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zuadraht

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Titel: zuadraht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kopacka
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Stadt. Und er hat nach vorne eingeparkt, sagt sie. Fast genau vor ihrem Haus. Weil die Scheinwerfer des Wagens durch ihr Fenster bis zur Raummitte gestrichen sind, genau dort, wo unterhalb der Fernseher steht, und dann wieder zum Fenster hinaus sind. Sie weiß das, weil sie immer im Dunkeln fernsieht. Bemerkenswert, diese Frau. Und sie hat sich gedacht: Wer kommt denn jetzt zu mir? Weil sie um diese Zeit noch nie Besuch bekommen hat, sagt sie. Da ist weit und breit nix, keine Nachbarn vis-a-vis, und auch sonst nix. Und am Ende der Werbung ist der Hanser gekommen?
    „Woher. . .?“
    „Weil die Scheinwerfer seines Wagens über den Fernseher hinweg sind bis in den Herrgottswinkel im hintersten Eck ihres Wohnzimmers“, fuhr Kurz dazwischen. „Er muss ja im rechten Winkel abbiegen, wenn er von der Straße nach links in die Einfahrt fährt, verstehst du? Und er ist wie immer über die Schwelle hinaufgerumpelt und hat mit quietschenden Reifen vor der Garage Halt gemacht.“
    „Quietschende Reifen?“ unterbrach ich ihn. Jetzt hab ich dich und deine Zeugin, dachte ich. „Heute hat doch schon jedes Spuckerl ABS.“
    „Es ist ein Mercedes hundertachtzig. Baujahr dreiundfünfzig, der mit dem Faltdach. Noch dazu ein Benziner. Du weißt doch, Ferri, ich und alte Autos. Eigentlich ist der Hundertachtziger eine Fehlkonstruktion, deshalb haben sie die Produktion bald wieder eingestellt. Soweit ich weiß, gibt es davon in Österreich nur noch zwei oder drei Stück. Du müsstest sehen, wie gepflegt der ist, Ferri, eine Rarität, ein Gustostückerl.“
    „Das erklärt natürlich, warum er ihn . . .“
    „Natürlich.“, ging Kurz dazwischen. „Damit würde ich auch nicht auf Tour gehen. Jedenfalls hat sie noch gedacht, der ist schon wieder besoffen, hat sie gesagt, so wie jeden Abend, wenn er um diese Zeit heimkommt. Und sie hat sich maßlos geärgert, dass er diesmal noch länger als sonst gebraucht hat, das Garagentor hochzuziehen, und dass der Wagen mit laufendem Motor dagestanden hat, weil er, wie sie sagt, sich immer noch kein elektrisches Tor geleistet hat, der knauserige Kerl.“
    „Und?“
    „Dann ist er rein in die Garage, hat das Tor zugemacht und ist in den anderen Wagen gestiegen und weggefahren.“ Kurz machte blitzschnell eine abwehrende Geste, als er sah, wie sich mein Mund öffnete. „Ich erkläre dir gleich, warum, Ferri. Sie hatte das Fenster wie immer gekippt, weil Frischluftfanatikerin, und so hört sie nicht nur Motorengeräusche, sondern auch Autotüren, die aufgemacht und zugeschlagen werden. Beim ersten Wagen steigt jemand aus. Da ist die Türe auf und zugegangen, sagt sie. Sie hat ja gedacht, da kommt wer zu ihr. Aber da war nix. Nur Stille.“ Ich glaubte ein leises Plätschern zu hören, Kurz badete geradezu in seinen Ausführungen. „Danach kommt der Hanser, lässt wie immer den Motor laufen, dabei hört sie in relativ kurzem Abstand zwei Türen zuschlagen, dann fährt der Hanser seine Kiste in die Garage, Garagentor zu, nochmals Türschlagen, Motor an und Abfahrt. Die gute Frau führt Buch über den Hanser, musst du wissen, ein nachbarschaftlicher Kleinkrieg erster Güteklasse, den die beiden ausfechten.“
    „Du meinst also, Hanser wurde erwartet?“
    „Danach sieht es aus. Vermutlich von seinem Komplizen. Während der Hanser den Wagen geparkt hat, ist die andere Person bereits eingestiegen. Dann ist Martin Hanser zugestiegen, und sie sind gemeinsam weggefahren.“
    „Klingt plausibel“, sagte ich. „Hat sie vielleicht auch noch beim Fenster rausgeschaut und das zweite Auto gesehen?“ Oder gar am Motorengeräusch erkannt, dachte ich, weil sie für „Wetten, dass“ trainiert?
    „Das habe ich sie auch gefragt. Sie hat gesagt: Junger Mann, was denken Sie von mir, glauben Sie etwa, ich spioniere meinen Nachbarn nach?“
    „Was wissen wir von ihm?“ Ich machte eine Kopfbewegung hin zum Landesrat.
    „Bisher nicht viel“, wandte Stillhofer ein. „Gestern war im Schloss eine kroatische Wirtschaftsdelegation zu Gast. Da war der Moser dabei. Und abgegangen sein dürfte er bis heute Mittag auch noch keinem. Sagen zumindest die Kollegen aus der Funkleitstelle. Angerufen hat jedenfalls niemand.“
    „Eigenartig“, murmelte Kurz.
    „Ja“, sagte ich. „Versucht das zu klären. Und findet heraus, wer ihn wann wo zuletzt gesehen hat. Einer soll zur Witwe Moser fahren, sofern es eine gibt. Wir treffen uns in zwei Stunden im Paulustor.“ Und ich, dachte ich, werde unseren lieben Professor

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