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Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hassenmüller
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frühstücken. Tagsüber konnten Natalie und Manfred tun und lassen, was sie wollten. Zum gemeinsamen Abendessen wurden sie im Appartement erwartet. Küchendienst, Abwaschen und die Küche wieder aufräumen taten die beiden Großen. Wenn im Restaurant gegessen wurde, durften einmal die Kinder das Restaurant wählen, einmal die Eltern. Das alles hatte gut geklappt. Die Sonne schien Tag für Tag, und das Meer glitzterte noch blauer, als im Prospekt versprochen.
    Aber man kann nicht alles planen. Und Gaby wußte nicht, was Hubert geplant hatte. Am dritten Abend, als sie eng umschlungen mit Hubert durch die schmalen Gassen La Gueglias ging — die Kinder schliefen unter Manfreds Obhut — , kam ihnen Marie-Luise entgegen. Ihr Haar war einen Ton roter geworden, die Haut war braun gepudert, das schwarze Kleid war tief ausgeschnitten.
    “Nein, was für ein Zufall”, rief sie. “Seid ihr auch wieder hier?” Sie nahm Gaby in ihre Arme und küßte sie überschwenglich auf ihren Mund. Ihr üppiger Busen drückte gegen Gabys Hals, und Gaby glaubte zu ersticken. Das schwere Parfüm benebelte sie. Dies konnte doch nicht wahr sein! Sie träumte einen ihrer Alpträume. Gleich würde sie aufwachen, und keine Marie-Luise war mehr zu sehen. Aber die stand vor ihnen und redete und redete. Gaby und Hubert waren diesmal wegen der Kinder in den Sommerferien gefahren. Sie erinnerte sich, daß Marie-Luise im letzten Jahr gesagt hatte, daß sie grundsätzlich nie in der Hochsaison fahre. “Viel zu teuer und viel zuviel Betrieb.” — “Ich bin diesmal alleine hier”, gurrte sie da auch schon in Gabys Gedanken hinein. “Ich wollte mich einmal so richtig hineinstürzen ins Vergnügen. Ich lade euch ein. Wohin gehen wir etwas trinken?” Den Rest des Abends hatte Gaby schweigend zwischen ihrem Mann und dieser Frau gesessen. Glaubten die beiden wirklich, daß sie bescheuert war? Sie fühlte, daß sie sich besser kannten als je zuvor. Wie ein Blitzlicht schoß es durch ihren Kopf, daß Hubert bei den letzten Geschäftsreisen über die Schweiz geflogen war. Dort kein Anschlußflugzeug bekommen konnte. Herrgott noch mal, was bin ich für eine blöde Kuh. Sie stöhnte gequält auf. “Hast du etwas, Kleines?” Gaby fühlte Huberts Arm um ihre Schultern. “Du bist so abwesend.” Sie sprang auf. Ihre Beine zitterten so sehr, daß sie taumelte. Sie hielt sich an der Tischkante fest. “Faß mich nicht an.” Sie glaubte zu schreien, aber es kam nur ein heiseres Krächzen aus ihrer Kehle. “Faß mich um Gottes willen nicht an.” Sie drehte sich um und rannte hinaus ins Freie. Unsicher, wie auf hölzernen Stelzen, die jeden Moment unter ihr wegbrechen konnten. Für einen Augenblick wurde es still in dem Lokal. Man sah ihr nach. “Bestimmt zuviel getrunken”, hörte sie jemanden sagen. Weg, nur weg! Weg von diesen Ungeheuern, die mit ihr lachten und scherzten und ihr von hinten ein Messer ins Herz stachen.
    “So warte doch”, Hubert hatte sie eingeholt. “Was ist denn nun schon wieder los?” Gaby blieb schwer atmend stehen, sah ihn an. Er war blaß unter der frischen Riviera-Bräune, aber er lächelte.
    “Was tust du schwierig!”
    “Du Scheusal!”
    Sie hob ihre Hände, um das Lächeln von seinem Gesicht zu kratzen. Um endlich einmal zu sehen, was darunter war. Er hielt ihre Hände fest. “Nimm dich zusammen”, sagte er und lächelte nicht mehr. Sie brach zusammen, weinte, schluchzte. Er tröstete sie. “Ich wußte wirklich nicht, daß sie hierherkommen wollte. Ja, ein Zufall. Ich habe sie einmal angerufen, so aus Jux und Tollerei. Vielleicht, ich kann mich wirklich nicht mehr daran erinnern, habe ich gesagt, daß wir wieder nach La Gueglia fahren. Aber verabredet habe ich mich nicht. Wie könnte ich! Ich liebe doch nur dich, Gaby. Ich will dich nicht verlieren.”
    Was sollte sie glauben? Er war rührend zu ihr. Während ihres folgenden Migräneanfalls versorgte er die Kinder, brachte er ihr Eistee, kühlte er mit Kompressen ihren schmerzenden Kopf. “So einen Mann möchte ich auch einmal haben”, sagte Natalie. “Zumindest, wenn ich überhaupt einmal einen will.”
    Gab es so einen Zufall? Gaby zermarterte ihren schmerzenden Kopf. Und dieses unechte Theater bei der Begrüßung? Jedes Wort war Lüge und Betrug gewesen, hatte sie geglaubt zu fühlen. Hubert, der sich im Lokal andauernd die Nasenspitze rieb und mit den Augenlidern flatterte. Konnte sie denn keinem Gefühl mehr vertrauen? War sie hysterisch? Litt sie unter

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