Zu viele Flueche

schleppen.
    Sie dankte ihm, und der Demontierte Dan, der unter Mister Bones’ Arm klemmte, blickte finster drein. »Wieder so tugendhaft und gut wie immer. Der alte Dan ist enttäuscht von dir, mein Körper.«
    Das Beben hörte auf, und alles war ruhig. Die Drachenrüstung senkte ihren Helm und öffnete vorsichtig die Handschuhe. Selbst die Rüstungen schienen mit angehaltenem Atem abzuwarten, was als Nächstes geschähe. Ein roter Feuerball schoss direkt in den Drachenhelm. Obwohl er keine Augen besaß, krallte und schlug er nach dem Feuer. Seine panischen Bewegungen ließen seinen Schwanz durch den Raum fegen. Mehrere Rüstungen wurden umgeworfen und brachen in Stücke.
    Tiama fuchtelte mit den Händen herum und schoss grüne und purpurne Blitze in alle Richtungen. Die Rüstungen, die getroffen wurden, zerfielen auf dem Boden. Mehrere kamen nahe genug heran, um ohne große Wirkung mit ihren Schwertern auf sie einstechen zu können. Sie blieb stehen, ungerührt von den Klingen, die durch ihren Körper fuhren.
    Das Felsenungeheuer schmetterte Tiama unter seinen erbarmungslosen Fäusten nieder. Schon der erste Schlag brachte sie zum Wanken. Der zweite zwang sie auf die Knie. Nach dem dritten und vierten lag sie am Boden - mit dem Gesicht nach unten. Wieder und wieder schlug das Ungeheuer zu, bis sich seine Feindin nicht mehr rührte, bis ihre Haut an den Nähten aufplatzte. Da war kein Blut. Tiama war nur mit rotem Sand und weißen Flammen gefüllt.
    Der Blaue Paladin trat vor und hob seine mächtige Axt, um ihr den Todesstoß zu versetzen. Das Ungeheuer hielt sie unten, damit der Paladin seine Aufgabe mit einer sauberen Enthauptung beenden konnte. Er holte mit all seiner Kraft aus, die beträchtlich war. Tiama, die jetzt sehr nach einer Puppe ohne Füllung aussah, drehte sich und fing die Kante der Klinge mit der Hand. Ihre Augen blitzten, und sowohl der Paladin als auch das Felsenungeheuer wurden durch eine unsichtbare Kraft weggeschleudert. Der Paladin knallte mit solcher Wucht gegen eine Säule, dass sie einstürzte und ihn unter sich begrub. Das Felsenungeheuer krachte so hart an die Decke, dass die Steinrüstung zu einem Regen aus Staub, Kies und ein paar merkwürdig geformten Steinen zersplitterte.
    Mehrere Speere wurden geworfen. Sie spießten Tiama machtlos auf, als sie sich wieder aufblies. Die Feenrüstungen wirbelten herum und zerrissen ihre Haut mit tausend Schnitten ihrer winzigen Dolche. Die Zauberin klatschte in die Hände, woraufhin sie zu Asche verbrannten.
    Feuer und Magma tropfte aus ihren Wunden. Aber Tiama lächelte weiter.
    Und die Rüstungen zögerten. Denn sie hatten das Fürchten gelernt.
    Die Drachenrüstung, die ihre Sinne inzwischen wieder beisammenhatte, hob den langen Hals. Ihr Helm spie ein gewaltiges silbernes und goldenes Flammenmeer aus. Tiama verschränkte die Arme, und das Feuer zerfaserte in ein Dutzend kleinere Flammen. Sie prallten als Querschläger im Raum herum und sprengten Rüstungen. Innerhalb von Sekunden war von der Armee nichts mehr übrig, außer ganzen Haufen von zerbrochenem, geschwärztem Stahl.
    Der Drache, der letzte Kämpfer, der noch stand, rasselte mit seinen Flügeln. Die goldsilberne Flamme sammelte sich über Tiamas Kopf zu einer Kugel. Sie hörte zu lächeln auf, schüttelte den Kopf, als amüsiere sie sich nicht mehr, und wandte der letzten Rüstung den Rücken zu.
    Diese machte einen Schritt vorwärts. Der Feuerball schoss sich selbst ins Gesicht des Drachen. Sein Helm flog ihm vom Hals, und dann stand er einen sehr langen Augenblick still.
    Tiama seufzte. »Irgendwie hatte ich mehr erwartet.«
    Die Drachenrüstung fiel auseinander, ein Stück nach dem anderen. Seine Halsstütze stürzte zusammen. Dann seine Flügelschützer. Danach seine Arme, der Körper und der Schwanz. Und am Schluss die Beine. Der Lärm war fast melodisch. Wie orkische Kriegsgongs: Das war zwar auf eine gewisse Art schön, aber trotzdem kein Geräusch, das man unbedingt hören wollte.
    Der Schutt bewegte sich, und der Blaue Paladin stand auf. Sein Helm schwenkte über die Überreste seiner Soldaten.
    Tiama - jetzt wieder ein lebloses Wesen - ergriff das Wort. »Ich weiß, du musstest es versuchen, aber es wird geschehen. Und am Ende wirst du mir dafür dankbar sein.«
    Der Paladin hob einen Speer auf und stürmte auf sie zu.
    »Na schön.« Tiamas Haar schimmerte feurig. »Ich werde dieser Zerstreuung langsam überdrüssig. Lass es uns zu Ende bringen.«
    Er schlug sie mit dem