?« fragte er befremdet. »Sollte er verschlafen haben?«
    Er sprang vom Lager.
    Im Hof standen Knechte und Mägde beisammen. Erregte Worte flogen hin und her. Murrakisch ging dem Sohn des Hauses entgegen.
    »Gut, dass du kommst, junger Herr!«
    »Was ist denn? Ist etwas geschehen? Warum hat mich niemand geweckt? Wo ist Jachja ben Jezid?«
    »Wir wissen es nicht, junger Herr.«
    Muhammad lief zur Stube seines Lehrers und klopfte an die Tür. Niemand ließ sich hören. Er stieß die Tür auf. Die Stube war leer. Der schmale niedrige Tisch, auf dem bei seinem nächtlichen Besuch eine Menge beschriebener Blätter gelegen hatte, war abgeräumt. Nur die ausgebrannte Öllampe stand verwaist in seiner Mitte. Das Lager im Hintergrund sah völlig unberührt aus. Glatt und faltenlos breiteten sich die Decken darüber hin. Aber am Fußende lagen Jachjas Kleider, säuberlich zusammengefaltet: der braune Leibrock, das weiße Hemd, der dunkle Turban. Der Haufen, den sie bildeten, war auffallend hoch, und als Muhammad mit der Hand darunter fuhr, zog er zu seinem Erstaunen die Laute hervor.
    »Hier sind auch seine Sandalen«, rief Welid, der hinter Muhammad das Zimmer betreten hatte, bückte sich und hob sie auf.
    Ratlos standen sich die beiden jungen Burschen gegenüber, der eine mit der Laute in der Hand, der andere mit den Sandalen.
    »Er ist fortgegangen«, sagte endlich Muhammad, »fort, wie er gekommen ist, in Lumpen, barfuß ...«
    »Hast du ihn gekränkt?«
    »Gekränkt? Wann denn?«
    »Nun, heute Nacht, als du bei ihm warst.«
    »Du weißt?«
    Jetzt erst kam es Welid zu Bewusstsein, dass er sich verraten hatte. Aber lügen wollte er nicht.
    »Ich stand hinterm Rosenstrauch. Aber ich wartete das Ende eures Gespräches nicht ab.«
    Er war darauf gefasst, dass Muhammad ihn zur Rede stellen würde, doch zu seiner Verwunderung ging der Milchbruder darüber hinweg, als handelte es sich um eine

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