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Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Titel: Zu zweit tut das Herz nur halb so weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kibler
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meiner süßen Tochter, was
zugestoßen? Wenn jemand ihr was angetan hatte, bekam er’s mit mir zu tun, so
viel stand fest.
    Â»Was ist los, Stevie? Alles in Ordnung mit Momma? Und BiBi?«
    Â»Ja, Mom. Aber ich muss dir zwei furchtbare Dinge beichten. Und
ehrlich gesagt bin ich froh, dass du nicht da bist, sonst würdest du mich
sicher umbringen.«
    Es war bestimmt vier Jahre her, dass Stevie junior mir gegenüber so
viele zusammenhängende Sätze von sich gegeben hatte. Sonst beantwortete er
Bitten oder Fragen immer mit einem einsilbigen »Ja« oder »Was?«. Wirklich kein
gutes Zeichen.
    Â»Okay, raus mit der Sprache.«
    Er holte Luft. »Sitzt du, Mom?«
    Nein, ich lief nervös vor dem Schild mit den historischen
Erläuterungen zu dem College auf und ab, das Miss Isabelle studierte. »Hier
gibt’s nichts zum Sitzen. Nun spuck’s schon aus, Stevie.«
    Â»Ich muss dir das nacheinander erzählen, sonst verstehst du’s nicht.
Wahrscheinlich wirst du trotzdem fuchsteufelswild.«
    Â»Stevie, red nicht so lang um den heißen Brei herum.«
    Â»Mom, Bailey … ist …«
    Â»Schwanger?«
    Totenstille am anderen Ende der Leitung.
    Â»Woher weißt du das?«, fragte er nach ein paar Sekunden erstaunt und
irgendwie erleichtert.
    Â»Meinst du, ich wär die letzten dreißig Jahre blind und taub durch
die Welt gegangen, mein Junge? Ich habe bloß darauf gewartet, dass du endlich
mit der Sprache rausrückst. Das hättest du längst tun sollen. Zu Hause, nicht
ausgerechnet, wenn ich mit einer Freundin unterwegs bin, die gerade eine
schlimme Zeit durchmacht. Stevie, wir wollen zu einer Beerdigung .«
    Â»Tut mir leid, Momma.«
    Â»Ach ja?« Meine Enttäuschung war nicht zu überhören, dennoch musste
ich ihm meine Hilfe anbieten. »Mir tut’s auch leid. Ich weiß, dass das nicht
geplant war. Aber wir finden schon eine Lösung.«
    Â»Da wär noch was anderes. Bailey und ich, wir, äh, sind zu dem
Schluss gekommen, dass sie noch zu jung für ein Baby ist. Es wär für uns beide
ein schrecklich schlechtes Timing. Sie … Wir haben
einen Termin für eine Abtreibung vereinbart.«
    Mir blieb fast das Herz stehen. Wie bitte? Eine Abtreibung ?
Nein. Auf. Keinen. Fall. Von wegen »schlechtes Timing«. Natürlich ist das
schlechtes Timing, aber daran hätten sie denken sollen, bevor sie die Finger
nicht voneinander lassen konnten.
    Â»Ich weiß, was du denkst, Mom.«
    Â»Ach ja?.«
    Â»Aber Bailey hat sich schon entschieden. Sie kann sich nicht
vorstellen, mit einem dicken Bauch herumzulaufen und ein Kind zur Welt zu
bringen. Außerdem würden ihre Eltern ausflippen und sie möglicherweise sogar
rausschmeißen, wenn sie’s erfahren.«
    Â»Ihre Eltern wissen es nicht?«
    Â»Nein. Bis jetzt bist du, abgesehen von Bailey und mir, die Einzige,
die Bescheid weiß. Na ja, vielleicht hat sie’s noch ihrer besten Freundin Gabby
erzählt.«
    Eine Gabby, die den Mund hält? Ich hätte beinahe laut losgelacht,
wenn mir nicht so zum Heulen zumute gewesen wäre. »Lass uns noch einmal darüber
schlafen, ja? Kann das nicht warten, bis ich wieder da bin? Wir sollten es zu
dritt besprechen und Bailey gemeinsam überzeugen. Ein paar Tage hin oder her
machen doch sicher keinen Unterschied.«
    Â»Mom, der Termin ist morgen.«
    Mir blieb die Luft weg.
    Â»Und da wär noch was, Mom …«
    Â»Noch was? Ich dachte …«
    Â»Nein, Mom. Die Abtreibung kostet dreihundert Dollar, und keiner von
uns hat so viel Geld, das dürfte dir klar sein.«
    Jetzt suchte ich mir tatsächlich einen Platz zum Hinsetzen, eine
völlig verdreckte Steinbank, aber ich achtete nicht darauf.
    Â»Sag jetzt bitte nicht, dass du das warst.«
    Â»Was? Ich hab’s dir doch noch gar nicht erzählt.«
    Â»Bitte, Stevie.«
    Schweigen.
    Das Geld aus dem Salon. Er war
eingebrochen. Mein kleiner Junge, der noch vor einem Jahr nicht in der Lage
gewesen wäre, mich anzulügen. Von dem alle Lehrer behaupteten, ihm könnte man
blind vertrauen.
    Eine ungewollte Schwangerschaft? Konnte jedem passieren, sogar mir.
    Aber Einbruch und Diebstahl? Gott bewahre!
    Ich wusste, als er mit rauer Stimme zu reden begann, dass es ihm
schwerfiel, mir die Wahrheit zu sagen, doch ich half ihm nicht.
    Â»Ich war da, als Teague heute Morgen den Schlüssel von Granny

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