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Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Titel: Zu zweit tut das Herz nur halb so weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kibler
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noch nicht ausgebessert hatte. Er wandte sich wieder dem
Schubkarren zu und zog die Kelle aus dem Zement. »Ich muss schnell machen,
sonst kann ich das Zeug nicht mehr verarbeiten.«
    Â»Lass dich von mir nicht stören. Tu einfach so, als wär ich gar
nicht da.«
    Er schaute zum Haus hinüber. Seine Mutter war die Einzige, die
wusste, dass ich bei ihm war.
    Â»Was hast du in den letzten Wochen getrieben, Robert?«
    Er drückte den Zement zwischen die Steine, glättete ihn und wischte
die Steine sauber. »Nichts Besonderes.«
    Â»Du hast mir gefehlt«, gestand ich.
    Seine Hand verharrte auf einem Stein mit eingelagerten Fossilien.
»Bitte, Isabelle, fang nicht wieder damit an. Das neulich Abend war ein
Fehler.«
    Â»Erzähl mir nichts über meine Gefühle. Du hast mir in den letzten fünfzehn Tagen gefehlt, sogar sehr.«
    Â»Na schön«, sagte er. »Du hast mir auch gefehlt, ich geb’s zu. Aber
ich habe dich schon einmal gefragt: Was können wir machen? Nichts. Du weißt es.
Ich weiß es. Wir sind wie dieser Zement. Wenn wir uns vermischen, ergibt das
etwas, das sich nicht überall verarbeiten lässt. Das hier ist der falsche Ort.
In dieser Gegend wäre es ungesetzlich. Es wäre verrückt, über so etwas auch nur
nachzudenken.«
    Â»Dafür ist es zu spät. Wir haben schon mehr als gedacht.«
    Â»Isabelle, du musst dich von mir fernhalten.« Er fixierte mich.
»Willst du, dass ich umgebracht werde?«
    Ich zuckte zusammen, denn ich wusste, dass er die Wahrheit sagte.
Eine Ehe zwischen Schwarzen und Weißen war nicht nur tabu, sondern
ungesetzlich.
    Seine Zurückweisung vor zwei Wochen hatte mich, mein Herz verletzt.
Die Wahrheit brach es mir.
    Tränen traten mir in die Augen. Schnell griff ich nach dem leeren
Glas; dabei flatterte das Taschentuch zu Boden. Er hob es auf und sah mich
fragend an. Ich schüttelte den Kopf, und er steckte es in seine Brusttasche.
    Ich lief zurück zum Haus. Dort hätte ich fast Nell umgerannt, die
wie erstarrt an der Tür stand. Ich wusste, dass sie alles mitbekommen hatte.
Sie senkte den Blick. Ich knallte die Gläser auf die Arbeitsfläche in der Küche
und hastete in mein Zimmer hinauf, wo ich mich aufs Bett warf, das Gesicht im
Kissen vergrub und hemmungslos weinte.
    Schließlich wurde ich wütend auf Robert, der sich auf keine
Kompromisse einlassen wollte – und auf mich selbst, weil ich mich nicht gegen
meine Träume wehren konnte.
    In den folgenden Tagen verließ ich mein Zimmer nur, wenn zu Tisch
gerufen wurde, obwohl ich so gut wie nichts aß. Meine Mutter machte sich
Sorgen, weil sie fürchtete, dass ich ihre Neigung zu Kopfschmerzen und
Depressionen geerbt hatte. Mein Vater dagegen fand sich mit meinem Verhalten
ab, wirkte jedoch enttäuscht über meinen untypischen Mangel an Unternehmungslust.
Er lud mich zu Hausbesuchen ein, bei denen er aufs Land hinausfahren musste.
Früher hatte ich bei solchen Gelegenheiten das Grundstück seiner Patienten
erforscht oder mit den Kindern der Familien gespielt. Gelegentlich ließ Daddy
mich sogar bei der Behandlung zuschauen und sich von mir Instrumente reichen,
wenn ich mir zuvor gründlich die Hände wusch und der Patient nichts dagegen
hatte. Unterwegs nannte er mich dann zärtlich »meine kleine Krankenschwester«
und sagte, ich könne ihm jederzeit assistieren.
    Doch diesmal weigerte ich mich, den Wagen zu verlassen, obwohl das
Polster mir Arme und Beine zu versengen drohte. Als er mich fragte, was los
sei, wandte ich den Blick ab, aus Angst, er könnte meinen Liebeskummer
bemerken.
    Dabei hätte ich ihm so gern alles erzählt … Mein Schweigen untergrub
unsere Verbundenheit, die er mit meinen nichtsnutzigen Brüdern nicht hatte. Von
mir, seiner fleißigen, aufgeschlossenen Tochter, das wusste ich, erwartete er
mehr. Zum Beispiel, dass ich die Ehefrau eines Arztes werden und diesem besser
zur Hand gehen würde als meine Mutter ihm. Wenn die Liebe zwischen Robert und
mir nicht unmöglich gewesen wäre, hätte sich sein Traum erfüllen können.
    Aber ich wusste auch, dass er meiner Mutter in wichtigen Dingen nie
widersprach. Er hätte mir nicht viel mehr als eine Schulter zum Ausweinen
bieten können, und ich hatte keine Tränen mehr.
    Der Wind verbrannte mir das Gesicht, als wir nach Hause fuhren. Ich
hielt den Blick auf die Landschaft gerichtet. Vielleicht zum

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