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Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Titel: Zu zweit tut das Herz nur halb so weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kibler
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unsicher an ihrem Ohrläppchen,
dass ich noch einmal gegen mein Kinn tippte. Bestimmt hatte sie sich über
Roberts und mein Schweigen in den vergangenen Wochen gewundert. Vielleicht
hatte Robert ihr alles erzählt. Dann wusste sie, dass etwas Wichtiges
bevorstand.
    Wenig später betrat sie mein Zimmer mit sorgenvoller Miene.
    Â»Dieser Brief darf auf keinen Fall in die falschen Hände gelangen,
Nell«, flüsterte ich ihr zu.
    Sie steckte ihn seufzend in die Tasche. »Robert freut sich sicher,
von Ihnen zu hören, aber ich habe kein gutes Gefühl dabei und …«
    Â»Danke, Nell«, schnitt ich ihr das Wort ab. »Das ist sehr wichtig
für Robert und mich.« Dass ich auch für Robert sprach, kam ihr bestimmt
merkwürdig vor, denn sie stand ihm fast so nahe wie eine Zwillingsschwester.
    Â»Ich geh lieber wieder an die Arbeit«, sagte sie mit einem
zweifelnden Blick.
    Isa, hast Du den Verstand verloren? ,
schrieb er zurück.
    Ja, an Dich , antwortete ich.
    Das geht so nicht. Du bist zu jung. Du hast zu
viel zu verlieren.
    Ich zerknüllte das Papier und warf es in eine Ecke. Dann hob ich es
wieder auf, glättete es und las es noch einmal, bevor ich einen frischen
Briefbogen bereitlegte.
    Mach Dir meinetwegen keine Gedanken. Hier hält
mich nichts. Du bist derjenige, der seine Ausbildung unterbrechen muss und den
sie verfolgen werden. Du hast recht – es ist aussichtslos.
    Daraufhin schickte er mir eine ganze Liste mit Argumenten, warum der
Plan nicht gelingen konnte.
    Das weiß ich alles. Könnte es sein, dass Du gar
nicht mit mir zusammen sein willst?
    Ich bedauerte meine Worte, sobald ich Nell den Brief gegeben hatte.
Am folgenden Tag schickte ich einen weiteren. Tut mir leid.
Es war falsch von mir, so etwas zu schreiben. Bitte verzeih mir, dass ich an
Dir gezweifelt habe.
    Das Wochenende verging ohne Nachricht von ihm. Doch dann, eine Woche
später …
    Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen, als
das Leben mit Dir zu verbringen – auch wenn ich Angst davor habe. Aber eine
Heirat würde die meisten Probleme, mit denen wir als Paar konfrontiert wären,
nicht lösen – nicht einmal in Cincinnati. Dass die Gesetze dort anders sind,
bedeutet noch lange nicht, dass es auch die Leute sind. Sie würden nicht nur
ein Urteil über mich fällen.
    Ich bin keine Närrin , schrieb ich zurück, auch wenn ich mich manchmal so aufführe.
    Doch wie eine Närrin träumte ich von dem Hut und dem Kleid, die ich
zur Hochzeit tragen würde, und von häuslichem Glück. Gedanken daran, was man
einem Paar wie uns antun könnte, schob ich beiseite. Ich stellte mir lieber
kein Leben ohne Unterstützung meiner Familie, besonders meines Vaters, vor.
    Robert überstürzte nichts.
    Isa, hab Geduld. Ich möchte mich selbst über die
Vorschriften in Cincinnati informieren. Ich müsste Arbeit und ein Dach über dem
Kopf für uns finden. Das würde dauern. Du fehlst mir jetzt schon mehr, als ich
Dir sagen kann.
    Obwohl ich ihn ebenfalls furchtbar vermisste, lenkte ich mich mit
Lernen ab. Wochenlang wartete ich auf eine Erfolgsmeldung von Robert. Aber in
seinen Briefen schilderte er weiter nur seine Ausbildung – die er nach unserer
Hochzeit würde abbrechen müssen, weil mein Vater ihm unter den gegebenen
Umständen nicht mehr finanziell unter die Arme greifen würde. Ohne seine Hilfe
waren Roberts Aussichten, die Studiengebühren aufbringen zu können, gering.
    Aber endlich war es so weit. In den Weihnachtsferien schrieb Robert
mir, er habe auf der Cincy-Seite des Flusses Arbeit in der Werft gefunden. Viel
Geld verdiene er dort nicht, doch es reiche für ein möbliertes Zimmer in einer
Pension der Gegend. Er hoffe, dass ich mich nicht schämen würde, in einem
Viertel zu leben, das hauptsächlich von »Leuten seines Schlags« bewohnt werde,
das heißt von Farbigen. Ihm bleibe keine andere Wahl; Frauen, die in anderen
Teilen der Stadt Pensionen führten, schlugen ihm die Tür vor der Nase zu, wenn
er fragte, ob sie gewillt seien, ihn und seine Frau unterzubringen.
    Seine Frau.
    Die Worte ängstigten und faszinierten mich gleichermaßen.
    Isa, willst Du mich heiraten?
    Ja, ja, ja! Ich will Dich heiraten, Robert.
    Ich faltete meine Antwort zusammen, drückte sie an meine Herz und
küsste sie, bevor ich sie Nell überreichte.
    Robert hatte sie eingeweiht, weil er meinte, dass wir

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