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zuadraht

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Titel: zuadraht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kopacka
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Ja, was heißt denn zulässt? Eine Öffentlichkeit, die all das geradezu fördert, indem sie dem Stocker sein Blättchen mehr denn je aus den Händen reißt und in unstillbarer Gier selbst zur reißerischen Masse wird?
    Keplerstraße.
    Hanser; Klausberger; Moser; Stocker; vier Namen, jeder für sich ein glitschiger Batzen, verrührt zu einem einzigen, Ekel erregenden Brei, den der vernünftige Mensch heraufwürgen würde, nicht aber die Grazer Kriminalpolizei, die diesen Brockenbrei hinunterwürgt und sich dafür auch noch schlecht bezahlen lässt.
    Wickenburggasse.
    Ich werd den Hofer zum Hanser umtaufen, nur für mich, dachte ich, jetzt, wo ich ihn doch schon wieder singen muss, zum zweiten Mal in achtundzwanzig Stunden. „Und da Haufn bewegd se fiere, hin zum Hansa seina Düre.“ Das wäre was, durchfuhr es mich, wenn der Mob aufhört, den täglich Vorgesetzten Brei willig und unbedacht zu löffeln, Stattdessen zum Saulus wird und sich, anfangs unwillig, aber doch bedacht erhebt gegen die Heilige Schrift, wie getrost gesagt werden darf, weil die Gute, Herr Oberstleutnant, hat der Hochauer einmal zu mir gesagt, als wir noch per Oberstleutnant waren, die Gute ist oft nicht nur auf dem Land die Bibel. Ein Aufstand gegen die Gute, angeführt von ihren Ex-Jüngern, die das Hirn eingeschaltet haben und weniger dem Hanser als mehr der Art, wie die neue Art des Hanser in bare Münze geschlagen wird, die Stirn bieten. „De schrein, de Leid, kumm außa, Meada, aus is hei-eid. Geh, moch auf de Diay heid is aus mit dia, wau fia dei Fabrechn muaßd jetsd zoiln“ Und damit meinen sie dann mehr den Stocker als den Hanser, weil der Hanser ja gerade nicht da zu sein scheint, obwohl er ganz und gar präsent ist in dieser Stadt, präsenter denn je, möchte man meinen, und so nehmen sie halt den Stocker an seiner Statt, so wie es die Leute in der Kirche mit dem geschnitzten Herrgott und den Bildern auch tun, dachte ich, und ich spürte, wie mich die Absurdität des Vergleiches packte, und mit der Absurdität der brennende Reiz einer jeden Absurdität gleich mit dazu. Der Hanser mordet stellvertretend für den Stocker, erst mit Worten und dann so richtig, dass es auch der dümmste Kripobeamte als echtes Morden erkennen muss, und dann steht der Stocker stellvertretend für den Hanser am Pranger, beide vereint in der irdischen Gerechtigkeit. „ Geh, kumm außa do, mia drahn da d’Gurgl o, du host kane Freind, de da d’Schdangen hoildn, na na na.“
    Jahngasse.
    „Meichlmeada, Leidschinda, de Jusdids wọa heite gschwinda ois wọs glaubn, oiso Schdogga, kumman S’ raus. Düdl dü düt, düdl dü düt, düdldüdl ans, zwa, drei, fia.“
    Maria-Theresia-Allee.
    Wie war das mit dem Postkasten? Wenn der Portier, wie der Hochauer gesagt hat, das Watschengesicht vom Hanser auch im Dunkeln und in einer Kamera auf einen Kilometer gegen den Wind erkennt und er, der Stocker also, den Brief wohl kaum selbst hineingesteckt hat in den Postkastenschlitz, dann, ja dann muss der Hanser einen Komplizen haben, dachte ich. Das macht die Sache auf Dauer einfacher, weil zwei Münder weniger leicht dicht halten als nur einer. Das ist wie mit einem gestückelten Abflussrohr, das auch irgendwann einmal tropft und am allerleichtesten dort, wo der eine Mund und der andere Mund, das eine Rohr und das andere Rohr also, einander kreuzen.
    Paulustorgasse acht. Endstation Aegidius Weißengärber.
    *
    Raul Sargo hatte sehr wohl gewusst, dass Sonntagnachmittag war, und das Glucksen war dann doch eher ein verhaltenes Murren ganz ohne Höhen und Tiefen gewesen, aber immer noch ein Ausbund an akustischer Wohltat gegen das Kreischen, mit dem mich der Kurze in seinem Drohnenbüro im Paulustor empfing.
    „Leimböck!“
    Ich schwieg.
    „Leimböck!“
    „Ich kann Sie gut hören, Herr Direktor.“
    „Dann hören Sie jetzt auch gut zu, Leimböck! Nicht nur, dass ich das BKA am Hals habe und die Landeshauptfrau und die Chefin auch gleich dazu, jawohl, die Frau Minister persönlich, und dazu die anderen hohen Herrschaften, die sich allesamt Sorgen machen, warum bei uns die Politiker sterben wie die Fliegen im Spätherbst und wir, das heißt natürlich Sie, Leimböck, tatenlos zusehen.“
    „Die schwarze Lie. . .“
    „HALTEN SIE DIE LUFT AN, LEIMBÖCK!“ Seine Worte bebten durch den Raum. „Und sparen Sie sich ihre abschätzigen, respektlosen Vergleiche von wegen schwarzer Liese und blauer Elise. Nur weil der Herr Gemahl der Frau Minister ein spezielles

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