Zuckersuesse Todsuenden
es ihm zurück. »Sehen Sie selbst.«
Mrs Dugan stand neben Mensher. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah zu, wie der Van von ihrem Baum weggezogen wurde. Sie war in den Siebzigern, hatte kurz geschnittenes weißes Haar und eine Figur wie ein Hydrant. Ihr Mann war bereits verstorben, und sie lebte allein mit einem fettleibigen Beagle namens Morty. Mrs Dugan und Morty gingen jeden Tag zweimal bei ihrem Gesundheitsspaziergang an meinem Haus vorbei.
»Wird Ihr Baum das überleben?«, fragte ich sie.
»Die Rinde ist ein wenig beschädigt, aber ich glaube, das wird wieder«, erwiderte sie. »Ich habe zufällig gesehen, dass Ophelias Kater zurückgekommen ist. Ich habe ihn heute in Ihrem Haus am Fenster sitzen sehen. Ist das nicht schön? Ich habe mir bereits Sorgen um ihn gemacht. Er ist schließlich keine normale Katze. Mit dem einen Auge und so.«
»Wissen Sie, wie er sein Auge verloren hat?«
»Nein. Ophelia hat nie darüber gesprochen. Sie war sehr empfindlich, wenn es um ihre Katze ging.«
»Wissen Sie, wie der Kater heißt?«
Sie dachte einen Moment lang nach. »Nein, ich kann mich nicht daran erinnern.«
Ich verabschiedete mich von Mrs Dugan, und Diesel und ich gingen den Hügel hinauf zu meinem Haus.
»Ich dachte, Katze Nr. 7143 käme aus dem Tierheim«, meinte Diesel.
»Das stimmt, aber wie sich herausstellte, gehörte er meiner Großtante Ophelia.«
»Das gibt einem zu denken, nicht wahr?«, meinte Diesel.
»Verglichen mit allem, was in den letzten Tagen in meinem Leben geschehen ist … wundere ich mich eigentlich kaum darüber. Welche Informationen hast du Mensher gegeben?«
»Ich habe ihm Wulfs Adresse verraten«, antwortete Diesel.
Das entlockte mir ein Lächeln. »Hat Wulf Sinn für Humor?«
»In diesem Fall sicher nicht.«
»Bist du sicher?«
»Wenn Mensher sein erstes Foto schießt, wird Wulf sich vor Wut so verkrampfen, dass er zu schielen beginnt.«
Wir hatten beinahe mein Haus erreicht, als Richie in einem grünen Minivan an uns vorbeifuhr. Er hielt neben dem Abschleppwagen an, und Mensher und sein Team luden im grellen Licht der Scheinwerfer ihre Ausrüstung von dem kaputten Van in den Minivan. Nach einer kurzen Diskussion zwischen Mensher und dem Fahrer des Abschleppwagens zwängten sich Mensher und seine Leute in den Minivan, und der Wagen brauste davon und verschwand um die nächste Ecke.
»Sie fahren nach Beacon Hill«, stellte Diesel fest.
»Du hast sie den Wölfen zum Fraß vorgeworfen.«
»Stimmt.«
»Und wenn Wulf nun seine Feuerkralle einsetzt?«
»Dann haben sie Stoff für eine Reality-Show.«
»Der letzte Mann, der die Feuerkralle zu spüren bekam, ist tot«, erinnerte ich ihn.
»Wulf wird diese Typen nicht umbringen. Außer er hat wirklich sehr schlechte Laune. Und selbst dann wird er wahrscheinlich nur den einen oder anderen von ihnen verletzen.«
»Na großartig. Nun machst du mich auch noch zu einer Mittäterin bei einer Körperverletzung.«
»So schlimm wird es nicht werden«, meinte Diesel. »Es handelt sich ja nur um einen Handabdruck.«
»Das ist schrecklich.«
»Du benimmst dich wie ein kleines Mädchen.« Er lächelte mich an, als sei ich zwar dumm, aber süß. Dann zog er mich den kurzen Weg zu dem Cayenne, öffnete die Tür und forderte mich mit einer Handbewegung zum Einsteigen auf.
»Wo fahren wir hin?«, wollte ich wissen.
»Wir werden eine mögliche Körperverletzung verhindern.«
Beacon Hill ist ein ruhiges historisches Viertel im Herzen von Boston. Die mit Bäumen bestandenen Straßen sind schmal und die Gehsteige holperig. Die Häuser, einige von schäbigem Schick und andere von Grund auf aufwendig renoviert, sind alle teuer. Parken ist ein Ding der Unmöglichkeit.
Der Spukpatrouille war es irgendwie gelungen, den letzten legalen Parkplatz auf dem Hügel zu ergattern, und Diesel musste sich mit einem weniger ordnungsgemäßen Platz zufriedengeben. Er parkte seinen Wagen vor der Einfahrt eines Hauses, gegenüber dem grünen Minivan.
Als ich vor Monaten in die Stadt gekommen war, hatte ich einen Spaziergang durch das Stadtviertel gemacht, daher wusste ich, dass wir uns in einer der besseren Straßen befanden. Die Häuser waren fast alle im schlichten Federal Style erbaut. Einige davon waren Einfamilienhäuser, andere waren zu teuren Mehrfamilienhäusern mit Miets- und Eigentumswohnungen umgebaut worden.
Wulf wohnte in der Mitte des Häuserblocks in einem beispielhaft gut erhaltenen Sandsteinhaus. Der kleine gepflegte Vorgarten
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