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schlecht. Du hast sie abgeschminkt. Viele. Manche sogar zu Recht. Wie die Ratte Klausberger. Martin Hanser, der liebe Gott unter den Journalisten, die Stimme der Gerechtigkeit, der Killer, der es mit Worten tut.
„Jetzt weiß ich es, der Klausberger hat dich geschickt. Kein Problem. Ich bringe alles wieder in Ordnung. Du musst mich nur wieder schreiben lassen. Ich kann die Sache umdrehen, das musst du mir glauben. Dem Klausberger wird nichts geschehen. Im Gegenteil. Ich mach ihn sogar zum Bürgermeister. Versprochen!“
Großer Irrtum, Herr Kolumnist. Der Klausberger ist eine Ratte, da bin ich deiner Meinung. Du hast ihn ja ehrlich und aufrichtig wie immer dem Volk zum Fraß vorgeworfen. Jetzt psssst. Zugehört. Die Lesung.
Frank Klausberger ist für die Finanzen in dieser Stadt verantwortlich. Ich habe mir sein Maturazeugnis besorgt und mit Schrecken festgestellt, dass er damals die Hürde Mathematik gerade noch mit vier geschafft hat. Sein ehemaliger Mathematikprofessor, der honorige Dr. Hans Pausch, bestätigt, dass er in diesem Gegenstand seit der vierten Klasse in jedem Jahr eine Nachprüfung zu absolvieren hatte. Er hat sie stets geschafft und damit zumindest späten Lerneifer bewiesen. Mathematisches Talent spricht ihm nicht nur der alte Herr Professor, sondern auch die ganze Stadt ab. Ich sage es drastischer und ehrlicher: Man hat einen gefährlichen Dummkopf mit den Finanzen dieser Stadt betraut! Muss allerdings zugeben, dass es eine Rechnung im Leben des Frank Klausbergergegeben hat, die tatsächlich aufgegangen ist: Geh in die Politik, diene deiner Partei und sie wird dich belohnen. Ein treuer Hundeblick und eifriges Schwanzwedeln sind dort mehr wert als ein schlechtes Maturazeugnis! Aber was hat es uns gebracht? Massive Steuererhöhungen, die Stadtwerke stehen trotz des jüngsten Kunden-Belastungspakets nach wie vor vor dem Ruin, das kulturelle Leben ist beinahe erlahmt, weil die Subventionen eingefroren werden mussten . . . aber das weiß man ja. Es steht schlimm um unsere Stadt. Herr Klausberger, die scheinbare Mathematik-Null, ist zwar ein Totalversager, wenn es um das Management unseres Geldes geht, privat ist er jedoch ein hervorragender Rechner: Er nimmt von uns – den braven Steuerzahlern – monatlich 13.437 Euro Gehalt dankend an. Damit leistet er sich nicht nur eine beachtliche Sammlung automobiler Oldtimer, sondern auch eine schmucke Villa in der teuren Hilmteichgegend. Die Gattin kurvt im pinkfarbenen Cabrio zum Einkaufen in die City, die beiden Söhne besuchen exklusive Privatuniversitäten. Und der mathematische Versager selbst lässt sich – von uns bezahlt – per Chauffeur im schwarzen Mercedes von Termin zu Termin kutschieren. Im Dienste des Volkes. Ekel, ja – Sie haben genau gelesen – Ekel ist es, den ich empfinde, wenn ich über solche „Volksvertreter“ schreiben muss. Stimmt: Wir haben sie gewählt, aber es muss auch in unserer Macht stehen, sie wieder zu entfernen. Schreiben Sie mir, was Sie darüber denken. Ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam einen Weg finden, der unsere schöne Stadt in eine bessere Zukunft führt.
Päng – hervorragend, würde ich sagen. Ein echter Vernichtungsknüller. Echt Hanser!
„Ja, das habe ich geschrieben. Und durchrecherchiert. Die Zahlen stimmen, das mit dem Maturazeugnis auch und seine
Frau fährt ein pinkfarbenes Cabrio. Was soll’s? Der Klausberger. . .“
Ist eine Ratte. Völlig korrekt. Und er wird seinen Denkzettel bekommen. Von dir! Er wird sterben. Durch dieses Messer. Dein Messer. Du hast ja saftige Spuren darauf hinterlassen.
„Neeeeiiin. Das ist ein Scherz, habe ich Recht? Ein Albtraum. Ich wache auf, jetzt. Das kann nicht wahr sein. Keiner wird sterben, stimmts? Ich nicht und der Klausberger auch nicht. Ende, Schluss mit der Komödie. Nimm die blöde Maske vom Kopf und binde mich los, jetzt, sofort. Ich halte es nicht mehr aus.“
Oh doch, mein Freund, du wirst es noch lange aushalten müssen. Dein Albtraum ist endlos, das Leiden hat noch nicht begonnen. Du hast den zweiten Teil der Dichterlesung noch nicht vernommen. Meinen Teil. Das wahre Kunstwerk. ,Abgeschminkt‘ von Martin Hanser. Landet morgen früh auf dem Schreibtisch deines Chefredakteurs. Wird garantiert übermorgen im Blatt erscheinen. Ich werd‘s dir vorlesen. Der Lesung zweiter Teil, wie wir Poeten so sagen.
Ich hoffe, dass unser geschätzter Finanzstadtrat Frank Klausberger nach meiner letzten Kolumne nicht mehr ganz so ruhig schläft wie bisher. Den
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