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Zu viele Morde

Zu viele Morde

Titel: Zu viele Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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nähen, das sich unterhalb des Kordelsaums nach außen wölbte.
    »Weißt du, was es ist?«, fragte Patsy mit funkelnden Augen.
    »Vielleicht«, sagte sein Cousin, »aber sag du’s mir, Patsy.«
    »Es ist ein menschlicher Hodensack.«
    Nur eiserne Selbstkontrolle verhinderte, dass Carmine den Beutel vor Ekel fallen ließ. »Himmel!«
    »Es gibt einige Eingeborenenstämme, die die Hodensäcke großer Tiere trocknen«, sagte Patrick, »und zu viktorianischen Zeiten war es eine Modeerscheinung bei den echten Großwildjägern,den Hodensack eines Elefanten oder Löwen als Trophäe mitzunehmen und einen Tierpräparator daraus eine Wasserflasche oder einen Tabakbeutel machen zu lassen. Aber das menschliche Entsetzen vor Kastrationen ist so groß«, fuhr er unbekümmert fort, »dass es wirklich nur selten einen Mann gibt, der sich einen menschlichen Hodensack als Trophäe mitnimmt.«
    »Bist du sicher, dass es ein menschlicher Hodensack ist?«
    »Ja, es hängen noch ein paar Schamhaare daran. Wer auch immer das hier gemacht hat, ist wirklich pervers.«
    »Das erzähle ich besser Abe, bevor er zu unserem Zweifler Doug geht.«
    Ein knappes Telefonat später hatte Carmine Zeit, Patrick weiter mit Fragen zu bombardieren. »Welche Kugel hat unseren Heckenschützen getötet?«
    »Silvestris. Dieser Mann ist ein Wunder mit seiner alten 38er, von der er sich nicht trennen will. Ich wette, er geht noch nicht einmal in den Schießstand zum Üben«, sagte Patsy. »Kopfschuss – aber das weißt du ja. Du hast dich auch nicht schlecht geschlagen, Carmine. Zwei deiner Kugeln haben ihn in die rechte Schulter getroffen. Eine dritte steckte in einem Ast. Silvestris andere zwei Kugeln haben den Mann in der Brust erwischt.«
    »Ich habe nie behauptet, ein besonders guter Schütze zu sein.«
    »Ich kenne dich – du hast gehofft, seinen Schussarm außer Gefecht zu setzen und ihn für ein Verhör am Leben zu lassen«, sagte Patsy scharfsinnig.
    »Stimmt, aber John hatte recht – wir konnten die Kinder keinem Risiko aussetzen. Ich lag falsch. Tust du mir einen Gefallen, Patsy? Schicke die Fingerabdrücke des Kerls an Interpol und unser Militär. Er stammt vermutlich nicht aus diesemTeil der Welt, aber er könnte ja sonst irgendwem aufgefallen sein. Ich vermute, er kommt aus Ostdeutschland, aber er ist kein ideologisch motivierter Überzeugungstäter. Er war allein des Geldes wegen dabei, was wiederum bedeutet, er hat irgendwo eine Familie.«
    »Ist nur eine leise Hoffnung, aber klar, mache ich. Eine letzte Sache noch, Cousin, bevor du verschwindest. Was soll ich mit einem ganzen Raum voller Foto- und Filmzeug machen?«
    »Da wir nicht über die Leute verfügen, eine Untersuchung dieses Umfangs angemessen durchzuführen, überlasse ich das alles großzügig Special Agent Ted Kelly. Soll doch das FBI die Schnappschüsse von Omi finden, die gerade Blaupausen hochhält«, meinte Carmine grinsend. »Ich werde den Cornucopia-Vorstand durch Delia davon in Kenntnis setzen lassen, dass das FBI alles einkassiert hat. Sie werden es zurückbekommen, allerdings erst in einigen Wochen.«
    »Wie soll uns das allen Ernstes helfen? Die sind doch alle so reich, die können sich einfach neue Sachen kaufen und machen innerhalb weniger Tage weiter wie zuvor.«
    »Könnten sie, ja, aber eine neue Ausrüstung zu kaufen würde auffallen, und selbst reiche Leute geben nur ungern ihr Geld für etwas aus, das sie bereits besitzen. Sie wissen, sie bekommen es zurück, wozu also die Eile? Es gibt gute Gründe, warum keiner von ihnen Aufmerksamkeit auf sich lenken möchte.«
    »Du meinst Odysseus?«
    »Woher kennst du diesen Namen?«
    »Carmine, also wirklich! Ted Kelly hat einen Mund so groß wie eine Schuhschachtel, und wann immer ein anderer FBI-Agent in die Stadt kommt, geht er mit dem für gewöhnlich ins Malvolio’s. Außerdem, Holloman ist eben Holloman. Hier gibt es keine Geheimnisse.«
    »Bitte sag mir, dass Netty Marciano es nicht weiß!«
    »Natürlich nicht! Das hier ist reine Männersache.«
     
    Lancelot Sterling zog nicht wieder zurück in seine Eigentumswohnung, die verriegelt blieb, nachdem Abe die guterhaltene Leiche eines Mannes gefunden hatte, der sorgfältig unter dem doppelten Boden eines langen Lagerbehälters versteckt worden war. Als der Deckel angehoben wurde, fanden sie die Habe eines Menschen: Kleidung, Bücher, ein Paar Hanteln, Landkarten, ein Zelt, ein Schlafsack und andere Sachen, die auf einen sportlichen Wanderer hindeuteten.
    Die Leiche

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