Zuckersueßes Chaos
genug Schaden angerichtet. Obwohl, Moment, eigentlich war ich diejenige gewesen, die gestern über die Strenge geschlagen hatte. Zum ersten Mal konnte ich Jason nicht für meine misere Lage verantwortlich machen und das war ein schreckliches Gefühl. Ich allein war schuld daran, wie ich mich jetzt fühlte, nicht Jason. Offenbar war meine Antwort nicht glaubwürdig genug, denn er packte mich am Arm und riss mich grob zu sich herum. Ich stieß gegen ihn und sah mit zornigen Augen zu ihm auf – was beeindruckender gewirkt hätte, wenn meine Augen nicht rot geschwollen wären.
»Du hast geweint«, stellte er fest und sprach dabei wie zu sich selbst.
»Ach was!«, fauchte ich und riss mich von ihm los. Da wir das dann geklärt hatten, konnte er ja wieder abziehen! Doch das tat er nicht, Im Gegenteil, er war plötzlich ganz steif, als er sagte:
»Hör zu, was gestern vorgefallen ist, hat nichts zu bedeuten. Du warst betrunken und ich mache dir keine Vorwürfe.« Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, was er mir sagen wollte. Oh mein Gott, er dachte doch wohl nicht, dass ich wegen gestern Abend weinte? Ich fuchtelte wild mit den Händen herum und erklärte:
»Nein nein, ich weiß. Ich … weine nicht deswegen«, stotterte ich und wischte mir neue Tränen weg. Jason musterte mich wenig überzeugt, dann sagte er vorsichtig:
»Hey, das braucht dir nicht peinlich zu sein, ich …« Das war doch wohl unfassbar. Ich. Weinte. Doch. Nicht. Wegen. Ihm! Warum begriff er das nicht?
»Jason! Es ist mir nicht peinlich.« Okay, das war gelogen.
»Und ich weine auch nicht wegen gestern Abend, okay?« Gott, ich musste auf ihn wirken wie ein verknallter Teenager, der von seinem Jugendschwarm abgewiesen wurde.
»Warum dann die Tränen?«, fragte er erneut. Ungeduldig krempelte ich meine Hose hoch und deutete auf das Pflaster an meinem Knie.
»Weil ich mich gestoßen habe, siehst du? Du kannst also beruhigt sein.« Kritisch sah er mir dabei zu, wie ich die Hosen wieder runterkrempelte, dann fragte er:
»Und deshalb flennst du hier so rum? Das kaufe ich dir nicht ab.« Ich atmete tief durch und sagte ein letztes Mal:
»Glaub, was du willst, aber wenn du nicht sofort verschwindest, steche ich dich ab, ich schwör’s.« Zur Verdeutlichung nahm ich das große Küchenmesser, mit dem er mich selbst einmal erschreckt hatte und fuchtelte damit herum. Das schien ihn dann zu überzeugen und kaum war er weg, hörten eigenartigerweise auch meine Augen auf zu tränen. Na vielen Dank auch!
Kapitel 26
»Oh nein. Sind das Cupcakes?«, fragte Vicky schockiert und trat in die Wohnung. Jason hatte das Haus vor zwei Stunden verlassen und mich doch tatsächlich gefragt, ob er mir was vom Shoppen mitbringen sollte. Wie sehr wollte er mich eigentlich noch demütigen? Erst schob er meine Tränen auf meinen missglückten Flirtversuch und dann hatte er auch noch ein schlechtes Gewissen deswegen? Das war ein Desaster. Ein riesen Desaster! Vicky, die wusste, dass ich meine Cupcakes nur im schlimmsten Notfall backte, kam vorsichtig ins Wohnzimmer geschlichen. Ich war erst vor einer halben Stunde fertig geworden und hatte so etwa siebzig Törtchen gebacken – genügend, um mir über die nächsten Tage ein paar hübsche Extrapfunde anzufuttern. Die süßen Dickmacher stapelten alle auf dem Küchentresen und verteilten einen penetranten Zuckergeruch, von dem mir fast schlecht wurde.
Vielleicht, dachte ich und blickte auf meinen leeren Teller herab, war mir aber auch einfach nur schlecht, weil ich gerade meinen dritten Cupcakes verputzte.
»Wie schlimm ist es?«, fragte sie und nahm sich ein Törtchen. Ich erzählte ihr alles, angefangen vom Kuss über das heiße Techtelmechtel im Bad, bis hin zu meinem Heulanfall und ich musste wirklich Vicky zugute halten, dass sie kein einziges Mal lachte.
»Tja«, sagte sie schließlich und ließ sich ins Sofa zurücksinken.
»Tja?«, fragte ich enttäuscht.
»Mehr fällt dir dazu nicht ein?«
»Glaub mir, bei dir kommt jede Hilfe zu spät.« Ich zog eine Grimasse und schlug mit einem Kissen nach ihr, insgeheim war ich jedoch enttäuscht. Vicky hatte so viel Erfahrung mit Männern, dass sie bisher immer einen weisen Rat parat gehabt hatte. Doch bei Jason schien selbst sie an ihre Grenzen zu stoßen. Nachdem sie den zweiten Cupcake verputzt hatte, fiel ihr dann aber doch etwas ein.
»Hey, geh doch mit Taylor aus«, schlug sie vor.
»Ich weiß nicht. Wäre das jetzt nicht etwas unpassend?«, druckste ich
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