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Zu Staub Und Asche

Zu Staub Und Asche

Titel: Zu Staub Und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Edwards
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Faulenzer, der offenbar eine tiefe Antipathie gegen die Armee pflegte. Jede Ermittlung lockte Zeitverschwender an, deren Wiederauffindung nach vielen Jahren eine wahre Tortur war. Trotzdem mussten sie es probieren. Es bedurfte nur eines einzigen glücklichen Zufalls.
    »Gut, dass Sie Nathan Clares Telefonnummer hier notiert haben. Mit ihm möchte ich mich so bald wie möglich unterhalten. Außerdem will ich Bethanys Mutter besuchen.«
    »Ich habe im Pflegeheim angerufen«, berichtete Maggie mit besorgtem Gesichtsausdruck. »Sie hatte Weihnachten die Grippe und scheint rapide abzubauen.«
    Hannah sprang auf. »Dann sollten wir nicht länger warten - wenigstens Mrs Friend zuliebe.«

Kapitel Sechs
    Draußen ging ein Graupelschauer nieder. Von seinem Büro im ersten Stock der umgebauten Mühle, in der Amos Books untergebracht war, beobachtete Marc, wie der angeschwollene Bach über das Wehr stürzte. Die Holzterrasse unterhalb des Fensters stand bereits unter Wasser. An schönen Tagen saßen die Gäste des Cafés im Erdgeschoss gerne dort draußen, genossen Cappuccino und Kuchen und bewunderten die Landschaft. Jetzt aber hatte sich schon seit Wochen kein Kunde mehr hinausgewagt. Zwar war es erst halb zwei nachmittags, doch der Himmel war so dunkelgrau wie Coniston-Schiefer. Marc schaltete das Radio ein, um den Wetterbericht zu hören, und wurde sofort mit einer Lawinenwarnung für den Helvellyn konfrontiert.
    »Durch instabilen Nassschnee auf vereistem Untergrund besteht auf allen Ebenen verstärkte Lawinengefahr.« Die Sprecherin des Naturparks musste die Stimme erheben, um sich über den Sturm hinweg verständlich zu machen. »Außerdem gefährden heftige Windböen den Aufstieg. Als Folge des Sturms sind Schneeverwehungen möglich, die häufig als Schneebretter abgehen oder durch den Wetterumschwung gefährliche Schneewächten bilden, die jederzeit einbrechen können.«
    Hinter Marc erklang ein leises Husten.
    Hastig drehte er sich um. Er hatte nicht gehört, dass die Tür aufgegangen war. Es war ihm unangenehm, wenn man seine Privatsphäre verletzte oder ihn überraschte. Jahrelang hatte er sich an ein warnendes Quietschen gewöhnt, das immer dann zu hören war, wenn jemand den Raum betrat - selbst wenn derjenige nicht angeklopft hatte. Es war ein Fehler gewesen, die Scharniere zu ölen.
    An der Tür stand nicht etwa ein neugieriger Kunde auf der Suche nach einer Erstausgabe von Wainwright, sondern eine Frau in einem dicken Fischerpullover und Jeans, deren schulterlanges blondes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden war. In der Hand hielt sie eine dampfende Kaffeetasse. Marc war nicht sicher, wie lang sie schon dort gestanden hatte, aber warum sollte sie warten und ihn beobachten, ohne ein Wort zu sagen? Seine Haut prickelte. Er empfand ihren schweigend forschenden Blick als merkwürdig erregend, ganz so, als könne sie durch ihn hindurchblicken.
    »Unser Sachverständiger von der Bergwacht hat verlauten lassen, er habe noch nie derart schlechte Wetterverhältnisse im Lake District angetroffen«, versuchte die Dame im Radio die Windgeräusche zu übertönen. »Die gefühlte Kälte ist beträchtlich. Bergwanderer - auch wirklich erfahrene - sollten sich keinesfalls auf den Weg machen, bevor sich die Wetterlage nicht deutlich gebessert hat.«
    Marc schüttelte den Kopf. »Welcher Verrückte würde schon bei diesem Wetter auf einen Berg klettern?«
    In Cassie Westons Augen trat ein verträumter Ausdruck. Ihre Lippen öffneten sich ein wenig und gaben den Blick auf leicht vorstehende Schneidezähne frei. Irgendwie erschien ihm die junge Frau durch die kleine Unvollkommenheit als noch attraktiver.
    »Vielleicht jemand, der die Gefahr liebt?«
    »Nervenkitzel ist eine Sache, aber sich freiwillig umzubringen eine ganz andere.«
    »Ich habe Ihnen etwas Warmes zu trinken gebracht.«
    »Wirklich nett von Ihnen.«
    Ihr Gesichtsausdruck war nicht zu deuten. »Sie waren eben meilenweit weg.«
    Er zeigte auf den chaotischen Berg Papier auf seinem Schreibtisch. »Sie haben mich erwischt.«
    »Es ist ja nicht so, als hätten Sie etwas Schlimmes getan.«
    Die meisten Leute hätten sicher gesagt: etwas Falsches. Aber Cassie war nicht wie die meisten Leute.
    »Ich muss unbedingt die unbezahlten Rechnungen überprüfen. Der Geldfluss ist und bleibt nun mal wichtig.«
    Sie reichte ihm den Becher. »Woran haben Sie gedacht?«
    Er hätte sie das Gleiche fragen können. Zwar arbeitete Cassie schon seit letztem Herbst für ihn, aber bisher

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