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Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Hering
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schließlich immer Möglichkeiten verschiedener Auslegung eines Gesetzes, man braucht es doch darum noch lange nicht offenkundig zu verdrehen ...«
    Hier fand Muhammad die Sprache wieder.
    »Du wirfst also meinem Vater sein Ehrgefühl vor, sein Pflichtbewusstsein?« rief er und sprang ebenfalls auf.
    So standen sie sich Aug in Auge gegenüber: der Alte und der Junge, der Wohlbeleibte und der Schlanke, und maßen sich mit zornigen Blicken.
    »Sprich nicht von Pflichtbewusstsein!« schrie Abu Haukal den Neffen an, »die erste Pflicht, die ein Mann zu erfüllen hat, ist die seiner Familie gegenüber. Und dein Vater hat sich diese Pflicht leicht gemacht, indem er sie uns auf die Schultern lud. Aber«, und hier wurde seine Stimme ölig, »selbstverständlich werde ich dir beistehn, Neffe. Das Erste wird sein, dass wir deine Schwestern verheiraten. Und auch für deine Mutter wird durch eine zweite Ehe am besten gesorgt sein. Sie ist ja noch nicht alt, hat eben ein Kind geboren.
    Wenn du euer Gut verkaufst, wirst du nach Abzug der Schulden hoffentlich so viel Geld übrig behalten, dass du den Frauen ihren Erbanteil auszahlen und mit dem, was übrig bleibt, studieren kannst. Deinen Bruder Mondhir will ich zu mir nehmen und ihn aufziehen wie einen eigenen Sohn.«
    Die Mutter verheiraten? Muhammad sieht Boreihas blasses, von Trauer umschattetes Gesicht vor sich und weiß, dass er dem Bat des Oheims nicht folgen kann. Hatte sie ihn doch unter Tränen gebeten, sie nicht zu zwingen, ihr Gelübde zu brechen.
    »Welches Gelübde denn?« fragte Abu Haukal, als der Neffe ihm das entgegenhielt.
    »Ihr Zimmer nicht zu verlassen, ehe ihr Gatte zurückkehrt.«
    »Und wenn er nun nie mehr zurückkehrt?«
    »Dann eben nie mehr.«
    Abu Haukal sah kopfschüttelnd vor sich hin. Das war eine Lage, in die sich hineinzuversetzen ihm schwerfiel. Aber plötzlich hellte sich sein Gesicht auf.
    »Ich habe einen rettenden Einfall. Du weißt doch, Muhammad, dass das Gelübde einer Frau nicht gültig ist ohne Zustimmung ihres Gatten? Zu ihrem eigenen Besten wirst du sie veranlassen, es zu brechen.« »Mein Vater hat aber, ehe er fortritt, die Zustimmung dazugegeben!«
    »Auch das noch!« Abu Haukals Augen verdunkelten sich vor Empörung. »Nicht genug damit, dass mein Bruder die Bäume nicht schüttelte, die an seinem Wege wuchsen, weil er meinte, ihre Früchte seien zu süß, um erlaubt zu sein - nicht genug damit, dass er an den sonnigen Hängen seines Gutes die Beben zum Teil ausrotten ließ und Mandeln und Pfirsiche anbaute, statt Wein zu erzeugen, der einen doppelt und dreifach so hohen Gewinn gebracht hätte - und nicht genug damit, dass er trotz misslicher Lage auf die Wallfahrt ging, weil er ein so frommer Moslem ist, hat er noch nicht einmal seine Gattin von einem so unsinnigen Gelübde abgehalten, dass sie nun vollends unglücklich machen muss. Freilich, seiner Eitelkeit hat es geschmeichelt - und wie es ihr schmeichelte!
    Aber wenn du das Gut verkaufst und damit deiner Mutter die Einhaltung ihres Gelübdes unmöglich machst, rechnet ihr Allah das nicht als einen Treuebruch an. Viele Stellen im Koran beweisen das. Du wirst sie ihr sicherlich hersagen können.«
    »Sie kennt sie selber. Aber sie wird sich nicht auf sie berufen. Denn ich werde das Gut meines Vaters nicht verkaufen.
    Nicht, um mir von dir diesen Rat zu holen, bin ich zu dir gekommen, sondern um dich zu bitten, mir zu helfen, dass ich es halten kann.«
    »Und wie hast du dir diese Hilfe gedacht? In zwei Wochen verheirate ich meine Tochter. Ihre Mitgift ist schon festgesetzt. Glaubst du etwa, ich habe im Jahr der Dürre keine Einbußen gehabt? Mehr als die Hälfte meiner Tiere musste ich zu einem Spottpreis verkaufen! Dabei habe ich nicht nur für ein so kleines Haus zu sorgen wie dein Vater - meine Familie und mein Gesinde beläuft sich auf gut zweihundert Personen!«
    Muhammad wusste natürlich, dass sein Oheim von der Erlaubnis des Propheten, der jedem Gläubigen gestattet, sich vier Frauen zu halten, Gebrauch gemacht hatte, und dass er kein Mittel scheute, seinen Besitz zu vermehren, um seiner großen Familie - die Anzahl seiner Kinder belief sich auf weit über zwanzig, denn auch seine Sklavinnen hatten ihm einige geboren - ein gutes Auskommen zu ermöglichen. Aber - wo Tauben sind, fliegen ja Tauben zu! Je mehr Sklaven er kaufte, um so mehr vergrößerte sich durch ihre Arbeit sein Vermögen. Und da sich die Zahl der Pferde in dem Hungerjahr in Andalus so verringert hatte,

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