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Zuckerguss (German Edition)

Zuckerguss (German Edition)

Titel: Zuckerguss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anica Schriever
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sterben! Und so erst recht nicht, um das ein für alle Mal klarzustellen.
    David umfasst meinen Kopf mit beiden Händen und zwingt mich, ihm ins Gesicht zu schauen. »Ganz ruhig, Miriam. Alles in Ordnung. Nichts passiert.«
    Nichts passiert? »Wir stürzen ab, und das bezeichnest du als alles in Ordnung?«, röchele ich. Der kalte Schweiß rinnt mir den Rücken hinunter, ich zittere wie Espenlaub. Entfernt vernehme ich, wie jemand ruft: »Stromausfall! Gleich geht es weiter …«
    Ich bin kurz davor, in Ohnmacht zu fallen. Da spüre ich, wie David mir eine Ohrfeige gibt. Mit offenem Mund starre ich ihn fassungslos an. Ich bin so erschrocken, dass ich vergesse, ohnmächtig zu werden.
    »Sag mal, hast du sie noch alle?«, platze ich heraus und reibe mir die Wange, obwohl der Schlag nicht besonders kräftig war.
    »Was regst du dich auf? Es hat doch geholfen«, meint David achselzuckend und lehnt sich lässig zurück, als ob wir hier ein Teekränzchen abhalten würden. Das verschlägt mir glatt die Sprache.
    »Du hast mir eine gescheuert !«
    »Jetzt übertreib nicht! Ich habe dich lediglich davor bewahrt zu kollabieren. Du standest kurz vorm Herzinfarkt! Also reg dich ab und sei dankbar.«
    Ich schnappe nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. »BITTE?«, entgegne ich schrill. »Nicht nur, dass ich mit dir in diesem gottverdammten Riesenrad festsitze, nein, nun soll ich auch noch dankbar sein, dass du mich selbstlos geohrfeigt hast. Das glaube ich nicht!«
    David breitet seine Arme auf der Rückenlehne aus, streckt die Beine aus und wirkt vollkommen entspannt. »Immerhin drehen wir uns nicht mehr«, wirft er ein.
    »Da bin ich ja gleich beruhigter!«
    »Siehst du.«
    Ich verdrehe die Augen und setze mich verdrießlich neben David. Hier hilft nur noch, die Situation einigermaßen gelassen (haha!) auszusitzen. Und am besten nicht daran zu denken, dass wir zwanzig Meter über dem Erdboden in der Luft hängen.
    »Sehr geehrte Fahrgäste, bitten haben Sie noch einen Augenblick Geduld. Es geht in wenigen Minuten weiter«, ertönt es blechern aus einem Megafon von unten.
    Geduld. Ha! Die haben gut reden.
    »Wie lange kann es denn dauern, eine verfluchte Sicherung auszutauschen?«, stichele ich, eine neuerliche Panikattacke überspielend.
    »Soll ich runterklettern und nachfragen?«
    Ich funkele David zornig an. »Sehr witzig.«
    Er zuckt mit den Achseln. Fehlt nur noch, dass er die Augen schließt und ein Nickerchen macht, während ich hier einem mittleren Nervenzusammenbruch nahe bin. Aber interessiert das den Herrn? Natürlich nicht!
    »Eines verspreche ich dir, das wird Konsequenzen haben!«, drohe ich und tippe David bei jedem einzelnen Wort mit dem Zeigefinger gegen den Oberkörper.
    »Korrigiere mich, wenn ich mich irre, aber wessen Idee war das mit dem Riesenrad?«, fragt er herausfordernd, ein spöttisches Lächeln auf den Lippen.
    »Aber doch nur, weil ich Olli vor einer Blamage retten wollte«, verteidige ich mich aufgebracht und ärgere mich, dass David mir ein schlechtes Gewissen gemacht hat.
    »Wer hat denn mit Lissy angefangen?«
    »Weil ihr mich provoziert habt«, schmolle ich und schiebe trotzig das Kinn vor, was David ein Grinsen entlockt.
    »Du wolltest bloß vor Olli mit mir angeben.«
    »Pfff, träum weiter!« Arroganter Schnösel.
    Er rutscht dichter zu mir heran, unsere Knie berühren sich. Erschrocken weiche ich zurück, als ob ich einen elektrischen Schlag bekommen hätte.
    Plötzlich wird mir Davids Nähe in dieser winzigen Gondel bewusst. Sein Duft, männlich und markant, der verwegene Bartschatten auf seinen Wangen, die tiefdunklen Augen und seine breiten Schultern. Ich weiß auf einmal nicht mehr, wo ich hinschauen soll. Nervös nage ich an meiner Lippe, versuche, Davids intensivem Hypnoseblick auszuweichen.
    Er lehnt sich einen weiteren Zentimeter zu mir rüber. Knie an Knie. Oberarm an Oberarm. Unsere Nasen berühren sich fast. Ich halte die Luft an, als sein Mund sich meinem nähert.
    »Willst du mich etwa küssen?«, frage ich atemlos.
    »Der Gedanke kam mir.«
    »Oh.«
    »Irgendwelche Einwände?«
    »Ich denk drüber nach.«
    »Später …«
    Er beugt sich nach vorne. Unsere Münder trennen nur noch wenige Millimeter. In gespannter Erwartung, die Augen geschlossen, spitze ich die Lippen, male mir den Kuss in Gedanken aus. Ich schmecke seine Lippen schon beinahe, als meinen Körper ein heftiges Zucken durchfährt. Ich reiße die Augen auf, blicke David verstört an, der mindestens ebenso

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