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Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Hering
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übergab er sich, sodass alle dachten, er habe sich nur den Magen verdorben. Doch am nächsten Morgen zeigte sich auf seinem ganzen Körper ein Ausschlag, rot wie die Blüten des Granatapfelbaumes, und der Emir der Wallfahrt befahl einen schleunigen Aufbruch und ließ den Unglücklichen in der Karawanserei zurück.
    »Und dort ist er gestorben?«
    »Nein, dort nicht. Der Wirt wollte uns nicht behalten, ich musste meinen Herrn fortbringen zu einer Feldscheune, wo ich etwas Heu für ein Lager fand.«
    »Aber der Ort, wie hieß er?«
    »Das weiß ich nicht, junger Herr. Es war eine große Stadt, ganz nahe am Meer, von Mauern umschlossen, in der viele Moscheen sein mussten, aber ich sah die Minarette nur von Weitem und die Kuppeln, sofern sie die Mauern überragten. Denn die Karawanserei lag vor dem Tor, und mein ließ uns nicht hinein.«
    »Und wie verpflegtet ihr euch dann?«
    »Der Wirt brachte uns zu essen. Aber der Herr nahm fast nichts mehr zu sich, nur zu trinken verlangte er viel. Und der Brunnen war weit.« »Wann ist er gestorben?«
    »Am sechsten Tag.«
    »Wer hat ihn begraben?«
    »Das weiß ich nicht. Ich war selbst schon krank. Linsengroße Flecken bekam ich am ganzen Körper, in deren Mitte ein kleines schwarzes Knötchen ...«
    »So hattet ihr die Pocken?«
    »Die Pocken, junger Herr. Und Allah hat mir geholfen, dass ich sie abstoßen konnte, dein Vater aber ... Das Fieber war heiß wie die Glut eines Wüstentages. Er ist daran verbrannt.«
    Wo das Geld und die Pferde seines Herrn geblieben waren, wusste Ibn Irsad nicht zu sagen. Er habe sich zu Fuß auf den Heimweg machen müssen, denn der Gastwirt habe ihn, als er nach den Pferden und den Satteltaschen fragte, mit Flüchen bedacht und mit Steinen beworfen. So habe er sich durchbetteln müssen von Ort zu Ort. Ein Glück, dass ihm eine vornehme junge Dame aus Barmherzigkeit die Überfahrt bezahlte, aber in Algeciras hätten ihn seine Kräfte verlassen, und wer weiß, ob er sich noch bis Thorosch hätte schleppen können, wenn ihm nicht Allah in seiner Güte den jungen Herrn entgegengeschickt hätte.

    Als Muhammad das Zimmer Boreihas betrat, stillte sie eben ihr Kind. Sie hielt die Augen dabei auf den Kleinen gerichtet, und auf ihrem Gesicht lag ein so inniger Ausdruck, dass Muhammad es nicht übers Herz brachte, sie anzusprechen und sie vom Berg der Verklärung ins Tal der Schmerzen zu reißen. Wer weiß, wie lange er noch so dagestanden und seine Mutter und den kleinen Bruder in ihrem Arm betrachtet hätte, wenn nicht seine Schwestern auf ihn zugesprungen wären.
    »Muhammad«, rief Chansa, »weißt du, dass Mondhir gestern den ersten Zahn bekommen hat? Besbasa sagt, so frühes Zahnen sei ein glückliches Zeichen, es bedeute Reichtum und langes Leben. Da wird sich der Vater aber freuen, wenn er kommt.«
    »Ja, freuen wird er sich auch über uns«, fiel Dschaida ein. »Schon über hundert Ellen Leinwand liegen in der Truhe. Bis er da ist, werden es zweihundert sein, und er kann uns gleich nach seiner Heimkehr die Hochzeit ...«
    »Schämst du dich nicht, davon zu sprechen, Dschaida«, unterbrach sie die Schwester, »vor eines Mannes Ohren!«
    »Aber Chansa, er ist doch unser Bruder, und auch noch lange kein Mann. Muhammad, nicht wahr, du freust dich doch mit uns?«
    »Niemand hat hier Grund, sich zu freuen. Ihr nicht und ich nicht. Und der Vater kann sich nicht mehr freuen. Er lebt nicht mehr.«
    Muhammad hatte so leise gesprochen, dass die Mutter es nicht hören konnte. Doch der langgezogene klagende Schrei, den ihre Töchter ausstießen, schreckte sie aus ihrer Versunkenheit. Sie sah auf, blickte in die tränenüberströmten Gesichter ihrer Kinder - auch Muhammad, der sich bis dahin hatte beherrschen können, hatte nasse Augen -, und sie begriff ohne Worte.
    Da ging in der Seele der Frau etwas vor sich, das sie sich nicht erklären konnte. Sie wusste, dass sie im nächsten Augenblick in ein lautes Klagen ausbrechen würde, wie es die Sitte erforderte - und wusste zu gleicher Zeit, dass sie keine Träne haben würde, um ihren Gatten zu beweinen, worüber sie maßlos bestürzt war.

    Die Nachricht von Abu Hafs Tode verbreitete sich in der ganzen Gegend mit der Geschwindigkeit eines Wüstensturms. Und von allen Seiten kamen Leute herbei, die dem Verstorbenen Geld geborgt haben wollten.
    Muhammad geriet in eine schwierige Lage. Er wusste nicht, wie er die Gläubiger befriedigen sollte.
    Seine Mutter konnte er nicht um Rat fragen. Sie hatte sich ihr Leben

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