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Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Hering
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lernt man nicht mit aller Grammatik und Syntax.
    Man muss die Worte pflücken
    wie einen Blumenstrauß,
    nicht nur sich fleißig bücken,
    nein, sorgsam wählen aus,
    und wem das nicht mag glücken,
    der geh beschämt nach Haus.«
    »Nimm dich in acht vor ihr, Welid! Sie verdreht allen Männern den Kopf, aber sie hat es nur auf Geschenke abgesehn!«
    In dem Augenblick kam Merwe zurück. »Geht essen, Schwestern«, sagte sie und zu Welid gewandt: »Der Patron lässt dich rufen.«
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    »Nun, Welid, was meinst du«, rief Achmed ben Sukkarah dem Eintretenden entgegen, »drei Unterrichtsstunden am Morgen, zwei am Abend. Die besten Sängerinnen nimmst du dir einzeln vor, die anderen teilst du in Gruppen ein, und für den Monat erhältst du hundert Dirhems, dazu Kost und Quartier. Was du in deiner Freizeit machst, danach frage ich nicht. Und wenn du mir gute Käufer heranholst, bekommst du von jedem Denar, den sie zahlen, drei Dirhem - bist du zufrieden? Dann unterschreib.«
    Kaum aber hatte Welid das Schreibrohr aus der Hand gelegt, als ihm sein Milchbruder einfiel. Wie wird er sich freuen, dachte er, dass ich ihm nun viel mehr Geld bringen kann!
    Und dennoch hatte er den Gang zu Ibn Abi Amir von Tag zu Tag verschoben. Erst wollte er am neuen Ort heimisch werden, und er musste sich von Abu Talib, dem Achmed ben Sukkarah nicht gekündigt hatte, sondern ihn weiter bezahlte wie bisher, in die Kunst des Unterrichtens einführen lassen. Ein anderes ist es, zu singen und die Laute zu schlagen, ein anderes, dieses Können weiterzugeben.
    Nein, singen konnte Abu Talib nicht mehr. Die Melodien seiner Lieder blies er auf einer Flöte und sagte Welid hinterher den Text vor. Aber damit nicht genug. Er erklärte ihm Versmaß und Liedtakt, sprach von den Dichtern und Sängern, die die Lieder geschaffen hatten, erzählte, bei welcher Gelegenheit er sie gehört hatte, und war unerschöpflich in Anekdoten. Welid konnte sich eines Mitgefühls kaum erwehren, da sich der Alte mit so viel Leidenschaftlichkeit seiner freien Zeit bemächtigte; aber bald merkte er, wie lückenhaft sein Wissen und Können war und wie viel er dem Alten entlocken konnte von dem, was ihm fehlte, und so wappnete er sich mit Geduld.
    Und dann kam der Tag, an dem Achmed ben Sukkarah zu ihm sagte: »Nun zeige, was du kannst, Welid. Wenn du Freunde in der Stadt hast, lade sie ein. Junge Männer sind mir genauso willkommen wie alte. Ich will zu Ehren des Kalifensohnes ein Fest geben, von dem die Welt sprechen soll. Ich hoffe, dass der Wesir selbst erscheinen wird, Moßchafi, der sich solche Gelegenheiten, schöne Frauen zu sehen, nicht entgehen lässt. Und auch seinen Freund, den Kadi Ibn as-Salim, wird er vermutlich mitbringen und noch andere hohe Herren.«

    Das Fest wurde im Garten gefeiert. Es war ein milder, wolkenloser Sommerabend, und der Mond schien so hell, dass die Sterne in seiner Nähe verblassten. Trotzdem, hatte Achmed ben Sukkarah an allen Wegen in riesigen Kupferpfannen Pechfeuer Einbrennen lassen, in deren flackerndem Licht die Schatten der Bäume tanzten.
    Viele Tische waren gedeckt, Sklaven und Sklavinnen trugen immer neue Speisen und Getränke herbei. Die Sängerinnen sangen zuerst in Chören, dann löste sich ab und zu eine von ihnen aus der Gruppe, nahm eine Laute zur Hand, bewegte sich tänzelnd zwischen den Tischen und trug ihren Einzelgesang vor.
    Die Stimmung hob sich von Lied zu Lied. Die jungen Leute gerieten immer mehr in Begeisterung. Schon sprang der eine und andere auf und warf der Singenden ein anfeuerndes Wort, eine Blume oder gar ein Schmuckstück zu.
    Munhila hatte noch nicht gesungen. Aber sie saß auf einem erhöhten Stuhl und zog alle Blicke auf sich. Der Schleier, den sie trug, ließ ihr Gesicht frei. Er war so hauchdünn, dass ihre langen, sorgfältig gewellten schwarzen Haare darunter sichtbar waren und auch die weiße Haut ihres Halses, die wie Perlmutt durchschimmerte.
    Ihre Finger griffen schon spielerisch in die Saiten der Laute, aber noch hatte sie ihre Stimme nicht erhoben, als schon Beifall an allen Tischen laut wurde. Da ließ sie ihre Blicke im Kreise schweifen, und als es still wurde, begann sie zu singen:
    »Lilien und Narzissen pflückte
    schon mancher zum Strauß,
    aber die schönste Rose
    trug noch keiner nach Haus.
    Für Gold und Edelsteine
    gab schon mancher sein Blut,
    aber die schönste Perle
    am Grunde des Meeres ruht.«
    Sie hielt inne, als sei sie zu bewegt, um weiterzusingen, ließ die Laute in den Schoß

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