Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Titel: Zu zweit tut das Herz nur halb so weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kibler
Vom Netzwerk:
losgeheult, denn ich wusste, dass ich
möglicherweise meinen Stolz vergessen und ihr Angebot tatsächlich annehmen
musste – natürlich nur als Darlehen. Aber umzukehren hätte nichts geändert.
    Kurze Zeit später holte Miss Isabelle ihr Kreuzworträtselheft aus
der Tasche und tätschelte meine Schulter.
    Â»Versuch, dir nicht den Kopf zu zerbrechen, Dorrie. Weder über das
Geld noch über den Mann. Ich habe das Gefühl, dass es gut ausgeht. Hilf mir
jetzt mal bitte. Zwei waagerecht, sechs Buchstaben …«
    Ich hörte nur mit halbem Ohr zu.

DREIZEHN
    ISABELLE , 1939
    Zwei Wochen.
    Zwei Wochen, seit ich Robert zum letzten Mal gesehen hatte; zwei
Wochen, seit er mich geküsst hatte.
    Zwei Wochen, seit ich ihm meine Liebe gestanden hatte.
    Ich wurde mir immer sicherer, dass er mein Geständnis als
lächerliche und gefährliche Hirngespinste eines Schulmädchens interpretiert hatte,
er sich nie wieder in der Nähe meines Hauses blicken lassen und mir für alle
Zeit aus dem Weg gehen würde.
    Dann tauchte er plötzlich auf, um meinem Vater bei der Reparatur der
Stützmauer zu helfen. Der Mörtel, der die Kalksteine zusammenhielt, bröckelte,
und mein Vater fürchtete, dass die Steine sich lockern und der Garten vor dem
Haus absacken würden.
    Am Montag wurden drei Säcke Zement geliefert. Am späten Nachmittag
trafen sich Robert und mein Vater am unteren Ende der Stufen. Er zeigte Robert,
wie man den Zement mischte und verarbeitete. Ich beobachtete sie, hinter den
Spitzenvorhängen verborgen, von einem der oberen Fenster aus. Bei
Sonnenuntergang reichte Robert meinem Vater zum Abschied die Hand und
verschwand.
    Am folgenden Morgen war er wieder da, noch bevor ich aufwachte,
rührte Zement im Schubkarren an, schöpfte ihn heraus, drückte ihn vorsichtig
zwischen die Steine und wischte diese mit einem feuchten Tuch ab, damit die
Struktur sichtbar blieb.
    Voller Ungeduld wartete ich auf eine Gelegenheit, mit ihm zu
sprechen. Als meine Mutter sich nach dem Mittagessen zurückzog, ging ich in die
Küche. Cora war gerade dabei, Eier zu schälen, die sie für das Abendessen
scharf würzen wollte. Nell arbeitete irgendwo im Haus, war vielleicht gar nicht
da. Ich hatte sie seit einigen Stunden nicht mehr gesehen oder gehört.
    Â»Ganz schön heiß da draußen«, sagte ich zu Cora und ließ mich auf
einen Stuhl plumpsen.
    Â»Gott, ja, Miss Isabelle. Dieser Sommer bringt mich noch um. Ich hab
fast Mitleid mit meinem Sohn, dass er draußen schuften muss, aber er wird’s
überleben. Ihr jungen Leute vertragt die Hitze besser als wir alten.«
    Es war lange her, dass sie Robert in meiner Gegenwart erwähnt hatte.
Ich fasste das als gutes Zeichen auf. »Haben wir kalte Limonade, Cora? Darauf
hätte ich jetzt Lust.«
    Â»Ja. Wenn Sie sich eine Minute gedulden, hol ich Ihnen welche.«
    Â»Das mach ich schon.« Ich nahm zwei Gläser aus dem Schrank. Cora
runzelte die Stirn. Ich hackte Eis vom Block, füllte es in die Gläser und goss
Coras frisch gepressten Zitronensaft darüber. »Danke, Cora. Ich bringe Robert
auch eine hinaus. In der Hitze hat er bestimmt Durst.«
    Â»Nein, nein, Miss Isabelle.« Sie hatte gerade das letzte Ei geschält
und sich die Hände gewaschen. »Das erledige ich.«
    Â»Bin schon unterwegs«, entgegnete ich mit einem Blick, der keinen
Widerspruch duldete, und verließ die Küche. Das zweite Glas zwischen Arm und
Hüfte eingeklemmt, drückte ich die Fliegenschutztür auf und stellte meins auf
der Veranda ab.
    Als Robert mich bemerkte, blinzelte er und senkte wortlos die Kelle
in die Schubkarre, die er soeben mit einer neuen Ladung Zement gefüllt hatte.
    Unsicher streckte ich ihm die Limonade entgegen. Sein Blick wanderte
von dem Glas zu seinen zementverschmierten Händen und zurück. Ich zog ein
Taschentuch aus der Seitentasche meines Kleides und wickelte es um das Glas.
    Â»So mache ich das hübsche Tuch auch noch schmutzig.«
    Â»Das ist alt, das macht nichts.« Dabei war es ein neues, von seiner
Mutter oder Schwester frisch gewaschen und gebügelt.
    Er blickte sich nervös um. Ich hielt ihm das Glas noch einmal hin.
Der Kontrast zwischen seinem Handrücken und dem weißen Tuch kam in der grellen
Julisonne besonders deutlich zur Geltung.
    Während er das Glas in einem Zug leerte, lehnte ich mich gegen den
Teil der Mauer, den er

Weitere Kostenlose Bücher