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Zu viel Glück: Zehn Erzählungen (German Edition)

Zu viel Glück: Zehn Erzählungen (German Edition)

Titel: Zu viel Glück: Zehn Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Munro
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Könnte ja sonst Staub reintragen statt Schlamm.«
    Sie ging in die Küche, unfähig, sich hinzusetzen, solange er im Haus war.
    Sie machte ihm die Tür auf, als er die Treppe heraufkam.
    »Und?«, fragte sie. »Alles in Ordnung?«
    »Ja.«
    Sie ging ihm zur Haustür voran, dann merkte sie, dass ihr keine Schritte folgten. Sie drehte sich um und sah ihn in der Küche stehen.
    »Sie haben wohl nicht zufällig was da, um mir was zu essen zu machen?«
    Seine Stimme veränderte sich – sie brach, wurde höher, so dass Nita an einen Fernsehkomiker denken musste, der bäurisch herumnörgelte. Unter dem Oberlicht in der Küche sah sie, dass er gar nicht so jung war. Als sie die Haustür aufmachte, hatte sie nur einen mageren Körper wahrgenommen, ein Gesicht, dunkel gegen das grelle Morgenlicht. Der Körper, wie sie ihn jetzt sah, war gewiss mager, aber eher verbraucht als jungenhaft, mit lässig gekrümmter Haltung. Sein Gesicht war lang und ledrig, mit hervorstehenden hellblauen Augen. Der Ausdruck spaßig, aber es lag auch Hartnäckigkeit darin, als bekomme er meistens seinen Willen.
    »Ich bin nämlich zuckerkrank«, sagte er. »Ich weiß nicht, ob Sie irgendwelche Leute kennen, die zuckerkrank sind, aber es ist so, wenn man Hunger bekommt, muss man gleich was essen, sonst spielt der ganze Körper verrückt. Ich hätte was essen sollen, bevor ich herkam, aber ich wollte mich beeilen. Haben Sie was dagegen, wenn ich mich setze?«
    Er nahm bereits am Küchentisch Platz.
    »Haben Sie eine Tasse Kaffee?«
    »Ich habe Tee. Kräutertee, wenn Sie den mögen.«
    »Doch, klar.«
    Sie gab Tee in eine Tasse, stellte den Wasserkocher an und öffnete den Kühlschrank.
    »Ich habe nicht viel da«, sagte sie. »Ein paar Eier. Manchmal mache ich mir ein Rührei und tue Ketchup drauf. Wäre Ihnen das recht? Ich habe auch englische Brötchen, die ich toasten könnte.«
    »Englische, irische, jugoranische, mir egal.«
    Sie schlug zwei Eier in die Pfanne, piekte die Dotter auf und verrührte alles mit einer Bratengabel, dann schnitt sie ein Brötchen auf und steckte es in den Toaster. Sie holte einen Teller aus dem Geschirrschrank, stellte ihn vor ihn auf den Tisch. Dann ein Messer und eine Gabel aus der Besteckschublade.
    »Hübscher Teller«, sagte er und hielt ihn hoch, wie um sich darin zu betrachten. Dann, gerade als sie sich wieder um die Eier kümmerte, hörte sie den Teller auf dem Fußboden zerbrechen.
    »Oh mein Gott«, sagte er mit neuer Stimme, einer quäkigen und eindeutig bösartigen Stimme. »Schauen Sie, was ich jetzt wieder gemacht habe.«
    »Schon gut«, sagte sie und wusste jetzt, dass nichts gut war.
    »Muss mir aus der Hand gerutscht sein.«
    Sie nahm einen anderen Teller heraus und stellte ihn auf die Anrichte, bis sie die getoasteten Brötchenhälften und dann die Eier mit etwas Ketchup auftun konnte.
    Er hatte sich inzwischen gebückt, um die Scherben aufzusammeln. Er hielt ein Stück hoch, das so zerbrochen war, dass es eine scharfe Spitze hatte. Als sie seine Mahlzeit auf den Tisch stellte, fuhr er mit der Spitze leicht über seinen bloßen Unterarm. Winzige Blutstropfen erschienen, anfangs getrennt, dann flossen sie zu einer Linie zusammen.
    »Keine Sorge«, sagte er. »Ist nur ein Scherz. Ich weiß, wie ich das zum Scherz machen muss. Wenn’s mir ernst gewesen wäre, hätten wir keinen Ketchup gebraucht, hm?«
    Es lagen immer noch ein paar Scherben auf dem Boden, die ihm entgangen waren. Sie wandte sich ab, um den Besen zu holen, der sich in einem Wandschrank bei der Hintertür befand. Er packte blitzschnell ihren Arm.
    »Sie setzen sich hin. Sie bleiben hier sitzen, solange ich esse.« Er hob den blutigen Arm und hielt ihn ihr wieder vor. Dann stopfte er das Rührei zwischen die Brötchenhälften und aß alles in sehr wenigen Bissen. Er kaute mit offenem Mund. Das Wasser kochte. »Teebeutel in der Tasse?«, fragte er.
    »Ja. Eigentlich ist es loser Tee.«
    »Sie bewegen sich nicht. Ich will doch nicht, dass Sie an den Kessel rankommen, oder?«
    Er goss kochendes Wasser in die Tasse.
    »Sieht aus wie Heu. Ist das alles, was Sie haben?«
    »Ja, tut mir leid.«
    »Hören Sie auf mit diesem tut mir leid. Wenn das alles ist, was Sie haben, dann ist das alles. Sie haben doch keine Sekunde lang geglaubt, dass ich gekommen bin, um den Sicherungskasten zu überprüfen, oder?«
    »Doch«, sagte Nita. »Ich hab’s geglaubt.«
    »Jetzt nicht mehr.«
    »Nein.«
    »Haben Sie Angst?«
    Sie zog es vor, das nicht als

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