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Zu viele Morde

Zu viele Morde

Titel: Zu viele Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Nortons Frau auszutricksen. Pauline Denbighs Panzer zu knacken hatte Odysseus wahrscheinlich selbst übernommen, aber den Dekan hatte er nicht umgebracht.
    Desmond Skeps – eine Injektionsnadel und diverse Spritzen, unfachmännisch gehandhabt. Irgendwann einmal war ihm gezeigt worden, wie man sie benutzte, aber seitdem war viel Zeit ins Land gegangen, und Skeps muss schwierige Venen gehabt haben. Curare. Eine Haushaltslösung aus Ammoniak. Drano. Ein Venenstauer. Chloralhydrat in einem Glas Single Malt Scotch. Eine Rasierklinge. Ein winziger Lötkolben. Stahlseil.
    Dee-Dee … Ein Rasiermesser. Nur ein Skalpell hat dieseForm der Klinge, und selbst Patsys Obduktionsklingen konnten einer stehenden Frau keine solche Wunde zufügen, wenn der Angreifer ihr gegenüberstand. Odysseus musste von Dee-Dees Blut komplett durchtränkt gewesen sein, wie ein Mann unter der Regenrinne.
Hass!
Es war in absolutem Hass geschehen, erbitterter als bei Desmond Skeps, der Dee-Dee auf das Bankett begleitet hatte, selbst wenn Skeps nicht wusste, wer Odysseus war. Und was hatte Dee-Dee damit zu tun? Sie stand dort und hatte, laut Patsy, ihren Tod ohne Protest hingenommen. Also wusste sie, warum Odysseus sie hasste, und gestand ihre Schuld ein.
    Ich frage mich, ob er diese blutdurchtränkte Kleidung behalten hat? Wenn sein Hass so glühend war, brauchte er vielleicht ein Souvenir. Das Rasiermesser? Das würde er definitiv noch haben. Irgendwo in einem Schrein. Nicht als Erinnerungsstück. Als ein Exekutionsinstrument.
    Ein Bild kam Carmine in den Kopf, so lebendig, dass sich seine Nackenhaare sträubten. Himmel! Ich weiß, wo es ist! Ich weiß, wo!
    Seine Schritte wurden langsamer; er hielt an, drehte sich um und ging zügig zurück ins Präsidium. Es zu wissen war die eine Sache, seine Streitkräfte zu sammeln, um es zu beweisen, eine andere. Doug der Zweifler würde zu seinem normalen Selbst zurückgekehrt sein, und es würde leichter sein, Blut aus einem Stein zu pressen, als ihm einen Durchsuchungsbefehl abzuringen. Nicht, dass Odysseus sich von seinen Erinnerungsstücken trennen würde. In dieser Hinsicht bestand keine Eile.
    Als Carmine sein Büro erreichte, hatte er seine gewohnte Haltung wiedergefunden. Delia, die mit einem orange-grünen Paisley-Muster in sein Blickfeld platzte, erschreckte ihn regelrecht.
    »Abe ist unten bei Lancelot Sterling«, sagte sie. »Corey hängtschmollend irgendwo am Flugplatz herum. Er sagte etwas über einen neuen Learjet, aber ich gebe zu, ich habe nur halb zugehört. Ich habe gerade mit Desdemona telefoniert.«
    »Das hätte ich wissen müssen«, sagte er, hin und her gerissen von dem Drang, Delia zu erzählen, was ihn beschäftigte.
    »Sie sind hier in Sicherheit«, sagte sie und lächelte.
    »Setz dich, Delia. Ich muss mit dir reden.«
    Als Carmine fertig war, blickte sie ihn entsetzt an. Dann tat sie etwas sehr Untypisches: sie streichelte seinen Arm. »Du tust mir leid, Carmine. Ich verstehe dein Dilemma vollkommen. Aber wenn Odysseus Dee-Dee so inbrünstig hasste, muss es einen wichtigen Grund dafür geben. Vielleicht zahlt es sich aus, wenn ich mal herumfrage und mir Dee-Dees Hintergrund näher ansehe. Das ist das Problem mit Prostituierten. Niemand nimmt sie genauer unter die Lupe. Bin ich immer noch berechtigt, als Detective zu handeln?«
    »Ich habe die Anordnung nicht zurückgezogen.«
    »Dann unterhalte ich mich mal mit Dee-Dees Zuhälter, ihren Freunden, ihren Feinden und Bekannten.« Delia hob fragend die Augenbrauen. »Es wäre viel einfacher, wenn ich eine Dienstmarke hätte.«
    »So weit gehe ich dann doch nicht, Delia. Den kleinen Finger schon, aber nicht gleich die ganze Hand.«
     
    Die halbe Nacht fegten Sturmböen über Holloman. Carmine lag im Bett, Desdemona im Arm, und wachte von dem peitschenden Tosen des Regens auf den Fensterscheiben auf. Er hob seinen Kopf, um zu lauschen, und legte sich dann mit einem Seufzen wieder hin. Es bestand keine Hoffnung, dass der Sturm lang genug andauern würde, um den Ausflug nach Zürich zu verschieben. Bis zum Nachmittag würden sich die Böen gelegt haben.
    »Was ist?«, murmelte Desdemona.
    Carmine drückte sie zärtlich an sich. »Es ist nur der Sturm. Schlaf weiter.«
    »Es ist nichts passiert, aber im Garten herrscht großes Durcheinander«, sagte Desdemona am nächsten Morgen, während sie ihre Gummistiefel im Waschraum auszog.
    Carmine zog sich einen Regenmantel über. »Es wird den ganzen Tag regnen, also bleib mit Julian lieber zu

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