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Zuckerleben: Roman (German Edition)

Zuckerleben: Roman (German Edition)

Titel: Zuckerleben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pyotr Magnus Nedov
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Hab vielen lieben Dank! Und Folgendes gilt für alle: Lasst uns in Zukunft nicht über Probleme reden, sondern lasst uns vielmehr von Lösungsvorschlägen, von Auswegen und Möglichkeiten sprechen, am Ende derer Hlebniks Schenkungsurkunde und sonstige wunderbare Dinge entstehen. Die Krise, Herrschaften, die Krise ist für die anderen! Nicht für uns!
    Drum lasst uns noch ein Gläschen trinken und mit dieser konstruktiven Note das heutige Gildentreffen ausklingen lassen.«
    Dies gesagt, flackert das Licht in der Erholungsstube der Holzklump-eigenen Banja genau drei Mal auf. Dann ist es dunkel – der moldawische Abendstromausfall übernimmt das Kommando. Zhurkow verabschiedet sich von seinen Mitarbeitern, nimmt eine erquickende kalte Dusche, lässt das produktive Gildentreffen nochmals vor seinem inneren Auge Revue passieren, zieht sich um und verlässt zufrieden den Holzklump, in dem nun der gildeneigene Generator angeworfen wird.
    Draußen sieht er seine Tochter Alina, die glücklich einen Teller Mohnnudeln mit Butter und Puderzucker isst. Neben ihr sitzt Yura auf einem kleinen zerkratzten Hocker. Mit einem sehr sympathischen Lächeln, glänzender Glatze, sehr ausgeglichener Ausstrahlung und der engen Unterhose mit der Stetschkin APS und dem Reservemagazin. Yura spielt mit einer um den Finger gewickelten Gummischnur, an deren Ende eine zusammengeknüllte Kugel aus Alufolie hängt. Damit nervt er einen wuchtig gebauten rothaarigen Kater, der auf dem Rücken liegt und mit den Vorderpfoten eher beiläufig versucht, die silbrige Kugel mit seinen ausgefahrenen Krallen zu erfassen.
    Als Zhurkow mit einer Stofftasche aus hellem Material am Kater vorbeigeht, animiert sich das Tier mit einem Schlag und fängt an, Zhurkow intensiv anzuschnurren.
    »Und, hast du dich sehr gelangweilt, Schätzchen?«
    Alina lächelt ihren Vater mit vollem Mund an. Und erzählt ihm mampfend, wie sie und Yura den Kater mit Doktorenwurst gefüttert haben, über einem improvisierten Gaskocher Schupfnudeln mit Mohn gekocht haben und dass Yura ihr die Regeln des russischen Billards erklärt habe. Sie fragt ihren Vater aufgeregt, ob sie noch länger bei Yura bleiben dürfe.
    »Wir müssen nach Hause, Alina. Mama wartet schon mit dem Abendessen auf uns. Und Yura hat auch noch zu tun …«
    Alina verzieht ihr Gesicht, zögert ein wenig, als ob sie überlegen würde, ob sie ihrem Vater widersprechen soll oder nicht, springt Yura an den Hals und verabschiedet sich von ihrem neuen Freund.
    »Warum lächelst du so zufrieden, Yura?«, will Zhurkow wissen.
    »Ich habe mich einfach auf den Stromausfall gefreut.«
    Beide Männer brechen in ein herzliches Gelächter aus.
    »Hier, Batterien für deinen Kassettenrekorder und zwei feine Fläschchen MOLDVINPROM- Cabernet, aus Ialoveni. Und ein Kilo Doktorenwurst. Für heute Abend. Tanja wird sich freuen«, bemerkt Zhurkow und übergibt Yura die Stofftasche aus hellem Material. Während Yura die Tasche verdutzt entgegennimmt und einen Blick hineinwirft, fügt der Oberst hinzu:
    »Weißt du was, Yura, du bist eine verdammt ausgeglichene Persönlichkeit inmitten dieser menschlichen Umnachtung, und ich weiß das zu schätzen.«
    Zhurkow klopft seinem Mitarbeiter auf die Schulter, ohne ihn anzusehen, und entfernt sich mit seiner Tochter Hand in Hand vom Holzklump in Richtung seiner violetten Semyorka , dem Lada 2107, während ihnen Yura und auch der rothaarige Kater gut gelaunt hinterherblicken. Als sie beinahe schon ihren Lada 2107 erreicht haben, ruft Yura Zhurkow hinterher:
    »Aber woher weißt du davon, Wenjaminytsch? Von Tanja, meine ich?«
    Sergej Wenjaminowitsch Zhurkow bleibt stehen.
    Verharrt in dieser Position einige Augenblicke lang; dreht sich um, zündet sich gemächlich eine sowjetische Temp an, inhaliert den Rauch, lässt ihn gleichmäßig durch die Nasenlöcher ausströmen, als würde er ein heiliges Reinigungsritual vollziehen, und deutet mit Daumen und Mittelfinger seiner rechten Hand, die gerade seine angezündete Zigarette halten, deren Qualm sich senkrecht emporschlängelt, in Yuras Richtung, als wollte der Vorsitzende der Schwarzhändlergilde von Dondușeni ihm auch einen Zug von seiner Temp anbieten.
    »Weißt du, Yura, beim Komitee bringen sie dir so einiges bei. Und manches davon bleibt hängen … Nenn es Berufskrankheit, wenn du willst.«

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