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Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Titel: Zuckermacher 02 - Aschenblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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Brand beim Zunfthaus der Apotheker zu löschen. Neben ihm stand sein Bruder, der Herzog, und beide waren Sinnbilder von Kraft und Männlichkeit.«
    »Woher wusstet Ihr denn, dass es der König war?«, fragte einer. »Trug er eine Krone?«
    »Oder stand eine Schauspielerin neben ihm, die ihm Salbe auf seine Brandwunden schmierte?«
    Gelächter brach aus, doch dann antwortete die Frau würdevoll, dass sie es wisse, weil neben ihm ein edler Rappe stand, der von einem Stallburschen gehalten wurde und dessen Sattel und Satteldecke die königliche Standarte trugen.
    Eine andere Hausfrau erzählte von den Plünderungen in den Zunfthäusern. »Im Zunfthaus der Färber kamen die Plünderer, sobald das Feuer ausgekühlt war, stocherten in der Asche herum und nahmen so viel geschmolzenes Gold und Silber mit, wie sie nur tragen konnten.«
    »Davon habe ich auch gehört!«, stimmte eine andere zu. »Und jemand hat gesehen, wie ein Dutzend Rüstungen auf einem Kahn flußabwärts fuhren!«
    »Ich habe gesehen, wie ein Mann umgebracht wurde, weil er einen Karren mieten wollte!«, sagte jemand. »Zwei Männer boten dem Besitzer des Karrens erst fünf Schilling, dann zehn Schilling, dann wurde es ein Pfund, und der Betrag wurde immer höher und höher, bis er zehn Pfund erreicht hatte!«
    Es ertönte verwundertes Murmeln.
    »Der Besitzer Übergab einem der Männer den Karren und nahm das Geld entgegen«, fuhr der Geschichtenerzähler fort, »woraufhin der zweite Mann ein Messer zückte, den anderen niederstach und sich mit dem Karren davonmachte!«
    »Aber mit ehrlicher Arbeit kann man Unmengen Geld verdienen!«, versuchte ein Mann hinter einem Stand allen klar zu machen. »Unten in der Innenstadt haben sie Brandwachen aufgestellt. Sie bekommen Bier und Brot, und der König gibt jedem fleißigen Mann, der hilft, den Brand zu bekämpfen, einen Schilling pro Tag.«
    »Das tut er nur, weil er sich zu Tode fürchtet, dass das Feuer bis zu seinem Palast vordringt«, sagte einer verdrossen.
    »So weit wird es schon nicht kommen«, sagte der Besitzer des Stands, »immerhin werden jetzt ganze Häuserzeilen, die im Weg des Feuers stehen, mit Haken niedergerissen.«
    »Aber die Flammen haben einen eigenen Willen und springen Über die Lücken, die sie hinterlassen!«, sagte eine Frau. »Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie das Feuer zwei Häuserzeilen unberührt ließ und an einer ganz anderen Stelle weiterbrannte.«
    »Ich habe von einer Familie gehört, die in der Dunkelheit die Orientierung verloren hat«, gab ein anderer zum Besten. »Auf dem Kai hatte ein Kohlehaufen Feuer gefangen, Überallhin dichten, wabernden schwarzen Rauch verbreitet, und die guten Leute sind schließlich und endlich mit ihrem Karren in einer Sackgasse gelandet und von einer Truppe Plünderer Überfallen worden. Ihre ganzen Möbel und Habseligkeiten wurden ihnen gestohlen!«
    Anne und ich hörten uns diese Geschichten mit angehaltenem Atem an und wussten nicht recht, ob wir sie glauben sollten oder ob sie Übertrieben waren. Anne war der Meinung, dass sie nicht alle wahr sein konnten, doch ich hatte London in den Fängen der Pest erlebt und viele weitaus schrecklichere Dinge gesehen und neigte dazu, sie allesamt zu glauben.
    Nachdem wir unsere Einkäufe getätigt hatten, wurden wir beide von einer seltsamen Unruhe erfasst und wollten nicht zum Geschäft zurückkehren, weil wir nicht glaubten, dass wir an einem solchen Tag einfach unseren gewohnten Beschäftigungen nachgehen und .infangen konnten, Zuckerwerk zu machen. Stattdessen beschlossen wir, in den Norden der Stadt zu gehen und zu schauen, ob wir auf die Stadtmauern steigen und von dort aus den Brand beobachten konnten, um herauszufinden, ob er sich weiter ausbreitete oder nicht und ob er sich uns näherte.
    Inzwischen hing direkt Über uns eine Rauchwolke, und in der Ferne war Donnergrollen zu hören. Es schien mit jedem Schritt, den wir machten, heißer zu werden, und als die Sonne höher aufstieg, war sie nicht mehr blass, sondern wurde zu einer merkwürdigen, abstoßenden roten Scheibe.
    Anne warf einen Blick in den Himmel. »Ich mag diese Sonne nicht«, sagte sie mit einem Schaudern. »Sie sieht so unnatürlich aus. Als ob heute der Tag des Jüngsten Gerichts wäre: das Ende der Welt, von dem die Geistlichen in der Kirche manchmal sprechen.«
    Ich versuchte sie zu beruhigen, doch es gelang mir nicht, auch nur annähernd Überzeugend zu wirken, weil mir bereits derselbe Gedanke gekommen war. Ich versuchte

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