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Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Hering
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sah dem Spiel der Flammen zu, diesem immer wieder anziehenden Lodern und Flackern, Sichaufbäumen und Insichzusammensinken, das ein Abglanz des Lebens selbst zu sein scheint. Der Wind hatte sich gelegt, und die Flammen stiegen senkrecht zum Himmel.
    Wo mochten Mamar und die Seinen stecken? Sie konnten nicht weit entfernt sein.
    Auch die Cordobaner waren verstummt. Sie hörten einem Rawi zu, der mit seltsam eintöniger Stimme die aufregendsten Räubergeschichten erzählte. Welid ließ die Worte an seinen Ohren vorbeirauschen. Er horchte in die Ferne. Doch kein Pferdewiehern verriet die Nähe von Menschen. Nur ab und zu heulte irgendwo ein Schakal.
    Auf Mamar stieß die Karawane erst am nächsten Tag. Er lagerte mit einem seiner Gefährten an einem Brunnen, sie sprangen auf, als sie den Pilgerzug herankommen sahen, und verneigten sich zu höflichem Grüßen. Dann sprachen sie ein paar Worte, aber keiner konnte ihren schwierigen Bergdialekt so recht verstehen.
    Da ging Welid auf sie zu und nahm sie beiseite.
    »Brüder«, sagte er, »es ist mir nicht gelungen, den Emir der Wallfahrt zu überreden, vom Weg abzuweichen. Er meinte, sie seien stark genug, sich gegen Überfälle zu wehren. Aber ich will versuchen, ihn dazu zu bringen, dass er euch Geld gibt, damit ihr ihn auf seinem Weg durch euer Land unbehelligt lasst.«
    Einen kurzen Blick der Verständigung wechselte Mamar mit seinem Begleiter. Daun sagte er: »Frag ihn, was er uns bietet.«
    So wandte sich Welid an den Emir. »Es wird gut sein, Herr, wenn du ihnen etwas gibst. Du musst durch ihr Gebiet ziehen. Sie sagen, es sei eine gefährliche Gegend. Bitte sie um ihren Schutz. Biete ihnen soviel, dass ihnen der sichere Verdienst mehr wert erscheint als die unsichere Beute. Aber weiche keinen Schritt von deinem Weg ab.«
    Der Emir bewilligte eine stattliche Summe. Er wollte die eine Hälfte gleich auszahlen, die andere, wenn die Karawane in Sicherheit wäre. Das Geschäft kam zustande. Mamar holte seine ganze Schar herbei, und sie gab den Pilgern treulich das Geleit bis zu der Stelle, wo die Straße aus den Bergen heraustrat und man die weite, kahle, sumpfige Ebene vor sich hatte, die einen trostlosen Anblick böte, wenn nicht aus ihr die Mauern, Kuppeln und Minarette der berühmten und vielbewunderten Stadt Kairawan emporragten, bei deren Sichtbarwerden die Pilger in Jubelrufe ausbrachen. Galt sie doch den Gläubigen als eines der fünf Tore, durch die man ins Paradies gelangt.
    Die Berber beteiligten sich nicht an diesem Jubel. Mamar nahm das Geld, das Welid ihm überreichte, mit starrer, undurchsichtiger Miene entgegen.
    »Nun könnt ihr Datteln und Öl einkaufen«, sagte Welid, »dass ihr für den Winter genug habt. Verzeiht mir, wenn ich nicht mit euch zurückkehre, und bewahrt mir ein gutes Andenken. Ich habe euch dazu verholfen, dass ihr erhieltet, was ihr braucht, ohne euch die Hände mit Blut beflecken zu müssen.«
    Mamar steckte das Geld in seine Satteltasche. »Wir wissen, was wir dir zu verdanken haben«, antwortete er, und seine Miene verfinsterte sich, so dass Welid erschrak. »Denkst du, ich verstünde nicht arabisch und hätte nicht gehört, dass du den Emir gewarnt hast, nach Süden abzubiegen? Du hast uns um eine Beute gebracht, die ein Vielfaches des Bettels betragen hätte, den du uns hier wie ein Almosen reichst. Fluch dir, du Sohn einer Hure und Enkel einer Hündin! Ein Abtrünniger bist du, ein Span, den der Gießbach herumwirft! Die Pilger haben wir beschützt - dich können wir nicht mehr schützen!«
    So schnell stieß er mit dem Dolch zu, dass Welid nicht Zeit hatte, seine Hände zur Abwehr auszustrecken. Als die Umstehenden herbeisprangen, war die Schar schon außer Reichweite eines Bogenschusses.
     
    Der Emir der Wallfahrt blieb mit der Karawane in Kairawan. Er wollte nicht weiterziehen, ehe er mit dem Verwundeten sprechen konnte. Doch dauerte es einige Tage, bis Welid aus seiner Bewusstlosigkeit aufwachte.
    Er lag in einem kleinen, freundlichen, von schlanken hohen Fenstern erhellten Raum, neben ihm saß der Emir der Wallfahrt.
    »Der Stich ist von deiner Rippe abgeprallt. Nur wenige Zoll tiefer, und er wäre dir ins Herz gedrungen. Aber Allah hat deinen Tod nicht gewollt.« Er schwieg eine Weile. Dann fuhr er fort: »Nun sage mir, in welcher Beziehung standest du zu diesem Mörder? Was für einen Grund hatte er, dich niederzustechen?«
    Da erzählte ihm Welid alles, was ihm zugestoßen war, seit er Andalus verlassen hatte. Nur was ihn

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