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Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Titel: Zu zweit tut das Herz nur halb so weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kibler
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eine
Verbündete benötigten. Wenn sie mir die Nachrichten übergab, die jetzt, da
Robert vom College zu Hause war, in schnellem Wechsel ausgetauscht wurden,
sprach sie kein Wort, sah mir auch nicht in die Augen. Die Distanz zwischen uns
wurde immer größer, bis ich es eines Tages nicht mehr aushielt und sie in mein
Zimmer zog.
    Â»Nell, bitte schau nicht so unglücklich drein. Dein Bruder und ich,
wir haben uns entschieden. Stell dir vor, wie es wäre, wenn du und James nicht
zusammen sein, wenn ihr euch nicht in der Öffentlichkeit sehen könntet.«
    Sie ließ die Schultern hängen. Ich drückte sie aufs Bett und setzte
mich neben sie.
    Â»Miss Isabelle, ich habe doch nur Angst um Sie und Robert. Böse
Menschen werden Ihnen das Leben schwer machen. Dass es in Ohio legal ist,
bedeutet noch lange keine Sicherheit für Sie.« Sie tupfte sich die Tränen mit
einem Zipfel ihrer Schürze ab.
    Ich hätte ihr gern versichert, dass alle Probleme sich nach unserer
Heirat in Luft auflösen würden und wir dann wie jedes andere Paar wären, aber
ich wusste, das wäre eine Lüge gewesen. Ich hatte keine Ahnung, was mich
erwartete. Bestimmt würde es nicht leicht werden.
    Â»Nell, du bist jetzt schon wie eine Schwester für mich. Und sobald
Robert und ich verheiratet sind, wirst du es auch vor dem Gesetz.«
    Freude blitzte in ihren Augen auf.
    Â»Und wir kümmern uns um dich und deine Mutter, versprochen. Ganz
gleich, wie meine Mutter reagiert, wir kümmern uns um euch.« Unsere Verbindung
würde höchstwahrscheinlich dazu führen, dass Cora und Nell gefeuert wurden, und
allein von dem, was Nells Vater verdiente, konnten sie nicht leben. Robert
würde doppelt so viel arbeiten müssen, um ihren Verdienstausfall wettzumachen.
Auch ich würde mit anpacken. Irgendwann würde seine Mutter hoffentlich wieder
eine Stelle finden, und vielleicht, dachte Robert, brachte unser Schritt Bruder
James sogar dazu, schneller um Nells Hand anzuhalten.
    Ihre Schultern zuckten leicht. »Es geht mir vor allem um Momma.
James und ich kommen schon zurecht.«
    Ich nickte. »Für die Hochzeit werde ich einige Dinge brauchen«,
sagte ich. »Hilfst du mir?«
    Das war viel verlangt. Ich bat sie faktisch, sich auf unsere Seite
zu stellen, wenn wir einen Keil zwischen unsere Familien trieben. Nell nahm
meine Hand und drückte sie.

ACHTZEHN
    DORRIE, GEGENWART
    Die Geschichte von Miss Isabelles Jugendliebe lenkte mich
von meinen eigenen Problemen ab. Als sie und Robert ungefähr so alt waren wie
mein Stevie junior, hatten sie die Welt verbessern wollen, während Stevie damit
beschäftigt war, sein Leben zu ruinieren. Damals glaubten wahrscheinlich auch
alle, dass Miss Isabelle und Robert ihr Leben ruinieren wollten. Gott sei Dank
hatten sich die Zeiten geändert. Wenigstens ein bisschen.
    Ich musste an meine Kindheit in East Texas denken. Die Schulen dort
nahmen uns Schwarze erst zum spätmöglichsten Zeitpunkt auf. Und in dem Ort gab
es – auch ohne Schilder – eine deutliche Grenzlinie zwischen den Rassen. Es war
klar, wo die Schwarzen wohnten und wo die Weißen.
    Ich hatte meine Mutter mal im Sommer, als sie noch dort lebte, mit
den Kindern besucht. Auf dem Spielplatz im Park freundete sich ein weißes
Mädchen mit Stevie junior an und lud ihn zur Ferienbibelstunde von ihrer Mutter
Liz am nächsten Morgen ein. Mir fiel die Kinnlade herunter, als ihre Mutter
sagte, klar, kein Problem, sie würde Stevie abholen und mitnehmen. Stevie hatte
einen Riesenspaß dort. Als wir anschließend in den Park gingen, waren die
kleine Ashley und ihre Mom auch da.
    Â»Ich hasse diese Stadt«, seufzte Liz. »Seit wir hier wohnen, spüre
ich diese unterschwellige Aggression, aber erst jetzt kann ich sie wirklich
festmachen.«
    Mir war klar, was kommen würde. Schließlich war ich hier
aufgewachsen. »Man hat Ihnen gesagt, dass Stevie morgen nicht zur Bibelstunde
kommen soll, stimmt’s?«
    Jemand hatte anonym beim Pfarrer angerufen und gedroht, dass etwas
Furchtbares passieren würde, wenn wieder schwarze Kinder bei der Bibelstunde
dabei wären. Und der Pfaffe hatte dazu nur bemerkt, dass ihm leider die Hände
gebunden seien.
    Â»Das ist absurd«, meinte Liz. »Leben wir denn im Mittelalter? Hätten
wir das Haus bloß nicht gekauft. Ich will so schnell wie möglich weg von hier.«
    Â»Stevie hat’s heute

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