Zu viele Morde
durchwühlen könnten?«
»Das wird nicht nötig sein. Irgendwelche Kinder?«
»Ja, drei! Meine Tochter ist nicht auf die Universität gegangen. Meine beiden Söhne waren auf Harvard und dem MIT.«
»Nicht auf der Chubb, mhm? Interessant.«
»Was geht es Sie an, auf welchen Schulen meine Kinder waren? Ihre Fragen, Mr. Carmine Delmonico, gehen weit über das Maß eines akzeptablen Benehmens hinaus. Ich werde Sie bei Ihren Vorgesetzten melden, damit die Sie zurechtweisen, verstanden?« Er begann zu stottern. »Sie sind ein – ein – Gestapo-Inquisitor!«
»Mr. Smith«, sagte Carmine freundlich, »ein Polizeibeamter, der in einem Mordfall ermittelt, benutzt viele Techniken, um an Informationen zu kommen. Während des ersten Interviews waren Sie unhöflich und überheblich, was mir die Freiheit gibt, Ihnen ordentlich auf die Füße zu treten, obwohl Ihre Füße in handgefertigte Schuhe gehüllt sind. Sie deuten an,dass Sie die Macht haben, mich – ›zurechtweisen‹ zu lassen, aber ich muss Sie davon in Kenntnis setzen, dass niemand meiner Vorgesetzten Ihren Beschwerden irgendwelche Aufmerksamkeit schenken wird, weil alle Vorgesetzten mich kennen. Ich habe mir meine Position verdient und nicht erkauft. Ein Mord bedeutet, dass alles in Ihrem Leben mich etwas angeht, bis ich Sie von meiner Liste der Verdächtigen streiche. Ist das klar?«
Smith rauschte ohne eine Antwort an ihm vorbei. Carmine ging weiter in den ersten Teil von Erica Davenports Allerheiligstem, dessen Belegschaft, stellte Carmine fasziniert fest, aus einem jungen, dünnen Mann mit nichtssagendem Aussehen bestand.
»Sie haben einen Mann als Sekretär«, sagte er und ging hinüber zum Fenster.
»Ich finde, es wirkt bei einer Frau als Geschäftsführerin wunderbar süffisant. Wie kann ich Ihnen weiterhelfen, Captain?«
»Sie haben mir nicht gesagt, dass Sie ein Vorstandsmitglied sind.«
»Spielt das eine Rolle? Wenn ja, verstehe ich nicht, warum.«
»In einer Mordermittlung spielt alles eine Rolle, Dr. Davenport. Und hatten Sie wirklich gedacht, ich würde nicht herausfinden, warum das FBI so an Cornucopia interessiert ist? Beide, Sie und Mr. Smith, haben es als irrelevant vom Tisch gewischt. Außerdem habe ich erfahren, dass Sie eine Beziehung mit Mr. Gus Purvey haben, dessen Vorliebe für junge Cocktail-Kellnerinnen Sie gerne vor seinen Kollegen zu verschleiern helfen.«
Ihre Lippen wurden dünn. »Dann sollte ich Ihnen besser erzählen, Captain, dass Mr. Purveys Kellnerinnen Transvestiten sind. Er bevorzugt Achtzehn- oder Neunzehnjährige.«
»Es ist nett, wenn sich die eigenen Vermutungen bestätigen«, sagte er lächelnd. »Nun, und was ist mit Mr. Kelly?«
Ein roter Fleck war auf jeder Wange erschienen, und ihre Lippen waren ein einziger Strich. Sie antwortete ausweichend: »Für zwei Leute, die einander vielleicht noch häufig begegnen werden, Captain, kommen wir nicht gerade gut miteinander aus. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich mich nie mit Ihnen angefreundet – Sie haben für meine Begriffe viel zu viel von einem Chauvinisten.«
Carmine lachte und verstand sie. »Es ist schon lange her, seit ein Mann in der Position war, Ihnen unangenehme Fragen außerhalb Ihres Rechtsgebietes zu stellen, und nun steht er vor Ihnen, und das gefällt Ihnen nicht. Dies hier ist kein gesellschaftlicher Anlass, Dr. Davenport. Sie werden als Verdächtige in einem Mordfall verhört. Wenn wir uns irgendwann auf gesellschaftlicher Ebene treffen, muss das hier vergessen werden.«
Die kobaltblauen Augen blickten ihn überrascht an. Sie seufzte dann und nickte. »Ja, ich verstehe, Captain. Es tut mir leid, Entschuldigung. Ja, ich bin ein Mitglied des Vorstandes, aber nur, weil Desmond Skeps das Gefühl hatte, er müsse jemanden aus der Rechtsabteilung im Vorstand haben. Und meine Treffen mit Gus Purvey sind keine richtigen Rendezvous. Sie beschränken sich auf einen Rahmen, den der Vorstand als unerlässlich betrachtet. Und was Mr. Kelly angeht – ich vermute, Sie haben inzwischen herausgefunden, dass er wegen Spionage ermittelt. Wie auch immer, dieses Wissen übersteigt mit Sicherheit die für Sie erforderlichen Informationen. Sie sind einfach nur ein unersättlich neugieriger Mensch, Captain Delmonico, einer dieser lästigen Typen, die es nicht ertragen können, wenn sie nicht jedes lüsterne Detail aus jedermanns Leben kennen.«
»Was für eine wunderbare Analyse meines Charakters! Unersättlich neugierig. Trifft den Nagel auf dem Kopf, Dr.
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