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Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Titel: Zu zweit tut das Herz nur halb so weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kibler
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wichtig,
stimmt’s?«
    Â»Natürlich. Doch nichts, ich wiederhole, nichts ist wichtiger als
die Verantwortung einer Mutter für ihre Kinder. Wenn wir …«
    Â»Nein«, fiel ich ihr ins Wort. »Mein Sohn hat recht. Zu Hause würde
ich Dinge machen oder sagen, die mir hinterher leidtun. Teague hat die Polizei
informiert, dass sie die Sache mit dem Einbruch nicht weiterverfolgen soll. Der
Einbruch …« Ich lachte verbittert. War es ein Einbruch, wenn der eigene Sohn
dahintersteckte? Oder nicht was viel Schlimmeres? Und Bailey würde sowieso
ihren eigenen Kopf durchsetzen, egal, was ich tat – allerdings nicht mit meinem
Geld. »Wir fahren weiter, Miss Isabelle. Stevie junior knöpf ich mir vor, wenn ich
wieder zu Hause bin.«
    Auf Teagues Frage wegen der Tür antwortete ich nicht. Vermutlich
hatte er sie inzwischen ohnehin schon repariert. Ich hoffte allerdings, mein
Sohn würde ebenfalls nach dem Rechten sehen, wenn ich das nächste Mal mit ihm
telefonierte. Das wäre der erste Schritt, seine bisher schlimmste Entscheidung
wiedergutzumachen.

SIEBZEHN
    ISABELLE , 1939
    Ich sprang so leichtfüßig und voller Energie aus der
Straßenbahn, dass ich das Gefühl hatte, ich könnte fliegen. Der Geruch des
Herbstlaubes beflügelte mich, und die unterschiedlichen Rot- und Gelbtöne
schienen mir leuchtender zu strahlen denn je.
    Robert und ich konnten zusammen sein. Für immer. Es war einfacher,
als ich gedacht hatte. Wir mussten lediglich einen Fluss überqueren, einen
breiten Fluss zwar, aber einen mit vielen Brücken.
    In Ohio gab es kein Gesetz, das die Heirat zwischen Weißen und
Schwarzen verbot.
    Zu meiner Überraschung hatte ich festgestellt, dass dort Weiße und
Schwarze bereits seit 1887 den Bund der Ehe schließen konnten. Illegal war es
nur einige Jahre zu Beginn des Bürgerkriegs gewesen. Kentuckys Verbot solcher
Ehen hingegen war seit der Existenz des Bundesstaates in Kraft. Wer hätte
gedacht, dass ein Kilometer Distanz und ein Fluss einen so großen Unterschied
machten?
    Ich ging davon aus, dass Robert mich heiraten wollte. Im Herbst
hatte ich meinen siebzehnten Geburtstag gefeiert; er war achtzehn. Hochzeiten
in so jungen Jahren waren nichts Ungewöhnliches, denn Menschen unseres Alters
galten allgemein als erwachsen. Einige meiner Freundinnen hatten die Schule
abgebrochen und waren schon ein oder zwei Jahre lang verheiratet, und viele
Mädchen aus weniger gut situierten Kreisen hatten bereits Kinder.
    Eigentlich hatte ich vorgehabt, vor der Ehe etwas Wichtiges zu
leisten. Aber wenn man sich verliebt, vergisst man solche hochtrabenden Dinge.
    Ich war zuversichtlich, dass ich Robert von meinem Plan überzeugen
konnte.
    Wer sollte uns noch trennen, wenn wir erst vor dem Gesetz Mann und
Frau waren? Wir würden zuvor nicht lange Gelegenheit haben, die guten wie die
schlechten Seiten des anderen richtig kennenzulernen, doch eines wusste ich:
Ich liebte ihn und konnte mir nicht vorstellen, dass sich daran etwas ändern
würde. Ich wollte das Leben mit ihm teilen. Wenn wir heiraten mussten, damit
das möglich wurde, würde ich eben heiraten.
    Ich betete, dass er das Gleiche dachte.
    Beim Abendessen verschluckte ich mich fast an den Erbsen, als mein
Vater sich erkundigte, wie es am Nachmittag mit dem Lernen vorangegangen sei.
In meiner Euphorie hatte ich meine Ausrede für meine Abwesenheit völlig
vergessen. Einen kurzen Moment fürchtete ich, im Standesamt beobachtet worden
zu sein, wie ich mich bei der zuständigen Beamtin erkundigte.
    Sie hatte mir nach kurzem Zögern erklärt: »Soweit ich weiß, spricht
juristisch nichts dagegen. Aber untergekommen ist es mir noch nie.«
    Â»Dann wäre es den beiden Personen, von denen ich Ihnen erzählt habe,
hier erlaubt zu heiraten?«
    Sie hatte sich achselzuckend wieder ihrer Arbeit zugewandt. Ich
konnte nur hoffen, dass wir es mit einer anderen Beamtin zu tun haben würden,
wenn Robert und ich gemeinsam dort erschienen.
    Â»Ich bin gut mit dem Lernen vorangekommen, Daddy«, antwortete ich
meinem Vater, sobald ich mich von meinem Schrecken erholt hatte.
    Kaum hatte ich aufgegessen, bat ich, aufstehen zu dürfen. In meinem
Zimmer warf ich mich aufs Bett, um einen Brief an Robert zu formulieren.
    Â»Lieber Robert«, begann ich.
    Als Nell am folgenden Morgen mein Signal sah, hörte sie auf, die
Garderobe im Flur abzustauben. Sie zupfte so

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