Zu Staub Und Asche
Sonntagsblätter schreibt. Sollten wir diesen Fall abschließen können, würde er einen großen Artikel daraus machen.«
Lauren beugte sich ein Stück vor. Wäre sie ein Hund, würde sie jetzt mit dem Schwanz wedeln, dachte Hannah. Wer weiß ...
»Im Ernst?«
Nicht ganz. Der Mann war Hannah auf Stuart Waggs Party über den Weg gelaufen. Er war betrunken, geschwätzig und wollte ein bisschen angeben. Sie hatten sich kaum länger als drei Minuten unterhalten, und Hannah bezweifelte, dass er sich an ihr Gespräch noch erinnerte, nachdem er wieder nüchtern war.
»Ja natürlich«, murmelte Hannah. »Aber ich begrüße es selbstverständlich, dass positive Werbung für uns nicht das Wichtigste ist.«
»Absolut nicht«, bestätigte Lauren. »Allerdings will ich Ihnen gegenüber ganz ehrlich sein ...«
Les warf Hannah einen bedeutsamen Blick zu. Für alles gibt es ein erstes Mal, schien er zu sagen.
»Ja?«
»Ein paar positive Worte in den Printmedien könnten sicher nicht schaden. Im Mai stehen die Neuwahlen zum Polizeipräsidium an, da käme die eine oder andere ermutigende Schlagzeile gerade recht.«
»Dann wäre die Wiederaufnahme des Falles Bethany Friend sicher eine lohnende Investition.« Hannahs Gesicht blieb unbewegt.
»Ich denke schon.« Lauren war vernünftig. Sie wägte die Vor-und Nachteile objektiv und mit Bedacht ab, ehe sie für das eigene Interesse votierte. »Schließlich wollen wir die Öffentlichkeit auf einer breiten Basis erreichen. Gute Beziehungen zu den Medien sind äußerst wichtig für unsere Arbeit.«
»Natürlich.«
»Dann wäre diese Angelegenheit geklärt. Halten Sie mich bitte auf dem Laufenden. Und denken Sie immer daran, dass die Aufklärung eines Cold Case nicht bedeutet, dass die Polizei in der Vergangenheit einen Fehler begangen hätte.«
»Ich habe Ihnen den Anhang meiner E-Mail ausgedruckt.« DC Maggie Eyre drückte Hannah zwei bedruckte Seiten in die Hand. »Es sind die Details zu den einzelnen Zeugen, um die Sie mich gebeten haben.«
»Danke.« Hannah forderte Maggie mit einer Handbewegung auf, Platz zu nehmen, und überflog die Liste. »Sie haben sich viel Mühe gemacht.«
»Sechs Jahre sind eine lange Zeit. Bis jetzt habe ich erst etwa die Hälfte der Leute ausfindig gemacht, die nach Bethanys Tod vernommen wurden. Die meisten von ihnen leben noch in der Nähe.«
»Und diejenigen, die wir bisher nicht aufgetrieben haben?«
»Unter ihnen sind zum Beispiel zwei Schulfreundinnen, Phyllida Lathwell und Jean Pipe. Sie haben vermutlich geheiratet und ihren Namen geändert. Ihre Aussagen betrafen vor allem Bethanys Schwärmerei für die später verstorbene Lehrerin. Außerdem suche ich noch nach einer Mitstudentin namens Gillian Langeveldt, die aus Südafrika stammte und vermutlich dorthin zurückgekehrt ist. Dann fehlen noch ein paar ehemalige Kollegen mit so deprimierend gängigen Nachnamen wie Smith und Brown sowie einige der Zeugen, die auf uns zugekommen sind, weil sie Bethany an ihrem Todestag oder zumindest zeitnah gesehen haben wollen.«
Hannah überflog die Namen. »Graeme Redfern?«
»Er arbeitete damals für ein Bestattungsinstitut in Ambleside und gab an, Bethany in der Nacht vor dem Valentinstag dabei beobachtet zu haben, wie sie Sex im Eingang eines Geschäftes hatte. Ein Jahr nach Bethanys Tod wurde Redfern allerdings gefeuert, und sein Chef glaubt, dass er in seine Heimatstadt Leeds zurückgekehrt ist. Dieser Redfern war wohl ein ziemlich unsympathischer Kerl. Er hat einen Ring vom Finger eines Toten gestreift und ihn im Internet verkauft.«
Jetzt erinnerte Hannah sich, dass Ben mal von einem gewissen Redfern gesprochen und ihn als armseligen Fantasten abgetan hatte. Solche Leute tauchten im Umfeld von polizeilichen Ermittlungen immer wieder auf. Auf Maggies Liste standen aber noch andere Namen. Zum Beispiel der eines Pizzaboten, Mickey Cumbes, dessen Vorstrafenregister unter anderem eine Gefängnisstrafe wegen sexueller Nötigung einer Minderjährigen beinhaltete und der Stein und Bein geschworen hatte, dass Bethany am Valentinstag eine andere Frau vor dem Salutations Hotel leidenschaftlich küsste. Dann war da noch ein durchgeknallter Student, der angeblich gesehen haben wollte, dass Bethany von einem Muskelprotz, der wie ein Soldat in Zivil aussah, in einen weißen Lieferwagen ohne Aufschrift gezwungen worden war. Auch ihm hatte Ben kein Wort geglaubt. Roland Seeton war ein langhaariger, schon zweimal wegen illegalen Drogenbesitzes vorbestrafter
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