Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)
gewagtes Spiel spiele? Glaubst du, dass mir diese Geschenke das nicht einbringen werden, was ich jetzt für sie verausgabe? Schon bin ich Vermögensverwalter auch von Subeihas Vermögen, dazu Aufseher der Münze - bald werde ich noch mehr einträgliche Ämter verwalten und meine Schulden mit Leichtigkeit abzahlen.«
Als Abu Amir vor dem Kalifen Rechnung ablegte, wie von ihm verlangt wurde, waren alle Bücher aufs Sorgfältigste geführt, und es fehlte kein halber Dirhem in der Kasse. Diejenigen, die ihn verdächtigten, standen als Verleumder da und erreichten das Gegenteil dessen, was sie bezweckt hatten: nicht Schimpf und Schande dem Emporkömmling, kein Ende seiner Laufbahn, sondern höchstes Lob und weitere Ehren. Denn der Kalif, im Tiefsten befriedigt, dass er sein Vertrauen keinem Unwürdigen geschenkt hatte und nicht als schlechter Menschenkenner dastand, machte sogleich seinen Günstling zum Verwalter erbenfreier Nachlassenschaften, zum Kadi von Sevilla und Niebla und schließlich zum Befehlshaber des zweiten Regimentes seiner Leibwache, der Schorta, das die Aufgabe hatte, für Ruhe und Ordnung in der Hauptstadt zu sorgen.
Selbst als der kleine Abderrachman starb, änderte sich in Abu Amirs Beziehung zum Hofe nichts. Er wurde Vermögensverwalter von Subeihas zweitem und letztem Sohn Hischam, auf dem nun die Hoffnung des alternden Kalifen ruhte.
So konnte er allmählich alle Lücken, die seine Gebefreudigkeit in die Staatskasse gerissen hatte, auffüllen, und als das geschehen war, ließ er sich in der vornehmsten Gegend von Cordoba, in der Vorstadt Roßafa, einen Palast errichten. Der Baumeister stammte aus Damaskus, hatte aber schon viele Jahre in Cordoba gearbeitet und baute die Bogen hufeisenförmig, wie es hier Brauch war. Die Fußböden aber wurden von byzantinischen Arbeitern mit Mosaik ausgelegt, denn es war Friede zwischen dem Kaiser von Ostrom und dem Omaijadenkalifen, Geschenke gingen hin und her, und viele Griechen kamen in das reiche Land Andalus, wo man ihre Kunstfertigkeit schätzte.
Der Bau war fast fertig, es fehlte nur noch ein Geringes an der Innenausstattung, als Merwe einen Boten schickte mit der Nachricht, dass Boreiha im Sterben liege. Abu Amir ließ gleich den Bruder holen - mächtig aufgeschossen war Mondhir, ein Mann fast mit seinen vierzehn Jahren -, und sie warfen sich auf die Pferde. Welid begleitete sie nicht, er musste die letzten Arbeiten am Palast beaufsichtigen und den Streit schlichten, der zwischen den byzantinischen und andalusischen Arbeitern ausgebrochen war.
So scharf sie ritten, kamen sie doch zu spät. Boreiha lag schon aufgebahrt, ganz klein und eingefallen war ihr Gesicht, unvertraut wie das einer Fremden. Mondhir warf sich neben der Bahre auf die Erde und schluchzte laut. Abu Amir stand eine Weile wie abwesend, wandte sich dann an Merwe und fragte mit gedämpfter Stimme: »Sie hat doch nicht Mangel gelitten?«
»Sie hat kaum noch etwas zu sich genommen. Hat viel gehustet, auch Blut gespuckt. Aber sie wollte nicht, dass ich euch das schreibe. ›Ich bin bald wieder gesund. Warum meine Kinder beunruhigen?« sagte sie, sooft ich erwähnte, dass ich euch von ihrer Krankheit benachrichtigen wollte. Und dann war es zu spät.«
Man trug sie aus ihren Gemächern, die sie über vierzehn Jahre lang nicht mehr verlassen hatte. Als man sie in die Erde senkte, weinte auch Abu Amir. Nicht, weil er ihren Tod, sondern weil er ihr Leben bedachte.
Nach der Beerdigung blieb er noch einen Tag in Thorosch und besichtigte das Gut. Er fand alles in bester Ordnung: die Pferde gepflegt, die Speicher gefüllt, das Land bestellt. Und er lobte Ibn Irsad vor allen Leuten.
Da nahm Merwe ihn beiseite. »Du solltest ihn nicht auszeichnen, sondern lieber verkaufen«, sagte sie. »Er ist faul und liederlich. Kein Mädchen ist vor ihm sicher. Als ich herkam, ging alles drunter und drüber.«
»Und du hast Ordnung geschaffen?« Erstaunt maß er die kleine Person von oben bis unten. Etwas fülliger war Merwe geworden, fester ihr Gang, entschlossener ihre Bewegungen.
»Deine Mutter gab mich als deine Gattin aus. So konnte ich hier als Herrin auftreten. Und alle gehorchten mir, bis auf ihn.«
Da nahm Abu Amir den Knecht beiseite.
»Es tut mir leid, dass ich dich gelobt habe«, sagte er. »Ich habe Schlechtes über dich gehört. Man gab mir den Rat, dich zu verkaufen. Aber du hast meinem Vater die Augen zugedrückt. So will ich das nicht tun. Doch nur unter der Bedingung gebe ich dich frei,
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