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Zu viele Morde

Zu viele Morde

Titel: Zu viele Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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kleiner zu wirken. Ihr Gang hatte seine herrische Art verloren, und als sie hinter ihrem Schreibtisch saß, konnte sie ihre Hände kaum still halten und fummelte die ganze Zeit mit einem Stift herum. Sie stand kurz vor einer Art Zusammenbruch, aber welcher Art erschloss sich Carmine nicht, denn sie war weder das Superhirn noch Odysseus. Es war eher so, als hätte sie plötzlich begriffen, dass sie weit weniger wichtig war, als sie sein sollte.
    Warum waren vier Monate zwischen der Maxwell-Affäre und den Morden vergangen? Als er der neuen Geschäftsführerin des Großkonzerns gegenübersaß, hatte Carmine das Gefühl, wenn überhaupt jemand die Antwort darauf wüsste, dann sie.
    Es brauchte volle zehn Sekunden, bis sie seinen Blick erwiderte, und es verschlug ihm den Atem, wie viel wilde Angst, Sorge und tiefe Verzweiflung er darin las. Himmel, was genau wusste sie? Sie war kurz vor dem Zusammenbruch, ja, aber er war nicht in der Lage, ihr den notwendigen Schlag zu versetzen.
    »Vermissen Sie Myron?«
    »Sehr«, antwortete Erica Davenport. »Aber Sie sind sicher nicht hier, um mir Ihr Beileid auszusprechen, Captain. Was wollen Sie?«
    »Alle elf Menschen, deren Morde ich untersuche, hatten etwas mit einem gespendeten Tisch der Fourth National Bank auf einer Veranstaltung vor vier Monaten zu tun«, sagte er. »Am dritten Dezember letzten Jahres, ein Samstagabend. Es war ein Bankett der Maxwell-Stiftung.«
    »Ja, ich erinnere mich«, sagte sie. »Ich war mit Gus Purvey dort. Wir saßen am Tisch von Phil Smith.«
    »Erinnern Sie sich, wo Desmond Skeps saß?«
    Ihre Stirn kräuselte sich. »Er war in einer seltsamen Stimmung. Nicht, dass das unerwartet gewesen wäre. Ich war darüber informiert worden, dass meine Liebesdienste nicht länger erwünscht waren. Sein Tisch war am anderen Ende des Saales, und die Leute, die dort saßen, waren mir nicht bekannt.«
    »Aber Sie haben den Tisch aufgesucht?«
    »Ja, in der Tat, das habe ich. Es war unangenehm, aber das hätte ich vorher wissen sollen.«
    »Wie, unangenehm?«
    »Des war betrunken.«
    »Aber laut Ihrer eigenen Aussage beschränkte sich Mr. Skeps seit vielen Jahren auf einen Drink pro Tag. Als Sie diese Aussage machten, haben Sie nichts von diesem Ausrutscher auf dem Maxwell-Bankett erzählt.«
    »Es passierte nur das eine Mal, Captain.«
    »Warum?«
    »Ich habe keine Ahnung, aber wenn Sie glauben, es hätte etwas mit mir zu tun gehabt, irren Sie sich. Wir hatten nichts füreinander übrig.« Sie dachte einen Moment nach und sagte dann: »Wir konnten uns noch nicht einmal gut leiden.«
    »Was war mit der Frau, die mit ihm am Tisch saß?«
    Sie blickte ihn ehrlich verwirrt an. »Welche Frau? Er war allein.«
    »Eine Frau, ungefähr eins fünfundsiebzig groß. In Ihren Augen muss sie sehr gewöhnlich ausgesehen haben. Dunkle Haut, eine Menge Make-up, großer Busen. Ich denke, sie wird ein enges Satinkleid in einer leuchtenden Farbe getragen haben – smaragdgrün oder leuchtend pink. Vielleicht eine weiße Nerzstola.«
    Ihr Gesicht leuchtete auf. »Oh. Sie war am Tisch, aber sie saß zwischen einer attraktiven jungen Frau und einer älteren Dame mit weißem Haar, die Atemschwierigkeiten hatte. Sie hatte Des überhaupt nicht beachtet, und er hat sie auch ignoriert. Nun, er war zu betrunken, um die andere Seite des Tisches zu erkennen. Ich konnte kein Wort von dem verstehen, was er sagte, also bin ich nicht lange geblieben.«
    »Wenn Sie auf der einen Seite neben Desmond Skeps gesessen haben, saß dann auch jemand auf der anderen Seite?«
    »Ja, ein ziemlich fetter Mann.«
    »Und neben ihm?«
    »Das konnte ich nicht sehen. Der fette Mann hat mir die Sicht genommen.«
    »Wer hat außer Skeps neben Ihnen gesessen?«
    »Ein eher abstoßender junger Mann, der versucht hat, mir die Hand aufs Knie zu legen.«
    Carmine versuchte es noch eine Weile, aber erfuhr nichts Neues mehr. Als er ging, hatte er das Gefühl, versagt zu haben.
    Vor dem Fahrstuhl stellten sich noch zwei Männer hinzu und warteten, der Sekretär Richard Oakes in Begleitung eines mindestens zehn Jahre älteren Herren. Sie stiegen mit Carmine ein und wollten ins Erdgeschoss. Oakes zitterte und schien vor Carmine zurückzuweichen.
    »Wer ist der Herr in Ihrer Begleitung, Mr. Oakes?«, fragte Carmine.
    Oakes war so erschrocken, dass der Fremde für ihn antwortete. »Ich bin nicht Mr. Oakes’ Begleitung«, sagte der Mann mit vorgerecktem Kinn. »Ich bin Lancelot Sterling aus der Buchhaltung.«
    »Oh, der

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