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zuadraht

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Titel: zuadraht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kopacka
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Schlaf des Gerechten konnte er ja nie schlafen, weil er nie einer war. Es waren die gesicherten Finanzen, auf die ihn der Bürger bisher sanft gebettet hat, ein dickes Bankkonto ist bekanntlich auch ein gutes Ruhekissen. Seit die Grazer von mir wissen, wie dick es tatsächlich ist, und wie wenig der gute Herr Klausberger tut, um auch nur einen Bruchteil davon mit ehrlicher, kompetenter Arbeit für das Volk, das ihn gewählt hat, zu verdienen, wird er vom wachgerüttelten Bürger in der Herrengasse vielleicht nicht mehr ganz so freundlich gegrüßt wie bisher. Wahrscheinlich muss er auf dem Weg zu seinem feudal eingerichteten Büro sogar das eine oder andere harte Wort hören. Sie werden von einem wie ihm allerdings wirkungslos abprallen. Politiker gehören zu jener Spezies Mensch, die mit der dicksten Haut ausgerüstet sind. Und Klausbergers Haut ist so dick, dass sogar Elefanten vor Neid erblassen. Die Nadelstiche der Kritik kratzen ihn nicht einmal an der Oberfläche. Ich hoffe – und es ist eine sehr dünne Hoffnung –, dass ihn nachts bisweilen doch ein kleiner Albtraum plagt. Einmal kurz hochschrecken und dann wieder weiterschlafen. Das aber immer öfter. Und ich hoffe auch, dass jene, die ihn so leichtfertig und doch mit so teuflisch kalkulierten Hintergedanken auf diesen Posten gehievt haben, von solch kleinen Albträumen geplagt werden. Große Änderungen, die letztendlich zur Erkenntnis und damit zu positiven Erkenntnissen fuhren, finden nicht statt. Das weiß ich, das wissen wir alle. Die Politik ist die Katze und der Bürger ist die Maus. Die Maus kann betteln und flehen, sie kann drohen und die Beißerchen fletschen, am Ende wird sie doch von der Mieze verspeist. Genüsslich. Frank Klausberger hat sich längst die Serviette umgebunden – und auf dem Teller, der vor ihm steht, liegen wir alle. Bettelnd, jammernd, drohend zähnefletschend. Auch ich bin darunter. Vielleicht der oberste Droher und Zähnefletscher. Aber genauso hilflos wie alle anderen. Die Klausbergers dieser Welt nähren sich von uns und werden dabei immer fetter. Wir sollten es satt haben, von Parasiten, die wir selbst geschaffen haben, gefressen zu werden. Wir sollten uns wehren. Die einzige Waffe, die man uns gibt, ist der Stimmzettel, aber der schafft nur neue, verschieden gefärbte Parasiten. Es gibt nur eine Lösung – Krieg! Die Mäuse müssen Zurückschlagen. Und diese Maus hat soeben damit begonnen. . .
    Was sagst du? Auch ein echter Hanser! Ich habe dich studiert, mein Freund, habe alle deine Kolumnen gelesen, deine Wortwahl, deine Ausdrucksweise, die Effekthascherei, die dahinter steckt. Dann habe ich selbst Hanser-Kolumnen geschrieben. Dutzende. Die ersten waren jämmerlich, dann sind sie immer besser geworden. Bis zu dieser, unserem Meisterwerk.
    „Du wirst es tatsächlich tun. Den Klausberger umbringen und mir die Sache in die Schuhe schieben. Du siehst, ich schreie nicht, ich tobe nicht. Mir ist jetzt klar, dass du ein gefährlicher Irrer bist. Bring den Klausberger doch um, ich weine ihm keine Träne nach. Aber dein Plan wird nicht aufgehen. Ich habe Tausende Kolumnen geschrieben. Und jede Einzelne ist an meinem Arbeitsplatz in der Redaktion entstanden. Jede Einzelne. Verstehst du? Die Leute dort draußen sind doch keine Idioten. Die werden mich suchen, die Polizei einschalten, man wird bald wissen, dass ich entführt wurde, und den Irren finden, der es getan hat. Was du da geschrieben hast, ist gut. Erschreckend gut. Könnte tatsächlich von mir stammen. Aber keiner hat gesehen, wie ich es geschrieben habe. Das ist der springende Punkt. Hanser schreibt immer live. In der Redaktion. Klar? Das hast du nicht bedacht, du Schlaumeier. Bring den Klausberger doch um, wenn du es unbedingt tun musst, aber lass mich gehen. Ich habe keine Ahnung, wer du bist und wo ich bin. Verbinde mir die Augen und setze mich irgendwo aus.“
    Bravo, bravo. Applaus für den Volkspoeten. Und ein Dank für die Lorbeeren. Deine Rede hat nur bestätigt, was ich selbst schon gewusst habe. Meine Kolumne könnte auch deine sein. Ist deine. Wird als deine gedruckt werden. Und niemand wird Verdacht schöpfen. Denn Martin Hanser, das unermüdliche Arbeitstier, hat nach Tausend oder mehr Kolumnen der Stress übermannt. Scheidung nach 20 Jahren, der erwachsene Sohn lebt in Amerika, dazu kommt ein kleines Alkoholproblem. Ich weiß alles, ich kenne dich besser, als du selbst. Du hast unzählige Menschen mit Worten vernichtet, aber das genügt dir jetzt nicht

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