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Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Titel: Zu zweit tut das Herz nur halb so weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kibler
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durch die Verfassung
abgedeckt ist, regeln die einzelnen Staaten und Gemeinden. Eine Ausgabe der
jeweils gültigen Vorschriften liegt in jeder Gemeindeverwaltung aus. Auch in
größeren Leihbibliotheken kann man die Verfassung und örtlichen Auslegungen
einsehen. Das Schwierige ist allerdings die Interpretation der Gesetze. Für sie
sind Anwälte und Richter zuständig. Wir lernen, worum es in den Gesetzestexten
geht und wie wir sie gerecht zur Anwendung bringen. So entstehen immer wieder
neue Gesetze.«
    Seine letzten Worte bekam ich schon nicht mehr mit, weil mich nur
eine Frage interessierte: Ob und wo Robert und ich legal heiraten konnten. Und
das hatte er mir verraten.
    Dass in vielen Bereichen jeder Bundesstaat seine eigenen Gesetze
machte, war mir bewusst gewesen. Allerdings wäre mir nicht in den Sinn
gekommen, dass die Eheschließung zwischen einer schwarzen und einer weißen
Person zwar in Kentucky illegal war, aber möglicherweise nicht in ganz Amerika.
    Meine Lehrerin bedachte mich mit einem merkwürdigen Blick, als ich
am Ende des Tages meine Bücher und Hefte einpackte, und wischte kopfschüttelnd
die Tafel.
    Später in jener Woche verfasste ich in der Schrift meiner Mutter
eine Mitteilung ans Sekretariat, dass ich am nächsten Tag nicht in die Schule
kommen würde, weil ich sie in Familienangelegenheiten begleiten müsse.
    Am folgenden Morgen brach ich wie üblich zur Schule auf, aber in der
Ortsmitte ging ich zur Haltestelle der Straßenbahn. Ich würde nach Cincinnati
fahren, um das dortige Standesamt aufzusuchen.

SECHZEHN
    DORRIE, GEGENWART
    Mir war die Angelegenheit so peinlich, dass ich Teague
nicht anrief, sondern ihm eine SMS schickte.
    Â»Teague, großer Fehler. Entwarnung an Polizei. Keine Anzeige
erstatten.«
    Er versuchte sofort, mich zu erreichen, aber ich reagierte nicht auf
den Marvin-Gaye-Klingelton. Im Moment war ich nicht in der Lage, mit ihm zu
reden, nicht mal am Telefon. Wenn ich ihm alles erklärte, würde er aus meinem
Leben für immer verschwinden, da war ich mir sicher.
    Er bombardierte mich mit SMS .
    Â»Ã„h … alles okay?«
    Â»Dorrie, was ist passiert? Hab mich an deine Anweisungen gehalten.
Keine Ahnung, was los ist.«
    Â»Soll doch die Tür richten, oder?«
    Â»Dorrie, ruf mich an. Bitte. Ich mach mir Sorgen.«
    Â»Dorrie?«
    Miss Isabelle hatte auf der Bank Taschentücher ausgebreitet, und ich
setzte mich zu ihr. Ihre Miene zeigte, dass sie ahnte, was geschehen war. Ich
musste ihr nichts erklären.
    Ich schniefte vor mich hin und wischte die blöden Tränen weg. War
ich nun wütend auf meinen Sohn oder darüber, dass er mich zum Weinen gebracht
hatte? Miss Isabelle reichte mir wortlos ein Taschentuch aus den Tiefen ihrer
Handtasche.
    Kurze Zeit später stand sie auf und trippelte davon. Ich beschloss,
ihr zu folgen, schließlich hatten wir aus einem bestimmten Grund hier
angehalten, und ich konnte ein bisschen Ablenkung gebrauchen.
    Am Eingang zu einem der Gebäude befand sich eine große
Steinmarkierung, darauf die verwitterte Abbildung eines knienden Soldaten mit
Stethoskop, der den Kopf eines gefallenen Kameraden stützte. Darunter waren
ungefähr fünfzig Namen aufgelistet, und darüber stand: »Medizinisches College
Meharry, Kriegsjahr 1946«. Miss Isabelle ließ den Finger über die Namen
gleiten, bis sie den gesuchten fand. In ihren Augen schimmerten Tränen.
    Robert S. Prewitt.
    Ich sah sie, dann den Namen und wieder sie an. »Ist er das? Ihr
Robert?«
    Sie richtete sich auf. »Es war sein größter Traum, hier Medizin zu
studieren.«
    In was für Schwierigkeiten Robert und Miss Isabelle auch immer
geraten waren – schließlich kannte ich noch nicht die ganze Geschichte –, er
hatte sich in jedem Fall seinen Traum erfüllt.
    Im Auto setzten wir uns zwischen die Pappbecher und Rätselhefte und
den anderen Müll, der sich im Lauf der Fahrt angesammelt hatte. Erschöpft vom
Weinen, ließ ich den Wagen an. Miss Isabelle musterte mich.
    Â»Dorrie, das ist zu viel für dich. Wir kehren um.« Sie wartete auf
eine Reaktion von mir. »Es ist mein Ernst.«
    Typisch Miss Isabelle. Sie musste zu einer Beerdigung, aber damit
ich heimfahren und zu Hause das Chaos in Ordnung bringen konnte, nahm sie sich
zurück.
    Wer war überhaupt gestorben?
    Â»Miss Isabelle … diese Beerdigung … ist Ihnen ziemlich

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