Zuckerpüppchen - Was danach geschah
förmlich bedanken mußt.”
“Ich weiß nicht, was du willst”, hatte Hubert geantwortet und seine Augenbrauen wieder auf die unnachahmliche Art und Weise gerunzelt. “Einerseits beklagst du dich, daß ich zuwenig sage, was ich denke. Und wenn ich dir sage, daß du etwas gut gemacht hast und mich auch noch dafür bedanke, dann ist es auch nicht richtig.” Er seufzte auf und glättete mit dem Mittelfinger seine Stirnfalte: “Du kannst wirklich so unwahrscheinlich schwierig tun.”
‘Schwierigtun’ wurde von nun an sein geflügeltes Wort für sie. “Gott, was tust du schwierig”, drückte bis zum Schluß alles aus, was er auf Gabys Versuche und Bestrebungen, die Mauer zu ihm zu durchbrechen, antwortete. “Mach’s doch nicht so schwierig”, wehrte er sie ab, wenn sie ihm die jahrhundertealte Frage stellte: “Sag mir doch einmal, was du denkst.” Er schirmte sich ab, war unvermindert freundlich und liebenswürdig mit einer Tiefkühltemperatur, daß Gaby fror. Eiskalte Füße und Hände hatte sie, wenn sie ihm gegenüber auf der Couch saß und er seiner südamerikanischen Musik lauschte, die er von der letzten Geschäftsreise mitgebracht hatte. Und so einen verträumten Zug um den Mund bekam. “Stell bitte die Musik ab”, klagte sie und haßte sich selbst. “Ich bekomme Kopfschmerzen von dem Gedudel.” Sein Blick wartödlich. “Wenn du meinst”, sagt er ruhig und drehte den Knopf der Stereoanlage auf “aus”.
Heute abend, bei dem Geschäftsessen mit den beiden Herren aus Kolumbien, hatte die Musik sie nicht weiter gestört. Hubert war zu sehr mit dem Essen beschäftigt, um träumerisch zu schauen. Herr Mechias prostete ihr zu. “Auf die charmanteste Gastgeberin in den Niederlanden. Und auf eine hervorragende Köchin noch dazu.”
“Wissen Sie eigentlich”, Herr Orlando beugte sich mit seinem Glas zu ihr, “daß Sie in Kolumbien ‘die Botschafterin des guten Geschmacks’ genannt werden?” Gaby hatte verlegen ihr Glas in den Händen gedreht und dankbar Huberts Arm um ihre Schultern gefühlt. “Ja, sie macht das ganz hervorragend, nicht wahr? Ich bin sehr stolz auf sie. Deswegen möchte ich auch, daß wir nächstes Jahr zusammen nach Kolumbien und Ecuador fahren. Ich will ihr endlich einmal die Länder zeigen, in denen ich so häufig bin.” Gaby sah ihn sprachlos an. Meinte Hubert das ernst? Oder war das nur ein Bonbon für ihr gutes Funktionieren?
Erst jetzt sah er sie direkt an. “Im Ernst, Kleines, ich möchte nächstes Jahr mit dir nach Südamerika. Drei Wochen lang will ich dir all das zeigen, was ohne dich nur halb so schön ist.” Die beiden Herren aus Südamerika lächelten verständnisvoll. “Er vermißt Sie immer so sehr, liebe Frau Gaby. Selbstverständlich sind Sie beide Gast in unserem Haus.” Herr Mechias nahm ihre Hand und küßte sie. “Es wird meiner Frau und mir eine Ehre sein.” Gaby schwirrte der Kopf. Er vermißt Sie immer so sehr, sagte der Mann. Ich will dir alles zeigen, was ohne dich nur halb so schön ist, sagte Hubert. War das wahr? Was war wahr? Eine solche Reise gemeinsam mit ihr!
“Eine Geschäftsreise”, fragte sie. “Ich meine, ich soll dich auf einer Geschäftsreise begleiten?” Hubert wehrte ab. “Nein, ein richtiger Urlaub. Nur wir zwei. Drei Wochen lang aller Luxus für dich und mich. Es wird wunderbar sein”, flüsterte er ihr ins Ohr. Benommen sah Gaby auf ihren grünen Smaragdring, den er ihr vor Jahren aus Kolumbien mitgebracht hatte. Alles hat seinen Preis. Wofür war dies der Preis?
Ihr letzter Urlaub hatte tiefe Spuren auf ihrer Seele hinterlassen. “Laß uns doch wieder nach La Gueglia fahren”, hatte Hubert vorgeschlagen. “Nicht in unser Zuckerbäcker-Hotel, sondern wir könnten am Strand eine Wohnung mieten. Wenn Natalie und Manfred mitfahren, erscheint mir das praktischer. Wir wären dann mehr für uns und müßten uns zum Teil selbst versorgen.” Gaby war hellauf begeistert gewesen. Herrlich, zusammen mit ihren vier Kindern und Hubert drei Wochen lang an der Italienischen Riviera. Da gab es bestimmt Gelegenheit, viel Gemeinsames zu tun. Die beiden Großen meldeten ihre Forderungen an: “Wir wollen auch für uns alleine sein. Nicht immer mit euch zusammen herumziehen müssen.” Das kam Gaby nur entgegen. Sie sprachen ein paar Grundregeln ab. Jeder durfte schlafen, so lange er wollte. Das galt natürlich nicht für sie selbst, da sie sich um Alex kümmern mußte. Nur die beiden Kleinen mußten mit den Eltern
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