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Zuchthengst zu verkaufen

Zuchthengst zu verkaufen

Titel: Zuchthengst zu verkaufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Hertig-Binz
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verstaubt, als ob sie seit Jahren nicht mehr bewegt, geschweige denn benutzt worden wären. Was hatte das zu bedeuten? Fast hatte dieser Raum den Anschein eines alten verstaubten Museums.
    Mit dem Diktat hatte er wohl nicht völlig daneben gelegen. Doch als er bemerkte, wie die üppige Blondine ihren Minirock nach unten zog und die Bluse zuknöpfte, fragte sich Grant, wie das Diktat wohl ausgesehen haben mochte. Völlig ungeniert kam sie auf ihren hochhackigen Schuhen auf ihn zugestöckelt und fragte mit zuckersüsser Stimme:
    „Was möchten Sie bitte?“ dabei fuhr sie ihm einladend mit der rechten Hand über die Schulter. Angewidert sah er auf ihre Hand und überlegte gerade, wo diese Hand wohl als letztes gewesen war, als die Tür zum Büro erneut aufging.
    „Trix – die O’Leary kommt wohl nicht mehr. Ich gehe nach Hause. Ich brauche Sie dann heute nicht mehr.“
    Erst jetzt bemerkte er den fremden Mann im Vorzimmer und sah ihn fragend an.
    „Erlauben Sie, dass ich mich vorstelle: Ich bin Grant Mclean und im Auftrag von Kate O’Leary hier.“
    „Sie sind zwanzig Minuten zu spät“, schnauzte er.
    Grant beobachtete ihn aufmerksam. Der Mann schien etwas überrumpelt. Er konnte so etwas wie Furcht bei ihm erkennen, die aber gleich von einem abschätzigen Blick abgelöst wurde. Offenbar nahm der andere Mass und was er sah, macht ihn neugierig oder vielleicht hatte er sich auch einfach nicht dafür, den Termin abzusagen, nachdem er bereits angekündigt hatte, dass er so früh am Morgen Feierabend machen wolle. Einen anderweitigen Termin konnte er so unmöglich vorschieben.
    Kurz darauf nahm Grant auf einem der zwei Besuchersessel Platz und wartete geduldig, was der Anwalt ihm zu sagen hatte.
    „In welcher Funktion sind Sie hier?“ Grant war nicht bereit, etwas von sich Preis zu geben, solange sein Gegenüber sich völlig bedeckt hielt. Obwohl er natürlich längst wusste, dass er Richard Tweet hiess, erwartete er vom Anwalt, dass dieser sich korrekt vorstellte. Deshalb antwortete er mit einer Gegenfrage:
    „Sind Sie Richard Tweet?“
    „Der einzig Wahre –“ Na toll, und einen wunderbaren Humor hatte er obendrein, jedenfalls schüttelte er sich vor Lachen über seinen Einfallsreichtum. Diese Besprechung würde die reinste Tortur!
    Um weitere Unklarheiten aus dem Weg zu räumen legte Grant die Vollmacht auf den Tisch, wo Tweet sie kaum eines Blickes würdigte und stattdessen fragte:
    „Warum ist sie nicht selber gekommen?“
    „Sie war indisponiert.“
    Langsam aber sicher fühlte sich dieses Gespräch wie ein verzwicktes Schachspiel an. Jeder hielt sich möglichst bedeckt und tastete sich langsam vor. Warum aber legte Tweet die Karten nicht offen auf den Tisch? Hatte er etwas zu verbergen? Am besten würde er mit einer ganz einfachen Frage beginnen:
    „Warum gibt es auf der Ranch kein fliessend Wasser?“
    „Keine Ahnung – ich wusste nicht, dass das Wasser abgestellt worden war.“
    „Ach, das Wasser wurde abgestellt?“
    Tweet fühlte, dass er zu viel gesagt hatte und fing zu schwitzen an.
    „Ich gehe davon aus, dass es abgestellt wurde, weil die Wasserrechnungen nicht bezahlt wurden.“
    „Waren Sie nicht zuständig für das Begleichen sämtlicher Rechnungen im Zusammenhang mit der Ranch bis zu Frau O’Learys Anreise?“
    „Natürlich, ich bin sehr gewissenhaft. Aber als das Geld aufgebraucht war, konnte ich die Rechnungen nicht weiter bezahlen.“
    „Warum wusste Frau O’Leary nichts von der prekären Finanzsituation? Warum haben Sie nicht eher gehandelt? Waren Sie kürzlich auf der Ranch? Die armen Tiere sind fast verhungert und völlig vergammelt. Es ist klar ersichtlich, dass sie nicht professionell versorgt worden sind.“
    „Oh nein. Das hängen Sie mir nicht an. Die O’Leary weiss ganz genau, wie schlecht es um ihren Besitz steht.“
    Grant würde Tweets Behauptung mit Kate verifizieren. Er fühlte, dass ihm der Anwalt nicht ganz die Wahrheit sagte, konnte ihm aber ohne Rücksprache mit Kate nicht widersprechen. Also ging er das Problem von einer anderen Seite aus an:
    „Bitte händigen Sie mir sämtliche Belege der bezahlten Rechnungen aus, ab dem Tod von Sam O’Leary.“
    Entgeistert starrte der Anwalt ihn an. Dann stotterte er: „D-das geht nicht – d-das fällt strikte unter das Anwaltsgeheimnis.“
    Lächelnd schob Grant die Vollmacht näher zu Tweets Platz und unterstrich deren Bedeutung mit eindeutigen Worten.
    „Deshalb hat Kate O’Leary diese Vollmacht

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