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Zuckerblut

Zuckerblut

Titel: Zuckerblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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hier doch ein etwas interessanteres Aufgabengebiet.«
    »Schon recht«, meldete sich jetzt Oskar Lindt, der mit qualmender Pfeife am halb geöffneten Fenster gestanden hatte. »Die ganzen interessanten Aufgaben nützen uns aber gar nichts, wenn wir sie nicht aufklären können. In Richtung Privatleben kommen wir nämlich auch nicht weiter, solange sich niemand meldet, der uns einen Hinweis gibt.«
    »Und dann noch die Lea im Nacken, die aggressive Frau Oberstaatsanwältin.«
    Das hätte Sternberg besser nicht gesagt, denn das Gesicht seines Chefs nahm schlagartig eine dunkelrote Gewitterfarbe an.
    »Die ... die«, grollte Lindt und wusste vor Erregung nicht, was er sagen sollte. »Wenn ich mit dieser ...« – das Schimpfwort verschluckte er schnell – »öfter zu tun hätte, würde ich mich glatt auf meine alten Tage noch wegbewerben. Hoffentlich kommt unser ›Kurzer‹ Conradi bald zurück, dann geht’s mir wieder besser!«
    »Die Juristen halt«, meinte Wellmann zu Sternberg. »Seit ich ihn kenne, hat er zu dieser Berufsgruppe ein recht gespanntes Verhältnis gehabt.«
    »Ist ja auch kein Wunder, Paul«, konterte Lindt. »Weißt du noch, wie wir beide zusammen vor fünfundzwanzig Jahren mal auf dem Lehrgang an der Polizeischule in Freiburg waren. Weiterbildung Strafrecht – ein Richter und ein Staatsanwalt als Dozenten. Erst betonen sie, wie verantwortungsvoll unser Beruf sei und wie wichtig die saubere Ermittlungsarbeit, die wir machen. Dann aber lassen sie einen richtig spüren, dass wir Polizisten in ihren Augen doch nur zweitklassige Hilfskräfte sind.«
    Wellmann musste ihm Recht geben: »Von den oberflächlichen Rechtskenntnissen des gemeinen Polizeibeamten hat der eine mal gesprochen und dann, weißt du noch Oskar ...?«
    »Und ob ich das noch weiß«, nickte Lindt und Wellmann berichtete weiter: »Dann hat sich dieser Staatsanwalt doch hingestellt und zu uns von ›seinen Kollegen‹ und ›unseren Kollegen‹ gesprochen. Mit seinen Kollegen meinte er natürlich die erlauchte Schar der Volljuristen mit den Weihen der hohen Universität und die anderen, das waren für ihn dann wir Polizisten mit unserer rechtlichen Halbbildung.«
    »Klare Trennung der hohen und niederen Kasten, wie in Indien, aber um die gefährliche und schmutzige Arbeit zu machen, da brauchen sie uns dann eben doch«, vervollständigte Lindt den Bericht seines Kollegen.
    »Dann will ich mal machen, dass ich wenigstens zu euch in den gehobenen Dienst aufsteige, bald soll ja wieder ein Kommissar-Lehrgang stattfinden, denn wir im mittleren Dienst stehen ja noch niedriger. Nicht nur im Gehalt, sondern auch im Ansehen der Oberen. Gerade recht, den Verkehr zu regeln oder uns auf einer Demo verprügeln zu lassen.«
    Obwohl Jan Sternberg aufgrund seiner guten Leistungen schon länger zum Kriminalhauptmeister befördert worden war, musste seine Frau ganz tüchtig mitarbeiten, damit das Einkommen reichte, um das kleine alte und sehr renovierungsbedürftige Häuschen abzuzahlen, das sie sich in der Pfalz gekauft hatten.
    »Ja, mein Reizthema, die Juristen ... aber ...«, Oskar Lindt fuhr sich mit der Hand über die Stirn, wie immer, wenn er angestrengt nachdachte, »hatten wir nicht auch unter den Patienten von Schwester Andrea einen überraschenden Todesfall in diesem Milieu?«
    »Der Richter, Oskar, da in der Waldstadt, ganz in der Nähe, wo du wohnst – und sein Neffe ist doch Rechtsanwalt in Durlach«, half Paul Wellmann dem Gedächtnis von Lindt ein wenig nach. »Das haben doch unsere Unterstützer ermittelt. Sollen wir da noch mal selbst nachhaken? Der Bericht der Kollegen ist vorhin gekommen.« Er reichte seinem Chef eine gelbe Laufmappe.
    »Hmm, hmm«, brummte Lindt. »Ich will es erst mal durchlesen, aber ...« Er schaute auf seine Armbanduhr. »Morgen ist ja auch noch ein Tag, lasst uns für heute mal Schluss machen, auch wenn wir der bissigen Frau Oberstaatsanwältin immer noch keine pressewirksamen Ergebnisse liefern können.«

11
    Sag mal, Carla«, begann Oskar Lindt, als er zusammen mit seiner Frau das Abendessen zubereitete, »hast du eigentlich einen pensionierten Richter in unserer Nachbarschaft gekannt? Hat wohl zwei Straßen weiter gewohnt und muss erst vor kurzem gestorben sein.«
    Carla Lindt konnte sich nicht recht an einen solchen Nachbarn erinnern. Erst als ihr Mann von dem Neffen des Verstorbenen erzählte, der im Stadtteil Durlach eine Anwaltskanzlei unterhielt, stutzte sie kurz.
    »Rechtsanwalt in Durlach ... und

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